Michael Ludwig

Affäre Wiener Wohnen. Mit seiner Politik des Verharmlosens und Negierens hat sich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig für die Position des Wiener Bürgermeisters wohl endgültig ins Abseits manövriert.

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Affäre Wiener Wohnen. Mit seiner Politik des Verharmlosens und Negierens hat sich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig für die Position des Wiener Bürgermeisters wohl endgültig ins Abseits manövriert.

Seit Jahren ist die Hausverwaltung Wiener Wohnen immer wieder in den Schlagzeilen zu finden. Europas größte Hausverwaltung (220.000 Gemeindewohnungen, 5.400 Lokale und über 47.000 Garagen- und Abstellplätze –  1.000.000.000 Euro Umsatz) hat ein Problem: mangelnde Kontrolle. Immer wieder weisen auch die Prüfer des Stadtrechnungshofes in ihren Berichten auf Unregelmäßigkeiten bei Auftragsvergaben durch Wiener Wohnen hin.

Nun steht wieder einmal bei Wiener Wohnen der Vorwurf der Bestechlichkeit im Raum – von einem regelrechten Baukartell ist die Rede. 32 Mitarbeiter (18 Beamte und 14 Vertragsbedienstete) stehen unter Verdacht. Bei Sanierungen von Gemeindewohnungen sei zum Beispiel für drei Wandanstriche bezahlt worden, ausgemalt wurde tatsächlich nur einmal. Kolportierter Schaden: knapp 60 Millionen Euro.

Doch der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig sieht keine Versäumnisse wie zum Beispiel mangelnde Kontrolle bei Wiener Wohnen. Die Ermittlungen führt er auf verschärfte Kontrollmaßnahmen zurück: „Wiener Wohnen hat alle Materialien den Behörden zur Verfügung gestellt. Dass wir das tun konnten, ist auch auf die Tätigkeit unserer Innenrevision zurückzuführen.“ Die internen Erhebungen seien aufgenommen worden, da man mutmaßte, dass es im Zusammenhang mit der Tätigkeit eines Firmennetzwerkes nicht mit rechten Dingen zugehe.

Bereits im Oktober 2012 habe Wiener Wohnen die Ermittlungen durch eine Betrugsanzeige gegen den ehemaligen Geschäftsführer einer Glaserei- und Malereigesellschaft ins Rollen gebracht. Akribische Befundaufnahmen in 25 Wohnungen durch die Wiener Wohnen Qualitätskontrolle erhärteten 2013 den Verdacht, dass von diesen Unternehmen immer wieder Leistungen verrechnet wurden, die nicht im vollen Umfang sowie in minderwertiger Qualität erbracht worden waren.

Erste Betrugsanzeige 2012? Mittlerweile haben wir 2017 und gut viereinhalb Jahre Ermittlungen. Da waren ja im Vergleich dazu sogar die Ermittlungen in Sache Hypo Alpe Adria im Eilzugstempo unterwegs.

Dass Ludwig Michael Häupl gerne als Bürgermeister nachfolgen würde, ist kein Geheimnis. Sein Vorgänger Werner Faymann hatte es sogar zum Bundeskanzler gebracht. Mit seiner Politik des Verharmlosens und Negierens hat sich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig für die Position des Wiener Bürgermeisters wohl endgültig ins Abseits manövriert. Ist ihm noch dazu der linke Flügel der Sozialisten in Wien nach der Demontage von Sonja Wehsely, die von Ludwig aktiv betrieben worden sein soll, nicht gerade freundlich gestimmt.

„Die kolportierten 60 Millionen Euro kann ich nicht bestätigen“, sagt Ludwig. „Wie hoch der tatsächliche Schaden für Wiener Wohnen ist, lässt sich noch nicht sagen.“ Na ja. Vielleicht ist es auch ein bisschen mehr. Wien ist eben anders.

Quelle: cityfoto