Neugeschäft für Wohnkredite im Vorjahr deutlich zurückgegangen

Höheres Zinsniveau in Europa drückt Kreditgeschäft - Kreditnehmer reagieren auf höheres Zinsniveau und schichten vermehrt in fix verzinste Kredite um

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Neugeschäft für Wohnkredite im Vorjahr deutlich zurückgegangen

Das höhere Zinsniveau in Europa hat sich im Vorjahr auch beim heimischen Kredit- und Einlagengeschäft spürbar niedergeschlagen. So ist im Zuge gestiegener Kreditzinsen das Neugeschäft mit Wohnkrediten 2023 deutlich zurückgegangen, geht aus Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Im Vorjahr lag das Neuvergabevolumen im Verhältnis zum aushaftenden Bestand nur noch bei 8 Prozent, nach 18 Prozent im Jahr 2022.

In absoluten Zahlen erreichte das Volumen neu vergebener Wohnbaukredite nur noch 10,4 Mrd. Euro, das war der geringste Wert seit 2011. 2022 waren es mit 23,2 Mrd. Euro noch mehr als doppelt so viel. Insgesamt ging das Kreditvolumen für Wohnbauzwecke im Jahresvergleich um 2,6 Prozent auf 131 Mrd. Euro zurück.

Die Wachstumsdynamik in dem Bereich hat sich damit deutlich eingebremst. Das liegt einerseits am höheren Zinsniveau in der Eurozone, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen seit 2022 spürbar erhöht hat. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass das Wachstum in den rund 10 Jahren davor sehr stark war, sagte OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber am Donnerstag.

In den Jahren 2015 bis 2022 hatte es in Österreich jeweils hohe Neuvergabevolumen für Wohnkredite (im Verhältnis zum aushaftenden Bestand) gegeben, mit dem höchsten Anteil im Jahr 2021 mit 21 Prozent. Damit lag Österreich auch immer mehrere Prozentpunkte über dem Eurozonen-Schnitt. 2023 sank die Neuvergabe im Verhältnis zum Bestand jedoch deutlich ab und liegt nun sogar leicht unter dem Eurozonen-Schnitt (9 Prozent).

Der Rückgang rührt laut OeNB von den seit 2022 stark gestiegenen Kreditzinsen her. Die Verzinsung neuer Wohnbaukredite lag im Jänner 2024 im Schnitt bei 4,14 Prozent, wobei aktuell - anders als in der Vergangenheit üblich - variabel verzinste Kredite nun teurer sind als fix verzinste, sagte Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik. "Die Bevölkerung hat reagiert auf das neue Zinsniveau" und hat in den vergangenen Jahren vermehrt auf fix verzinste Kredite umgeschichtet, so Turner. 2023 waren rund 57 Prozent aller Bestandskredite fix verzinst und 43 Prozent variabel. 2018 sah die Lage noch ganz anders aus, damals waren noch rund 73 Prozent aller Bestandskredite variabel verzinst und nur 27 Prozent fix.

Nicht nur bei den Wohnbaukrediten, auch generell war im Vorjahr in Österreich ein rückläufiges Kreditgeschäft zu beobachten. Im Jänner 2024 lag das Wachstum nur noch bei 0,1 Prozent. Zum Vergleich: Im August 2022 lag das Plus bei Kundenkrediten noch bei 8,6 Prozent. Vor allem bei Krediten an Private gab es Rückgänge - mit Minus 1,8 Prozent war es der erste Rückgang seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1998. Das Geschäft mit Unternehmenskrediten lief dagegen mit plus 2,0 Prozent besser. Die Kreditzinsen für das Neugeschäft lagen per Jänner 2024 im Schnitt bei 4,99 Prozent.

Die höheren Leitzinsen schlagen sich auch auf die Einlagenzinsen nieder. Die Konditionen für Sparer haben sich durchaus vorteilhaft entwickelt, sagte Haber. Denn die Sparzinsen haben im Gleichschritt mit den EZB-Zinserhöhungen deutlich zugelegt und stehen aktuell (Jänner 2024) im Geschäft mit Neukunden bei 3,48 Prozent. Für alle Einlagen privater Haushalte liegt der Zinssatz bei 1,56 Prozent und damit über dem Eurozonen-Schnitt von 1,12 Prozent. Im Eurozonen-Ranking liegt Österreich mit seinen Einlagenzinsen auf Platz vier.

Bereits mit kürzerer Bindungsdauer ist derzeit ein deutlich höherer Zinssatz zu bekommen als mit einem täglich fälligem Sparprodukt. Dementsprechend haben die Sparer spürbar umgeschichtet, erklärte Turner. 2023 waren 36 Prozent aller Einlagen privater Haushalte gebunden und 64 Prozent in täglich fälligen Produkten angelegt. 2022 lag der Anteil der gebundenen Einlagen lediglich bei 28 Prozent. (apa)