Rainer Schönfelder schärft die Kanten

Vertrauensmangel. „Nicht die Miles group hat sich von uns getrennt, wir haben uns von der Miles group getrennt“, betont Rainer Schönfelder im Interview mit dem ImmoFokus. Die Gründe? Schönfelder: „Hätten wir keine triftigen Gründe gehabt, hätten wir die Zusammenarbeit auch nicht beendet.“

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Vertrauensmangel. „Nicht die Miles group hat sich von uns getrennt, wir haben uns von der Miles group getrennt“, betont Rainer Schönfelder im Interview mit dem ImmoFokus. Die Gründe? Schönfelder: „Hätten wir keine triftigen Gründe gehabt, hätten wir die Zusammenarbeit auch nicht beendet.“


Der ImmoFokus berichtete in der ImmoFokus-Timeline, dass die Miles Group die Kooperation mit den Ski-Nationalhelden  Hermann Maier und  Rainer Schönfelder aus strategischen wie kaufmännischen Überlegungebeendet habe. „Maier und Schönfelder wollten die adeo ALPIN einer Reform zu unterziehen und eine höherwertige Ausrichtung anzustreben.“ Das will Schönfelder so nicht im Raum stehen lassen und stellt klar: Er und seine Partner hätten sich von der Miles Group getrennt. „Dafür gab es triftige Gründe.“ Baukostenüberschreitungen und Mängel im Betrieb wären die Gründe für  die Trennung gewesen.

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Warum kam es wirklich zur Trennung von der Miles group? Nach unseren Informationen wollten Sie das geplante Konzept vom leistbaren Skifahren verlassen.

Rainer Schönfelder: Nein. Stimmt nicht. Das werden Sie auch sehen, dass alle weiteren Häuser, die geplant sind, ähnlich gebaut sind wie die bereits bestehenden. Das beweist, dass wir das Konzept nicht verlassen.

Was war dann aus Ihrer Sicht der Grund für die Trennung?

Erstens: Ein Grund für die Trennung war, dass wir in der ersten Evaluierung doch auf elementare Abweichungen gestoßen sind. Der zweite Grund für die Trennung war, dass wir für die weitere Expansion Partner mit strategischer Kompetenz und wirtschaftlicher Potenz brauchen, um die Expansion im entsprechenden Tempo vorantreiben zu können.

Beides zusammen hat uns veranlasst, das Einvernehmen für eine Trennung mit der Miles group zu suchen - und zu finden.

Das müssen aber gravierende Fehler gewesen sein, sonst würde man die Kooperation nicht nach so kurzer Zeit auflösen?

Ich halte mich an unser Agreement mit unseren ehemaligen Partnern und gehe nicht ins Detail. Faktum ist, dass wir auf Basis unterschiedlicher Faktoren zu dem Schluss gekommen sind, dass wir unsere langfristigen Ziele - mehrere Standorte im Alpenraum, Skifahren und leistbarer Urlaub für Familien - innerhalb einer Partnerschaft mit der Miles group nicht zuverlässig erreichen können. That´s it.

Es war eine Trennung mit Anstand, Respekt und Handshake, es ist alles klar geregelt, die Markenrechte mit eingeschlossen.

Das Thema Markenrecht wird in der Miles group jedoch anders gesehen. Der Bestandteil „adeo“ sei eine auf die Miles group eingetragene Marke.

Ich bin kein Rechtsexperte. Adeo und Hotels adeo Alpin haben aber nichts miteinander zu tun. Wir haben das rechtlich prüfen lassen und auch vertraglich dementsprechend geregelt. Mir erschließt sich nicht, wo es hier noch offene Fragen geben soll. Die Miles group kann tun, was sie will - wir machen mit adeo Alpin weiter. Außerdem ist die Marken-Frage im Abtretungsvertrag genau geklärt. Zu den detaillierten Inhalten des Abgeltungsvertrages darf und will ich nichts sagen. Wir haben Stillschweigen vereinbart – und daran halte ich mich.

Eines aber lassen Sie mich noch einmal explizit betonen: Dass wir eine strategische Änderung vornehmen wollten, ist absolut falsch. Wir – meine Partner Hermann Maier,  Thomas Schmid und ich – haben uns von der Miles group getrennt. Es gibt keine strategische Neuausrichtung. Wir bleiben unserem Konzept treu.

Was könnten Gründe dafür sein, dass die Miles group von „strategische Änderungen“ spricht?

Das ist eine sehr gute Frage, die ich Ihnen nicht beantworten kann. Hier müssten Sie bitte diejenigen fragen, die versuchen, das Gerücht in Umlauf zu bringen? Warum? Mit welcher Absicht? Für mich ergibt das keinen Sinn.

Da kommt mir und Hermann Maier wahrscheinlich unsere Zeit im Sport sehr zugute: Dort macht man viele Höhen und Tiefen durch, man lernt aber auch Fairplay. Wenn versucht wird, quer zu treiben, dann ist das in gewisser Weise auch ein Kompliment  weil es die Attraktivität dessen belegt, was wir tun. So sehe ich das. Überbewerten darf man das sowieso nicht: derartige Diskussion sind Alltag in der Wirtschaftswelt. Klar wäre die Miles group gerne dabei, aber es hat sich nun einmal anders ergeben. Auch das ist Alltag, vor allem dann, wenn Projekte in der Startphase sind.

Es geht uns darum, dass unser Konzept angenommen wird und funktioniert. Das Projekt hat immer die oberste Priorität. Zur Illustration: Wenn wir im Team draufkommen würden, dass es besser ist, ich soll mehr im Background agieren oder mich überhaupt zurückziehen, würden wir das sofort einvernehmlich umsetzen, wenn es dem Projekt dient. Mir ist das Projekt wichtig und dass es funktioniert. Ich habe schon eine „Gaudi“, wenn ich mitwirken darf. Mir ist nicht so wichtig, wie es funktioniert, sondern dass es funktioniert. Das wird vielleicht missverstanden, aber so ist es.

[caption id="attachment_10181" align="alignleft" width="323"]© cityfoto © cityfoto[/caption]

Wie geht es jetzt weiter?

Wir sind an mehreren Standorten dran. In Gosau haben wir vor kurzem den Spatenstich feiern können. Standort 4 und 5 sind in der Ausarbeitung.

Und jetzt haben Sie den Betrieb selbst übernommen, da die Miles group ausgeschieden ist?

Die Miles group ist aus der Betreibergesellschaft ausgeschieden. Wir haben ein neues Team aufgebaut. Ich bekomme die Bestätigung, dass damit auch der Spirit im Unternehmen und in den Häusern der ist, den wir uns wünschen und vorgenommen haben. Als Rainer Schönfelder, als Botschafter dieser Story, spüre ich es am eigenen Leib. Ich will auch, dass ein Gast zu mir kommt – ob er mich kennt oder nicht – und sagt: „Das war lässig.“  Wir müssen uns darauf verlassen können, dass in den Häusern das passiert, was passieren soll. Dass Fehler passieren können, mein Gott, das ist klar. Aber es muss grundsätzlich das vor Ort ablaufen, was wir vereinbart haben.

Die Kunden waren also unzufrieden?

Es ist einfach ein anderer „Spirit“. Es fängt bei den Mitarbeitern an und geht in der Außenwahrnehmung weiter. Der Betrieb eines Hotels gehört zum Dienstleistungssegment, indem viele Faktoren eine Rolle spielen. Das betrifft interne und externe Kommunikation. Wenn ich intern ein Team habe, das motiviert und voller Tatendrang ist, wenn es unsere Werte verkörpert dann kann es die auch nach außen tragen. So fängt es an.

Auch in Zukunft werden wir Veränderungen vornehmen müssen. Ein Konzept ändert sich ständig, es dreht sich. Das ist keine Idee, die stereotyp gleich bleibt. Man muss flexibel bleiben, Neuerungen machen. Gute Hotelbetriebe ändern sich jährlich. Nicht vom Grundkonzept. In der Außenwahrnehmung wird das keiner mitbekommen. Aber jeder Gast wird jedes Jahr mitkriegen – es ist irgendetwas anders. Man darf nicht stehenbleiben. Auch in unserem Segment muss man sich weiterentwickeln. Das sind grundlegende Geschichten, wo es auch wichtig ist, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten.

Wir haben ein neues Team und sind sehr glücklich. Es sind viele Änderungen vollzogen worden, die sehr positiv angenommen worden sind. Wir sind eine Gemeinschaft, die hinter einer Idee steht. Anders kann niemand wirklich dauerhaft erfolgreich sein.

Was ist riskanter: Die Piste runter oder als Geschäftsmann tätig zu sein?

Das ist eine gute Frage. Es sind zwei komplett unterschiedliche Disziplinen. Im Skifahren war ich auf mich allein gestellt, da war ich Einzelgänger. Natürlich habe ich ein Team um mich gehabt. Aber gefahren bin ich letztlich selber. Im Geschäftsleben ist es generell so, dass man sehr stark im Team arbeiten muss. Das ist schwieriger. Du bist von vielen anderen Personen und auch Faktoren abhängig. Das macht es mir schwierig. Ich bin von anderen abhängig, muss aber auch schauen, dass die anderen in die gleiche Richtung streben. Als Einzelgänger ist das leichter. Insofern ist das, was jetzt passiert, sicherlich schwieriger.

Hat sich seit der Trennung etwas ausschlaggebend verändert – außer das von Ihnen erwähnte Miteinander?

Wir versuchen aus dem Betrieb zu lernen und das Konzept und den Bau dementsprechend zu adaptieren. Grundsätzlich wird es keine besonderen großen Änderungen geben. Es ist unser Ziel, die Corporate Identity weiterzuführen und damit den Wiedererkennungswert unserer Hotels weiter zu verbessern.

Wie viele Häuser planen Sie? Gibt es Zielvorstellungen oder Markteinschätzungen?

Ich will mich da auf keine Zahl festlegen. Haus Nummer 3 ist im Bau, Nummer 4 und 5 sind in Planung. Ich würde es so ausdrücken: Österreich als Kernland der Alpen verträgt locker 10 bis 15 Standorte. Da spielen aber Gemeinden, Tourismusverbände usw. eine Rolle.