Mit (zu) breiter Brust

Intelligente Netze (Smart Grids) und intelligente Messzähler (Smart Meter) sind im Anrollen. Doch keine Eile: Bei den Angeboten heißt es: Bitte warten.

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Intelligente Netze (Smart Grids) und intelligente Messzähler (Smart Meter) sind im Anrollen. Doch keine Eile: Bei den Angeboten heißt es: Bitte warten. „Österreichs Energieversorger sind Vorreiter bei der Umstellung auf intelligente Stromzähler: 57 Prozent haben bereits mit dem Rollout begonnen – fast doppelt so viele wie in Deutschland und der Schweiz, wo erst jeweils rund ein Drittel mit der Umstellung gestartet hat. Allerdings wird dieses beachtliche Tempo voraussichtlich nicht reichen, um die gesetzlichen Vorgaben bis Ende 2017 zu erfüllen“, so die „Stadtwerke-Studie 2017“ von EY, für die 214 Geschäftsführer und Vorstände von Energieversorgungsunternehmen im deutschsprachigen Raum, darunter 21 aus Österreich, befragt wurden. „Voraussichtlich nicht reichen“ darf als netto Umschreibung gewertete werden. Denn die Intelligente Messgeräte-Einführungsverordnung (IME-VO) gibt vor, dass 70 Prozent aller Zähler bis Ende 2017 auf intelligente Messgeräte umgestellt sein müssen. Laut Schätzungen der Netzbetreiber werden bis dahin aber nur 30 Prozent der österreichweit rund 6,16 Millionen Zähler von Haushalts-, KMU- und Landwirtschaftskunden umgestellt sein. Da müsste schon ein Wunder passieren, dass sich das Ziel noch erreichen ließe. Tatsächlich aber ist es egal. Denn Geschäftsmodelle, die auf von Smart Meter gewonnenen Erkenntnissen basieren könnten – zum Beispiel unterschiedliche Stromtarife während des Tages, um Verbrauchsspitzen besser abfedern zu können – fehlen. Da mag es verwundern, dass die die Hälfte (48 Prozent) der heimische EVUs ihren Digitalisierungsstand im Verteilernetzbereich als hoch einschätzt – in Deutschland sind es nur 19 Prozent. Auch im Bereich IT-Sicherheit fühlen sich die heimischen Manager deutlich besser aufgestellt als ihre Kollegen in Deutschland. So werden die Gefahren eines Netzausfalls infolge von Hackerangriffen deutlich geringer eingeschätzt: Nur 53 Prozent sehen darin eine Bedrohung – im Vergleich zu 73 Prozent in Deutschland. Gleichzeitig ist der Stand der bereits getroffenen Gegenmaßnahmen wie Installation eines IT-Sicherheitsbeauftragten oder eines Managementsystems für Informationssicherheit geringer ausgeprägt als in Deutschland. Die selbstbewusste Einschätzung des eigenen Digitalisierungsgrades bei Österreichs Energieversorgern, so Stefan Uher, Partner und neuer „Energy Sector Leader“ bei EY Österreich, lasse sich „… einerseits durch den vergleichsweise weit fortgeschrittenen Rollout intelligenter Messgeräte erklären. Andererseits lässt sie aber auch darauf schließen, dass das gesamte Potenzial digitaler Technologien teilweise noch unterschätzt wird. Die Digitalisierung wird einen fundamentalen Wandel in der Energiewirtschaft nach sich ziehen. Der Plafond ist noch lange nicht erreicht, die größten Anpassungen, speziell bei den eigenen Geschäftsmodellen, stehen vielen heimischen EVUs noch bevor“. Super. Mit Optimismus zum ersten großem Netzausfall.
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