Mit Auszeichnung

Zertifiziert. 50 Prozent des weltenweiten Ressourcenverbrauchs, 40 Prozent des Energiebedarfs, 30 Prozent aller Emissionen und 20 Prozent aller Krankheiten werden von Gebäuden versursacht. Nachhaltigkeit wird bei der Erstellung, Bewirtschaftung und dem Betrieb von Immobilien ein immer wichtigerer Aspekt. Deshalb wird immer öfter auf Gebäudezertifizierungen zurückgegriffen, um vorbildlich nachhaltige Gebäude besser von Standardimmobilien unterscheiden zu können.

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Zertifiziert. 50 Prozent des weltenweiten Ressourcenverbrauchs, 40 Prozent des Energiebedarfs, 30 Prozent aller Emissionen und 20 Prozent aller Krankheiten werden von Gebäuden versursacht. Nachhaltigkeit wird bei der Erstellung, Bewirtschaftung und dem Betrieb von Immobilien ein immer wichtigerer Aspekt. Deshalb wird immer öfter auf Gebäudezertifizierungen zurückgegriffen, um vorbildlich nachhaltige Gebäude besser von Standardimmobilien unterscheiden zu können.

Die Immobilienbranche hat großes Potenzial, ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Ziele in Einklang zu bringen – Nachhaltigkeit ist das Stichwort. Beinahe jedes europäische Land hat seine eigenen Gebäudezertifikate – es gibt also reichlich Auswahl. Jedoch lassen sich die unterschiedlichen Labels nur schwer miteinander vergleichen – jedes hat seine Eigenheiten und definiert andere Schwerpunkte in der Bewertung. Auch die Kriterienanzahl ist für die Qualität der Zertifizierung ausschlaggebend – je umfassender der Kriterienkatalog, desto detailreicher ist die Analyse.

Neben den gesetzlichen Mindestanforderungen sollten die Systeme idealerweise auch die Möglichkeit der Übererfüllung aufweisen. So kann man gut nachvollziehen, in welchen Teilbereichen ein Gebäude als besonders nachhaltig einzustufen ist.

Bauherren sollten sich deshalb im Vorfeld bei der Wahl eines geeigneten Systems mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

  • Bilden österreichische Normen die Basis für das Profil und werden diese auch bei der Bewertung berücksichtig?
  • Wird der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes analysiert oder nur einzelne Zeitabschnitte, wie Herstellung oder Betrieb?
  • Findet eine ganzheitliche Bewertung des Gebäudes statt oder werden lediglich einzelne Teilbereich (z.B. Energie und Ökologie) betrachtet?
  • Wird auch die Qualität der Planung vom System bewertet?
  • Beinhaltet das System auch Maßnahmen zur Qualitätssicherung bei der Bauausführung? Z.B.: Luftdichtheitsüberprüfung, Thermografie, Trittschallmessung, Ermittlung des Tageslichtfaktors, Schallschutzmessung …
  • Werden die Projektunterlagen auf Konformität geprüft oder beruht die Bewertung auf einer Selbstdeklaration?
  • Kann ich als Bauherr/Planer Punkte identifizieren, die mein Gebäude verbessern und somit nachhaltiger machen?

Auf dem neuesten Stand

Das System sollte den gesamten Lebenszyklus – von der Planung, über das Bauen und Betreiben, bis hin zum „End of Life“ – einer Immobilie abbilden. „Lebendige“ Systeme, die immer weiterentwickelt werden, bieten für Bauherren und Planer den Vorteil, dass neue Anforderungen, z.B. bezüglich der Energieeffizienz, stets aktualisiert werden und so in die Bewertung miteinfließen.

Dabei sind diese Zertifizierungen nicht nur eine Option für Neubauten. Auch Bestandsimmobilien können einer Prüfung dieser Systeme unterzogen werden. Dies ist auch sinnvoll, da Bestandsgebäude den Großteil der Immobilienlandschaft darstellen. Gegenwärtig sind hier Modernisierung und Sanierung die essenziellen Ansätze der vorgenommenen Baumaßnahmen. Die Bandbreite reicht von Bestands-Standard- Gebäuden hin zu technisch modernen und nachhaltigen Immobilien.

Ähnlich wie mit dem „Pickerl“ in der Automobil-Industrie, kann der Ist-Zustand mithilfe von z.B. der BlueCard, in periodischen Abständen überprüft werden. Am Ende der Laufzeit findet dann eine neuerliche Überprüfung der Beschaffenheit statt. Wenn alle Anforderungen wiederum positiv erfüllt wurden, erfolgt die neuerliche Ausstellung des Zertifikats. Die regelmäßige Überprüfung sowie eine nachhaltige Nutzung sind wesentliche Qualitätsmerkmale für die Nutzung eines Gebäudes.

Zertifikate kurz erklärt

Das Gebäudezertifikat BREEAM wurde in den 1980er Jahren in Großbritannien entwickelt und ist mit dem Launch 1990 das weltweit älteste Gebäudebewertungssystem. In diesem System können sechs verschieden Qualitätsstufen erreicht werden. Die Projekte, Infrastruktur und Gebäude werden von „ausreichend“ bis herausragend“ eingestuft.

Ende der 1990er wurde auch noch ein weiteres Zertifizierungssystem auf den Markt entwickelt: LEED. Es basiert auf dem Programm des US Green Building Council und ist das global am weitesten verbreitete System. Gebäude, die von LEED zertifiziert werden, können die Auszeichnung als zertifiziert, Silber, Gold oder Platin erreichen.

Die Zertifizierung „European Green Building“ – initiiert von der EU-Kommission – wird an jene Bauherren verliehen, die mit ihrem Projekt die national zulässigen Energiewerte um mindestens 25 Prozent unterschreiten. Dies gilt sowohl für Neubauten als auch für Bestandsgebäude.

Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft hat das Label klimaaktiv ins Leben gerufen. Die ÖGNB ist eine Kombination aus den unterschiedlichen Bewertungssystemen und gehört – aufgrund der staatlichen Förderung – zu den in Österreich meist verbreitetsten Gebäudezertifizierungen. Mittlerweile gibt es jedoch Konkurrenz unter den Anbietern. Diese müssen sich gegen das derzeit bekannteste Label Österreichs durchsetzen: die Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft.

ÖGNI

2009 gegründet, ist die ÖGNI die österreichische Schwestergesellschaft der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Mit dem DGNB-System bietet sie eine umfassende Bewertung von Gebäuden, die den gesamten Lebenszyklus betrachtet. Durch verschieden Nutzungsprofile für Immobilien und die Möglichkeit einer Quartierszertifizierung bietet die ÖGNI eine ganzheitliche Analyse und Bewertung von Gebäuden oder Quartieren. Dies bietet die ÖGNI nicht nur in Österreich, sondern weltweit an. Sie hat die Gesellschaft hohe Akzeptanz in der Branche erreicht – alle großen Immobiliengesellschaften streben ein Zertifikat der ÖGNI an. Dabei kommt der Verein gänzlich ohne staatliche Förderung aus und finanziert sich zu 100 Prozent selbst.

Es wird viel Wert auf die Weiterentwicklung der Nutzungsprofile gelegt. Aufgrund der einheitlichen Systematik können unterschiedliche Gebäudenutzungen und länderspezifische Anforderungen berücksichtigt werden. Ebenso bietet die ÖGNI einen Mehrwert, da namenhafte Experten aus allen Bereichen ihr Know-How in Gremien und Fachausschüssen unentgeltlich zur Verfügung stellen. Diese umfassen Architekten, Bauherren, Statiker, Bauphysiker oder Sachverständige. So werden Verbesserungsvorschläge und Aktualisierung ausgearbeitet, die anschließend dem Fachausschuss zur Prüfung und Freigabe vorgelegt werden. Erst dann findet ein Profil Anwendung in der Praxis. Fachkundige Prüfer widmen sich der Kontrolle und Auswertung der Angaben von eingereichten Projekte. Dabei wird jedes, von den Auditoren eingereichte Projekt nicht nur stichprobenartig kontrolliert, sondern in Gänze analysiert und auf Konformität überprüft. Mit einer ÖGNI-Zertifizierung sind die Auszeichnungen Bronze, Silber, Gold und seit 1. Juli 2015 auch die neue Höchstauszeichnung Platin zu erreichen. Die erste Platin-Auszeichnung wurde mit dem ÖGNI-Gründertag am 28. September 2015 vergeben.

Außerdem werden alle eingereichten Projekte auf der Website der ÖGNI gelistet. So können sich Architekten, Planer und Nutzer direkt mit dem jeweiligen Auditor bzw. Bauherr in Verbindung setzen.


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