Positionen & Meinungen Mit angezogener Handbremse

Auch im Jahr 2023 werden der Krieg in der Ukraine, steigende Inflationsraten und die gestiegenen Zinsen die marktbestimmenden Themen bleiben. Was das für die Immobilienmärkte bedeutet, erklärt Jenni Wenkel, Vorstandsmitglied und CIO Union Investment Real Estate Austria.

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Mit angezogener Handbremse

Sind Immobilien im Jahr 2023 noch gefragt? Schließlich haben Anleihen und Festgeld im Zuge der gestiegenen Zinsen im Wettbewerb um Investorengelder wieder an Boden gut gemacht. Doch auch wenn die Transaktionsdynamik aktuell nachlässt, bleiben Immobilien weiterhin gefragt. Sicherlich müssen einzelne Investoren als Reaktion auf den Einbruch der Aktien- und Rentenmärkte eine Reallokation ihres Kapitals vornehmen. Und in der Tat sind die Renditen beispielsweise von zehnjährigen Staatsanleihen oder Unternehmensbonds mittlerweile wieder so attraktiv, dass sie in Konkurrenz zu Immobilieninvestments stehen. Beide Faktoren sind aber eher kurzfristiger Natur. Immobilien haben sich in der Vergangenheit, in der Corona-Krise und im Rahmen der jüngsten Verwerfungen an den Kapitalmärkten immer wieder als Stabilitätsanker im Portfolio unserer Anleger erwiesen. Zudem sind viele Investoren vor dem Hintergrund der hohen Inflation auch bereit, bei Immobilien eine geringere Risikoprämie zu akzeptieren. Denn Immobilien sind Sachwerte und fast immer sind die Mieten mittels indexierter Verträge an die Inflation gekoppelt. Eine hohe Inflationsrate kann durch die etwas zeitversetzt ansteigenden Mieteinnahmen oftmals kompensiert werden.

Rückgang des Transaktionsvolumens

Dennoch wird das Transaktionsvolumen auch im kommenden Jahr auf einem deutlich niedrigeren Niveau liegen als in den Boom-Jahren zuvor. Die Ära des billigen Geldes ist definitiv vorbei. Grundsätzlich muss die Inflation erst einmal ausgesessen werden. Es spricht derzeit vieles dafür, dass die Fremdfinanzierungskosten in der Europäischen Union erst noch weiter steigen und dann in eine Seitwärtsbewegung einschwenken werden. Doch wenn die Inflation aufhört zu steigen, werden sich Immobilienpreise herausbilden, die auch wieder einen Spread im Vergleich zu alternativen Anlagen liefern. Das war historisch gesehen bisher immer so. Dann steigt auch das Transaktionsvolumen wieder.

Qualität vor Quantität

Für das Jahr 2023 bedeutet das: Es wird mit angezogener Handbremse gefahren, aber es gibt nach wie vor attraktive Opportunitäten. Es gilt das Motto Qualität vor Quantität. Gleichzeitig führt die aktuelle Gemengelage dazu, dass sich die Gewichte auf der Investorenseite verschieben. Einerseits ist das Neuprodukt rarer gesät als in der Vergangenheit, weil viele geplante Vorhaben im aktuellen Umfeld nicht realisiert werden. Andererseits sind auf Käuferseite nun weniger Player unterwegs als noch vor wenigen Monaten. Das aktuelle Umfeld auf den Investmentmärkten bietet darum für eigenkapitalstarke, langfristig orientierte Investoren wie Union Investment deutliche Vorteile beim Immobilienerwerb.

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