Lage am Wohnungsmarkt verschärft sich zusehends

"Es wird immer schwieriger, Wohnraum zu finanzieren - nicht nur in Eigentum, sondern auch zur Miete", verwies EHL-Immobilien-Geschäftsführer Michael Ehlmaier am Dienstag auf eine zunehmende Angebotsverknappung.

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Lage am Wohnungsmarkt verschärft sich zusehends

Die Fertigstellungen brechen bis 2025 voraussichtlich um gut 50 Prozent ein. Die Mieten steigen, die Kaufpreise bewegen sich seitwärts.

Konkret dürften die Wohnungsfertigstellungen in Wien, dem mit Abstand größten Markt in Österreich, von heuer noch knapp 15.900 auf höchstens 7.500 Einheiten im Jahr 2025 einknicken. "Wir erfahren aber praktisch wöchentlich von weiteren Projekten, die vorläufig gestoppt werden, und daher rechne ich damit, dass sogar diese bereits sehr niedrige Fertigstellungszahl unterschritten wird", umriss EHL-Wohnen-Geschäftsführerin Karina Schunker in einem Pressegespräch die aktuelle Situation. Grund dafür seien vor allem die hohen Baupreise und die deutlich gestiegenen Finanzierungskosten infolge der Zinsanhebungen. Der Baustart sei derzeit vielen aus wirtschaftlichen Gründen zu unsicher. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Fertigstellungen 2026 noch weiter nach unten gehen - die Bauträger warten ab, halten die Füße still", ergänzte Ehlmaier. "Das Angebot geht stark zurück, bei gleichbleibend hoher Nachfrage."

Bei der Zurückhaltung der Bauträger ebenfalls eine Rolle spielt auch die Frage der Beheizung der Objekte mit Blick auf die Vorgaben zur Nachhaltigkeit inklusive dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Zwischen 2018 und 2022 seien noch bei fast 50 Prozent der Wohnungen Gaszentralheizungen eingebaut worden, sagte Schunker zur APA. Alternativ wird - so ein Anschluss ans Netz möglich ist - in erster Linie Fernwärme gewählt, aber auch Betonkernaktivierungen, also Tiefenbohrungen, sowie Luftwärmepumpen kombiniert mit Photovoltaik sind den Angaben zufolge Lösungen, zu denen häufig gegriffen wird.

Um Wohnen leistbarer zu machen, müsse das Angebot an Wohnraum deutlich vergrößert werden, so die Botschaft der Immobilienwirtschaft. Da der Kauf einer Immobilie für viele Wohnungssuchende in weitere Ferne gerückt ist, wird mehr gemietet. "Wir sehen einen Nachfrageverschub von Eigentum nach Miete, die Nachfrage in Miete ist gestiegen", so Schunker.

Die erhöhte Nachfrage wirke sich wiederum auf die Preisentwicklung aus. In Wien seien die Mieten im Neubau im privaten Sektor 2022, je nach Bezirk und Lage, um 4 oder 5 bis 10 Prozent gestiegen. Die Zahl des Angebots wirke sich unmittelbar auf den Preis aus. "Es muss mehr Wohnraum geschaffen werden, damit es nicht zu einer weiteren Steigerung kommt", betonte die Immobilienmanagerin.

Im Eigentumsbereich wiederum stagnierten die Preise. "Aufgrund der genannten Faktoren ist unmittelbar keine Erhöhung zu erkennen - wir haben uns auf Vorjahresniveau eingependelt - bei Neubau und sanierten Projekten, auch bei gebrauchten Wohnungen", berichtete Schunker. Nach unten gingen die Preise aber nicht. "Wir sehen eine Seitwärtsbewegung, keinen Nachlass, auch bei sanierungsbedürftigen Objekten."

Gemeinnützige Anbieter könnten die massive Angebotslücke nicht alleine schließen, meint der Geschäftsführer der EHL Investment Consulting, Franz Pöltl. "Der Investitionsbedarf ist so enorm - das kann keine Sparte alleine darstellen." Die private Wirtschaft könne schneller auf die Situation reagieren als der geförderte Bereich. Die Bautätigkeit wieder in Schwung bringen könnten seiner Ansicht nach steuerliche Maßnahmen zur Abfederung der zusätzlichen Kosten infolge der Vorgaben zum nachhaltigen Bauen, mehr digitale und somit raschere Genehmigungs- und Umwidmungsverfahren und generell eine Entrümpelung der "sehr überfrachteten Bauordnung". Es müsse ein Umfeld geschaffen werden, das die Bauträger wieder motiviert sind zu bauen. "Der Wohnungsneubau geht zurück - es fließt weniger Kapital rein und wir haben weniger Fertigstellungen."