Nachzug

Als Bauträger ist es mein Beruf, Immobilien wieder zu beleben. Ob Sanierung oder Neubau: Die grundlegende Herangehensweise ist dabei immer die gleiche.

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Als Bauträger ist es mein Beruf, Immobilien wieder zu beleben. Ob Sanierung oder Neubau: Die grundlegende Herangehensweise ist dabei immer die gleiche.

Private Immobilienexperten, gerade jene, die innerstädtisch in Ballungsräumen tätig sind, müssen nämlich schon aufgrund der Aufgabenstellung die vorhandenen Ressourcen bestmöglich nutzen. Es gilt, aus einem alten Standort das Bestmögliche für die Stadt, die Bewohner, die Umwelt und damit für das eigene Unternehmen zu gewinnen.

Wir haben die Aufgabe, nein: die Verantwortung, so ressourcenschonend wie möglich mit der vorhandenen Fläche umzugehen. Neben Umwelt- und Technologieaspekten beim Bau gilt es auch, das Optimum an nachhaltigem Lebensraum herauszuholen.

Die breite Öffentlichkeit ist sich dieser nachhaltigen, gemeinnützigen Leistung unserer Branche nicht bewusst. Immer treten Punkte wie Architektur, Design und Höhe in den Diskussionsvordergrund. Bei Projekten in prominenten Lagen werden Proteste spektakulärer und medial breiter ausgetragen. In der Wiener Vorstadt oft leiser in Anrainerverfahren, dafür genauso langwierig und kurzsichtig.

Die Schuld dafür liegt bei der fehlenden Aufklärung einerseits, andererseits an den veralteten rechtlichen Rahmenbedingungen. In einer Zeit, in der wir alle dringendst dazu angehalten sind, mit Ressourcen schonend umzugehen und Umweltkiller aus unserem Lebensraum zu verbannen, hinken ausgerechnet diese weit hinterher.

Wie kann es sein, dass heute nicht von politischer Hand deutlich und auch rechtlich klargestellt wird, zum Beispiel mit einer Anpassung der Flächenwidmung, dass ökologische, innerstädtische Nachverdichtung weit über den üblichen Anrainerargumenten steht?

Ein Veto gegen – sanfte – Höhe und Dichte ist und bleibt eine klare Absage an Umweltschutz und Erhöhung der Lebensqualität.

Wir haben genügend – wirklich genügend – rechtliche Rahmenbedingungen, die verhindern, dass aus der Wiener Innenstadt eine Wolkenkratzercity wird. Diese Angst muss keiner haben!

Sorgfältiger Umgang mit dem Gut „Land“ bedeutet nun einmal, aus einer Fläche das Maximum herauszuholen. Es geht nicht nur darum, dass es sich bei zu wenig Zugewinn an Nutzfläche für die private Immobilienbranche nicht rechnet. Tatsache ist, es rechnet sich genauso wenig für die Umwelt und somit für die Allgemeinheit.

Jeder Quadratmeter nicht erlaubte Nutzfläche im innerstädtischen Bereich verbraucht mindestens einen Quadratmeter mehr Grünland in der Stadtumgebung! Von den notwendigen Infrastrukturkosten, die zur Belebung des Umlandes investiert werden müssen, einmal abgesehen!

Wir, die private Immobilienwirtschaft, sind uns dessen voll bewusst. Auf die Kurzsichtigkeit der Politik und mancher Anrainer dürfen wir nicht mit Verwunderung reagieren.

Vielmehr liegt es an uns, konsequent darauf hinzuweisen, wie sehr wir mit unserer Arbeit in Land, Mensch und Umwelt investieren. Wir müssen die Wahrnehmung der Bürger dafür schärfen! Der Politik wird dann nämlich nur eines übrigbleiben: statt die Augen zuzumachen, endlich nachzuziehen!