Nachhaltige Immobilien bewirtschaften

Nachhaltig bauen, nachhaltig bewirtschaften, nachhaltig leben, nachhaltig arbeiten, nachhaltige Beziehungen pflegen, Unternehmen nachhaltig managen ... .Es gibt kaum einen Bereich des modernen Lebens, in welchem Nachhaltigkeit nicht als Label für besondere Qualität steht.

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Nachhaltig bauen, nachhaltig bewirtschaften, nachhaltig leben, nachhaltig arbeiten, nachhaltige Beziehungen pflegen, Unternehmen nachhaltig managen ... .Es gibt kaum einen Bereich des modernen Lebens, in welchem Nachhaltigkeit nicht als Label für besondere Qualität steht. So weit ist das Einsatzgebiet des Begriffs, dass befürchtet werden muss, Nachhaltigkeit könnte zum inhaltsleeren Modewort werden, welches beliebig für „wünschenswert“ steht oder bloß dem Marketing dient. Doch dafür ist das Thema zu wichtig, geht es doch darum, auch zukünftigen Generationen lebenswerten Lebens- und Wohnraum zu erhalten.

Lange schon sind die Zeiten vorbei, die Nachhaltigkeit bloß im ökologischen Kontext ansiedelten und mit Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit gleichsetzten. Der neue Nachhaltigkeitsbegriff bezieht eine Vielzahl von gesellschaftlichen Aspekten ein, wie sich aus den Nachhaltigkeitsberichten diverser österreichischer börsennotierter Unternehmen ablesen lässt. Diversität, Compliance, Mitarbeiterführung, Inklusion benachteiligter Gruppen und dgl. mehr sind neben die klassischen Nachhaltigkeitskriterien getreten.

Auch in den Investmentprozess für direkte und indirekte Immobilieninvestments hat die neue Nachhaltigkeit Eingang gefunden. Eine "ESG" Strategie (Environmental Social Governance) soll Risken reduzieren, Effizienz steigern und im Bereich der Büromieten zur erhöhten Mieterzufriedenheit beitragen. Für weise Entwickler ist es daher „Best Practise“, Immobilen auf den Markt zu bringen, die über ein anerkanntes Nachhaltigkeitszertifikat verfügen, und so zu bauen, dass ein solches Gütesiegel erlangt werden kann.

Die Tendenz lässt sich nicht zuletzt an der Vielzahl der Nachhaltigkeitssiegel für Immobilien ablesen, welche Umwelt- und gesellschaftliche Aspekte einbeziehen. Diese bewerten in unterschiedlicher Gewichtung Energieeffizienz und Klimaschutz, Wasserverbrauch, Beschaffung von Baumaterialien und laufende Beschaffung im Rahmen der Bewirtschaftung in Bezug auf  Materialien und Ressourcen, die Luftqualität im Gebäude, den Komfort für die Nutzer und last but not least den Zugang zu öffentlichen oder alternativen Verkehrsmitteln. Die Prädikate tragen so klingende Namen wie LEED und ENERGY STAR (USA, international), BREEAM (UK, international), DGNB (BRD), HQE (Frankreich) und ISO 14001 (intern. Normenfamilie für Umweltmanagementsysteme), aber auch die heimischen Siegel klima:aktiv, ÖGNB und ÖGNI zertifizieren grüne Qualität von Gebäuden.

Auffallend ist, dass sich – in Österreich – der Gesetzgeber auf Bundesebene vornehm zurückhält, sodass die Umsetzung nachhaltigen Bauens und Bewirtschaftens von Immobilien mit wenigen Ausnahmen (wie etwa dem zaghaften Vorstoß durch die Verankerung der thermischen Sanierung im MRG) den NGOs , den Bauordnungen der Länder und dem Markt überlassen bleibt. Wenige und wenig treffsichere Anreize kommen aus dem Steuersystem und dem Förderwesen.

Damit ergeben sich folgende Thesen:

  • Beschränkung auf das Wesentliche: Der Begriff Nachhaltigkeit sollte auf seinen ursprünglichen, engeren Begriffsinhalt „Environmental“ zurückgeführt werden und nicht verwässert am Ziel der Energieverbrauchs- und Ressourcenschonung sowie Förderung der Gesundheit von Nutzern, Dienstleistern und Produzenten von Immobilen  vorbei laufen;
  • Der Kunde ist König: Wahre Nachhaltigkeit wird möglich, wenn die Konsumenten, sprich Käufer /Mieter nachhaltige Immobilien einfordern. Sobald diese Forderung beim privaten Endnutzer angekommen ist, wird der Markt sowohl im Bereich der Neuerrichtung als auch bei der Sanierung des Bestandes im besten Sinne „nachhaltige“ Immobilien produzieren.