Planlos

Vier Top-Nominierungen. 2017 darf sich der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl über den planlos Award für die „planloseste“ Entscheidung in der österreichischen Baukultur freuen.

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Vier Top-Nominierungen. 2017 darf sich der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl über den planlos Award für die „planloseste“ Entscheidung in der österreichischen Baukultur freuen.

Für den planlos Award waren heuer gleich vier Projekte aus Graz nominiert, bei denen eine kompetente und vorausschauende Stadtplanung als fehlend moniert wurde: das Mur-Kraftwerk, dem es laut der Nominierung an einem erkennbaren und umfassenden Stadtentwicklungskonzeptmangelt, und das Entwicklungsgebiet Reininghausgründe, eine schon länger lebhaft umstrittene Planungsbaustelle. Ergänzt wurde der Reigen der Nominierungen für die Stadt Graz durch den Plan für eine Murgondel für Pendler und Touristen sowie für ein neues unterirdisches Parkhaus mitten im Grazer Zentrum, über das demnächst im Grazer Stadtrat abgestimmt werden soll. Gerade das letzte Projekt erhitzt in diesen Tagen die Gemüter, weil Sinnhaftigkeit und planerische Umsetzbarkeit bisher nicht ausreichend dargestellt werden konnten.

Die Stadtplanung fällt Entscheidungen, die oft erst nach Jahren und Jahrzehnten ihre volle Wirksamkeit für das komplexe Stadtgefüge entfalten und Auswirkungen auf weitere Einzelentscheidungen in der Zukunft haben. Entsprechend wenig sollten tagespolitische Ziele diese Entscheidungen beeinflussen. Das langfristig gelungene Ganze ist das Kriterium für die Qualität der Planung. Zur Planungskultur zählt auch eine Kultur der Kommunikation von städteplanerischen Entscheidungen. Den erwähnten Planungsprojekten in Graz fehlt laut der unabhängigen Jury des planlos Awards in Summe ein nachvollziehbares Gesamtkonzept.

Mangelhafte Planungskultur auch in Wien und Niederösterreich

Das Thema (fehlende) Planungskultur schien heuer überhaupt auffällig oft im Fokus zu stehen. Denn der 2. Platz ging an die Stadt Wien – die 2015 den planlos Award für die umstrittenen PPP-Verfahren erhalten hatte – für ihre „Planungslücken“ im Stadtentwicklungsgebiet rund um den Praterstern. Hier entsteht mit dem Austria Campus ein monofunktionales Office-Ghetto, das eine flexible Nutzung und den Zugang zu den dahinterliegenden Quartieren verhindert. Es gab auch einen 3. Preis, der an den ehemaligen niederösterreichischen Wohnbaulandesrat Wolfgang Sobotka und sein im Frühjahr 2016 medial umfangreich vermarktetes Wohnbauprogramm Wohn.Chance.NÖ ging. Dieses „Luftschloss“ erschöpfte sich jedoch in „leeren Kilometern“, denn bis heute wurde kein einziges Wohnhaus vergeben.