Location, Location, Location

Es kann zwar nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden, von wem der Ausspruch stammt, aber wer beruflich mit Immobilien zu tun hat, kennt den Sager von den drei wichtigsten Dingen in der Immobilienwirtschaft, nämlich „Location, Location, Location“.

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Es kann zwar nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden, von wem der Ausspruch stammt, aber wer beruflich mit Immobilien zu tun hat, kennt den Sager von den drei wichtigsten Dingen in der Immobilienwirtschaft, nämlich „Location, Location, Location“. Wie berühmt das Zitat auch ist und wie häufig es auch gebraucht wird, im konkreten Einzelfall hilft es nur wenig. Denn darüber, was einen guten Standort ausmacht, und vor allem darüber, wie sich ein Standort entwickeln wird, scheiden sich die Geister. Gute Verkehrsanbindung bedeutet meistens auch Verkehrslärm und Naturnähe auch weite Wege. Am Ende des Tages sind es immer die Marktteilnehmer, die einen Standort bewerten und die manchmal ein ganz anderes Urteil fällen als die involvierten Experten.

Was im kleinen Maßstab gilt, gilt auch im größeren. In der aktuellen politischen Diskussion stehen „Standortrankings“ und „Standortwettbewerb“ gerade wieder einmal hoch im Kurs. Darauf, dass die Attraktivität des Standortes Österreich rasch verbessert werden muss, kann man sich relativ rasch einigen. Darauf, wie das zu geschehen hat, schon nicht mehr. Denn, was im Kleinen schon schwierig ist, wird im größeren Maßstab nicht leichter. Staatsausgaben und Steuern senken? In Bildung und in die Infrastruktur investieren? Flexibilisieren? Klarere Regelungen? Jede Änderung auf der einen Seite führt zu Nebenwirkungen auf anderen. Ob der Nettoeffekt am Ende positiv oder negativ ausfällt, ist nicht immer so klar.

Dabei ist Standortpolitik ganz besonders wichtig. Denn mit der Integration in einen gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsraum sind viele der traditionellen wirtschaftspolitischen Instrumente verloren gegangen. Daher geht es heute viel mehr als früher um das Gestalten von Rahmenbedingungen, um das Schaffen von Möglichkeiten, um Anreize, um Image und um ähnliche weiche Faktoren. Güter, Dienstleistungen, Investitionen und auch Arbeitskräfte bewegen sich im gemeinsamen Markt relativ ungehindert über die Grenzen hinweg und entscheiden so  am Ende des Tages, ob der Standort attraktiv ist oder nicht und ob die Standortpolitik erfolgreich war.

Wie verhalten sich aber die Menschen und die Märkte in so einer offenen Wirtschaft, die nicht von Zöllen, Niederlassungsvorschriften, Währungsunterschieden udgl. eingeschränkt wird? Wer hat da Erfahrung? Von wem kann man da etwas lernen? Von der Regionalökonomie. Denn diese Teildisziplin der Ökonomie befasst sich schon seit jeher mit Wirtschaften mit offenen Grenzen und gemeinsamen Währungen. Ihre Themen reichen von der Binnenwanderung über Ballungstendenzen der Unternehmen bis zu Innovationssystemen, Technologieentwicklung und „Smarten Städten“. Die Berührungspunkte zur Immobilienwirtschaft sind evident. Eine gute Gelegenheit fürs Lernen gibt es im August, genauer zwischen 23. und 26. In dieser Zeit kommen nämlich Regionalökonomen aus der ganzen Welt zum weltweit größten Fachkongress, dem ERSA Kongress an der WU, in Wien zusammen (http://vienna.ersa.org). In 25 Parallelsitzungen präsentieren sie rund 1000 Beiträge, diskutieren Entwicklungen, Erfolge, Misserfolge und neue Ideen. Patentrezepte haben auch die Regionalökonomen nicht auf Lager, aber jede Menge Anregungen und Ideen.