Klimasprecher GLOBAL 2000

Als im Jahr 2015 das Klimaabkommen von Paris abgeschlossen wurde, schien die ganze Welt zu jubeln. Ein symbolträchtiger Schritt war gelungen, Trump war noch kein ernstzunehmender Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten und man fing an, sich damit zu beschäftigen, wie die ehrgeizigen Ziele umgesetzt werden sollen.

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Als im Jahr 2015 das Klimaabkommen von Paris abgeschlossen wurde, schien die ganze Welt zu jubeln. Ein symbolträchtiger Schritt war gelungen, Trump war noch kein ernstzunehmender Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten und man fing an, sich damit zu beschäftigen, wie die ehrgeizigen Ziele umgesetzt werden sollen. Einen klaren Blick bewies dabei Karl Aiginger, damals Leiter des WIFO, der in einem Kurier-Interview aussprach, was im Gebäudebereich dafür notwendig ist: „Ab dem Jahr 2016 darf kein Haus mehr mit fossilem Energiesystem gebaut werden. Kein Öl, kein Gas. Oder es müssen Null-Energiehäuser sein, die gar keine Heizungsenergie mehr brauchen.” Die österreichische Politik ging es gemächlicher an. Die Paris-Euphorie im Rücken startete man die Arbeit an einer neuen Energie- und Klimastrategie, setzte sie in den Sand und hat jetzt vor den Neuwahlen nichts vorzuweisen, weil man sich viel mehr auch nicht vorgenommen hatte. Ein klarer Blick á la Aiginger hätte fürs Erste genügt und uns negative Entwicklungen erspart.

So begann das Jahr 2017 mit der Veröffentlichung einer vernichtenden Klimabilanz durch das Umweltbundesamt, die zeigt, dass Österreich immer noch genauso viele klimaschädliche Gase ausstößt wie 1990. Die letzten 25 Jahre sind also ohne statistisch belegbaren Fortschritt vergangen. Innerhalb der EU wurde im gleichen Zeitraum der Ausstoß klimaschädlicher Gase um ein Viertel reduziert. Mehr sollte es eigentlich nicht brauchen, um die Politik in Österreich endlich aufzurütteln. Eine Aufbesserung der Klimabilanz könnte im Gebäudebereich sehr rasch gehen. Etwa 1,5 Mio. ÖsterreicherInnen heizen direkt mit fossiler Energie, davon 613.000 mit Öl. Der Großteil der Ölheizungen ist veraltet und wird in den nächsten Jahren ausgetauscht. Es existiert aber immer noch kein Gesetz, das sicherstellt, dass nicht wieder Ölkessel eingebaut werden, obwohl die Bundesländer einen verpflichtenden Einsatz von erneuerbaren Energien vorsehen könnten, wie das Dänemark bereits in groben Zügen praktiziert.

So aber wittert die Öl-Lobby um das Institut für Wirtschaftliche Ölheizung Morgenluft und fördert den Einbau von neuen Ölheizungen munter weiter. Zynischerweise wird die Initiative als Klimaschutzinitiative beworben, obwohl es sich um das klimaschädlichste Heizsystem handelt, das derzeit noch auf dem Markt ist. Wer heute in einem unsanierten Gebäude wohnt und seine alte Ölheizung gegen ein Öl-Brennwertgerät austauscht, kommt laut Österreichischer Energieagentur auf CO2-Emissionen von gut und gerne 10 Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Im Schnitt verursacht ein/e ÖsterreicherIn derzeit etwa 9 Tonnen CO2 pro Jahr. Darin enthalten sind Mobilität, Stromverbrauch, Raumwärme, Industrieproduktion sowie Emissionen aus der Abfallwirtschaft und landwirtschaftlicher Produktion. Es ist aber auch aus anderen Gründen nicht ratsam, auf Öl zu bauen: Man riskiert jahrzehntelange Abhängigkeit von Ölimporten bei mitunter stark schwankenden Preisen. Es gibt jedoch Hoffnung: Das Land Niederösterreich hat mit dem Verbot von neuen Ölheizungen im Neubau einen ersten symbolischen Schritt gesetzt. Weitere Bundesländer und Vorfahrt für erneuerbare Energie bei der Heizungssanierung werden hoffentlich bald folgen. Wir müssen jetzt handeln, damit wir nicht später wieder über hohe Strafzahlungen und verfehlte Klimaziele jammern müssen.