Schiach bleibt schiach!

Was gibt es Besseres als an einem Freitag Nachmittag spielend ins Wochenende zu gleiten. Die brasilianische Künstlerin und 4-Asse-Initiatorin Pérola Bonfanti, Friedrich Csörgits, Aucon Real Estate, Daniel Jelitzka, JP Immobilien, Martin Lenikus, Lenikus Immobilien, und wir, das ImmoFokus-Team, haben es getan – und es hat allen sichtlich Spaß gemacht. Anschließend haben wir in der Galerie Lenikus über „Kunst und Immobilien“ diskutiert.

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Was gibt es Besseres als an einem Freitag Nachmittag spielend ins Wochenende zu gleiten. Die brasilianische Künstlerin und 4-Asse-Initiatorin Pérola Bonfanti, Friedrich Csörgits, Aucon Real Estate, Daniel Jelitzka, JP Immobilien, Martin Lenikus, Lenikus Immobilien, und wir, das ImmoFokus-Team, haben es getan – und es hat allen sichtlich Spaß gemacht. Anschließend haben wir in der Galerie Lenikus über „Kunst und Immobilien“ diskutiert.

Eine App dirigierte uns zu fünf Stationen. Da wir alle Fragen beantworten und alle Hinweise richtig deuten konnten, ließen sich auch alle Türen der Kästen öffnen. Zugegeben, so manche Frage bei der digitalen Schnitzeljagd durch die Wiener Hofburg war auch für Urwiener schwer zu beantworten. (Nähere Details zum Projekt 4 Asse finden Sie in nebenstehender Box).

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Kunst im öffentlichen Raum bedeutet, dass die Kunst mit der Immobilie in einen Dialog tritt. Stellt sich die Frage: Was bringt die Kunst bei der Immobilie? Provokant gefragt: Zahlt ein Mieter mehr, wenn sein Büro, seine Wohnung in Verbindung mit einem Kunstwerk steht? „Der Nitsch an der Hauswand des „Art & Garden“ bringt dem Haus eine Unique Selling Proposition. Diese USP macht dann den Unterschied im Wettbewerb mit anderen ähnlichen Projekten“, ist Friedrich Csörgits, Aucon Real Estate, überzeugt. „Höhere Mieteinnahmen erwarte ich nicht“.

0815-Betonwürfel haben keinen Charme

„Wir können mit Kunst alten Gebäuden neues Leben einhauchen, sie (an)greifbar machen. Ein 0815-70er-Jahre-Betonwürfel – und da sind wir uns, so glaube ich, einig - hat einfach keinen Charme“. Die Intention war, aus diesem Gebäude etwas wirklich Einzigartiges zu schaffen. „Das hilft natürlich in der Verwertung. Jedes Kind braucht einen Namen. Das „Art & Garden“ hat dann rasch den Namen „Nitsch-Haus“ bekommen“. In Kontakt mit Nitsch sei man im Zuge des Umbaus des Büros gekommen, daraus entstand eine erste Kooperation. „2008/2009 haben wir ein Parkhaus gebaut. Die Fassadenverkleidung war ein 150 Quadratmeter großes rotes Schüttbild. Nitsch hat daran Gefallen gefunden - und wie ich gestehen muss, wir auch. Die Frage war dann: „Wie geht es weiter?”. Nitsch selbst hat den Wunsch geäußert, einmal an einem ganzen Wohnhaus mitarbeiten zu können. Bei „Art & Garden“ war es dann soweit. Nitsch hat sich im Projektverlauf immer mehr eingebracht“.

Immobilienentwicklung bleibt Kerngeschäft

In der Unternehmensgruppe befasse man sich aber nicht erst seit Kurzem mit Kunst, betont Csörgits: „Wir - das heißt mein Bruder und ich-haben 1997, also vor mittlerweile 18 Jahren, eine Tochter, die sich “Kunstwerk” nennt, gegründet. Dort haben wir bereits begonnen, uns mit der Kunst des Bauens zu beschäftigen.“ Ursprünglich sei man nur in der Auftragskunst tätig gewesen. „Wir waren die Dienstleister für die Immobilienbranche. Wir haben ganze Hotels mit „art-work“ und „art-design“ ausgestattet, wie beispielsweise das Marriott, das InterContinental Vienna sowie viele andere Hotels in Deutschland und Bukarest bis hin zu Disneyland. Über diese Schiene sind wir dann immer mehr in die Kunst hineingewandert. Immobilienentwicklung war und bleibt aber unser Kerngeschäft.“

„Als gesellschaftspolitisch verantwortlicher Bauträger ist es ein Leichtes, bei einem größeren Projekt ein bisschen Kunst ins Spiel zu bringen. In Relation zu den Projektkosten sind die Aufwendungen für Kunst vergleichsweise gering“, analysiert Daniel Jelitzka, JP Immobilien, der die Immobilienentwickler auch in einer gesellschaftspolitischen Verantwortung sieht. „Kunstwerke im öffentlichen Raum haben gesellschaftspolitischen Wert.“ Kunst lasse sich an unterschiedlichen Orten installieren und realisieren.

Projekte ins öffentliche Bewusstsein bringen

Kunst bringt Plätze oder Projekte ins öffentliche Bewusstsein. „Setzt man bei einer Zwischennutzung auf Kunst, profitiert das Projekt eindeutig davon. Wir haben mit dem Club „Oben“ bei unserem Projekt in der Lehargasse gute Erfahrungen gemacht. Künstler konnten die Räumlichkeiten mit Werkstätten zwischennutzen. In einem großen Saal legten immer wieder DJs auf, der Club hieß bezeichnenderweise „Oben“, man musste wissen, wann hier etwas stattfand. Das Gleiche haben wir beim „Palais Gschwandner“ gemacht. Nach zwei Jahren Zwischennutzung wollten plötzlich alle das „Gschwandner“ haben.“

„Ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Zwischennutzung ist diese Galerie, in der wir uns befinden“, wirft Martin Lenikus, Chef der gleichnamigen Immobiliengruppe ein. Man habe festgestellt, dass in Projektentwicklungen einfach Phasen des Leerstandes notwendig sind. Da war dann die Frage: „Kann man diesen notwendigen Leerstand nicht trotzdem sinnvoll zwischennutzen? Wir sind in Gesprächen mit Künstlern und Galeristen bald draufgekommen, dass ein Bedarf an Ateliers und Wohnungen für Künstler besteht.“ Seither stellt Lenikus kostenlos Räumlichkeiten zur Verfügung.

„Speziell für die Abgänger der Kunstakademien und Kunsthochschulen, die ansonsten häufig in ein finanzielles Loch fallen, wenn sie von dort in die Selbstständigkeit entlassen werden. Allen, die hauptberuflich künstlerisch arbeiten wollen, überlassen wir für eine begrenzte Zeit einen kostenlosen Arbeitsraum. Wir sind eine Art „Gründerzentrum“ für junge Künstler“, betont der als scharf kalkulierend bekannte Developer. „Ich habe schon bei einigen Häusern, gar nicht unweit von hier, über viele Jahre hinweg den Baubeginn immer länger hinausgezögert, weil ich gesagt habe: Das ist cool, was dort passiert. Es sind gute Leute, die dort arbeiten. Aber irgendwann merkt man dann, jetzt könnte die Baugenehmigung bald einmal auslaufen … und man muss dann doch wieder zum Geschäft zurückkehren. Das passiert dann auch - und der ganze Tross wandert an einen anderen Standort.

Kunst steht immer für sich selbst.

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Als Mäzen will sich Lenikus nicht bezeichnen. „Das mögen andere beurteilen. Ich mag Kunst und ich sammle Kunst. Kunst ist bei mir nie Investment, sondern, wenn man so will, Leidenschaft, Interesse und Freude daran. Kunst ist auch nicht Schmuck, also jedenfalls für mich nicht. Aber man kann da andere Zugänge haben, keine Frage. Kunst steht immer für sich selbst.“ Er habe erkannt, dass es ihm im Leben nicht ganz so schlecht gehe: „Deshalb finde ich es durchaus angebracht, wenn wir auch den jungen Menschen ein wenig unter die Arme greifen. In meinem Fall habe ich mir eben die Kunstszene ausgesucht, die wir versuchen ein bisschen zu unterstützen.“ Im Gegenzug hole man sich in der Begegnung mit jungen Künstlern Inspiration für die Immobilienentwicklung.

Studierende sagen alles unverblümt

„Das Kunstbusiness ist eine total andere Welt“, so Jelitzka. Der Grund, warum sehr viele Professoren in diesem Metier das Gespräch mit Studierenden suchen, sei wahrscheinlich der, dass diese unverblümt sagen, was sie denken. Viele Künstler sind Querdenker“. Er habe schon viele interessante Gespräche geführt. „Nicht alle angedachten Projekte ließen sich realisieren. Es war aber immer befruchtend und machte Spaß. Ich kenne keinen einzigen Künstler, mit dem ich nicht auf ein Bier „oder auch zwei“ gehen würde.“

„Aus meiner Sicht ist es Leidenschaft, die dahinter steckt. Es ist eine Horizonterweiterung, ein geistiger Freiraum. Man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel“, stimmt Csörgits seinen Kollegen Lenikus und Jelitzka zu. „Es stimmt schon. Es sind zwei verschiedene Welten, mit denen man sich hier beschäftigt. Diese Bereicherung bringt, zumindest für mich, Glück und Freude und lässt mich aber auch die Immobilien anders sehen.“

Hausmeister der Künstler

Für Jelitzka seien aus Sicht eines Immobilien-entwicklers Zwischennutzungen immer positiv zu bewerten. „Heute sprießen, wenn Freiflächen entstehen, an allen Ecken Pop-Up Stores aus dem Boden. Ein Pop-Up Store ist ja für denjenigen, der ihn verwendet ,eine super Geschichte und für denjenigen, der ihn hergibt, relativ wenig Aufwand, denn: „Da ist der Schlüssel und fertig“. Wenn man dann hier einen Schritt weiter geht und, wie Lenikus, Wohnungen für Künstler zur Verfügung stellt, dann müsse man investieren. „Im Prinzip bin ich dann der Hausmeister der Künstler. Das verlangt schon wesentlich mehr Leidenschaft für die Sache“.

Dass aber auch Künstler von der Zusammen­arbeit mit Immobilienentwicklern profitieren, bestätigt Pérola Maia Bonfanti. die das interaktive, öffentliche Kunstprojekt 4 ASSE mit der internationalen Künstlergruppe Nicolina, Zel Nonnenberg, Marília Vasconcellos entwickelt und umgesetzt hat. „Ich habe bei diesem Projekt viel dazu gelernt, speziell von Fabian Kaufmann, der dieses Projekt ermöglicht hat. Künstler arbeiten in der Regel intuitiv. Ich habe gelernt, strukturierter zu arbeiten. Gerade wenn man im Bereich von Multimedia arbeitet. Da braucht es einen klug durchdachten Plan. Sonst geht es schief. Es gibt aber noch viel zu lernen“.

„Auch wir lernen von den Künstlern. Die digitale Welt verändert nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Kunst, aber auch den Zugang zu Kunst“, ist Csörgits überzeugt. Aktuell arbeite man am „Cube-seum“ einem „Würfel als Museum“. Dieser Würfel soll die größte digitale Werksammlung enthalten und Bilder an die Außenhaut der Hülle projizieren. „Wir wollen damit Kunst im Minutentakt veränderbar machen. Gleichzeitig ist sie damit im öffentlichen Raum und für jeden, der daran vorbeigeht, anders sichtbar.“ Doch der Weg sei schwierig. „Den Mix aus Kreativität, Technik und Infrastruktur muss man erst einmal beherrschen lernen.“

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Oft ist Kunst am Bau nicht gewünscht

Stellt sich die Frage: Gibt es ausreichend Kunst am Bau? Lenikus sieht die Sache differenziert: „Ich glaube schon, dass, so wie wir hier in der Runde sitzen, unsere Kunden glücklich sind, dass wir uns mit Kunst auseinandersetzen, weil wir mit Sicherheit Gebäude anders planen und planen lassen und Räume anders sehen als Bauträger, die keinen Zugang zu Kunst haben“. Raum sollte an sich flexibel sein, weil ihn einfach ganz unterschiedliche Menschen nutzen und beziehen werden. Gleichzeitig sollte Raum das Format haben, um auch Kunst entsprechend zur Geltung kommen zu lassen. Es gehe nicht darum, pompöse Eingangshallen zu schaffen, um 10 Meter hohe Kunstwerke zu ermöglichen. „Sehr oft ist ja das auch gar nicht gewünscht. Ich bin wirklich ein Feind davon zu sagen, ich muss den Leuten Kunst auf‘s Auge drücken”. Kunst sei Privatsache, und das solle auch jeder für sich privat halten, wie er will. „Auch eine weiße Wand kann schön sein“.

Kunst braucht tolle Immobilien

Manchmal, wirft Jelitzka in die Diskussion ein, braucht Kunst eine tolle Immobilie. „Es gibt ganz tolle Kunstwerke, die in schlechten Immobilien hängen und daher gar nicht wirken. Gute Kunst braucht auch eine gute Immobilie.“ Jelitzka spricht aus eigener Erfahrung. „Wir haben bei unserem Flagship-Projekt Principe ein Staging gemacht und einen echten Thomas Ruff hineingehängt - ein kopulierendes Paar. Das Ergebnis war, dass wir zwar die Wohnung nicht verkauft haben, aber wir haben jemanden gehabt, der das Bild unbedingt haben wollte. Das Bild haben wir verkauft, der Galerist hatte seine Freude und die Wohnung haben wir noch immer gehabt.“

Jungkünstlerförderung

Mit einem ähnlichen Beispiel kann auch Csörgits aufwarten: „Wir haben einmal von Winfried Kallinger, dem Geschäftsführer des Bauträgers Kallco-Projekt, den Auftrag erhalten, bei einem Revitalisierungsprojekt, bei dem eine alte Brotfabrik zu Büros umgebaut wurde, die Büros mit Werken junger Künstler auszustatten. Veranstaltet wurde ein Casting mit über 200 Künstlern.“ Kallinger habe dann 24 Werke für die Büros ausgesucht. „Einige der sehr jungen Künstler haben wir damals von der Angewandten, der „Vienna-art-fair” und „Vienna-art-week“ geholt. Diese sind dort mittlerweile große Aussteller, zu Preisen, die heute bei so einem Projekt das Budget sprengen würden. Wir hatten damals für ein Kunstwerk ein Budget von ungefähr 1.500 bis 2.500 Euro pro Stück. Heute hängen die Werke dieser Künstler bei einer „Vienna-art-week“ um 20.000 bis 40.000 Euro.“

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In Harmonie untergehen

Dass Kunst Immobilien einen richtigen Push versetzen kann, steht für Jelitzka außer Zweifel. „ Das Raumdesign im „The Guest House Vienna“ stammt aus der Feder des britischen Designers Sir Terence Conran + Conran & Partners. Conran wollte uns Kunst empfehlen, die auf die Polsterung und Tapeten abgestimmt war. Das wäre ein wunderschönes Ensemble geworden, das allerdings in Harmonie untergegangen wäre“. Man habe mit Wolfgang Zajc ganz bewusst auf einen sehr jungen, eigensinnigen Fotokünstler gesetzt.

„Wir haben ihm einfach gesagt, dass er fotografieren kann, was er will. Einzige Voraussetzung war, es müssen Fotos mit Wienbezug sein. Im Endeffekt sind dann ganz junge Street-Models auf der Maria-Theresia-Statue herumgeklettert und diese Fotos hängen nun in den Zimmern.“ Das Ergebnis: Von 100 Gästen würde sich nur einer darüber beklagen, der Rest rede darüber. Für Jelitzka ein gutes Zeichen: „Kunst hat die Aufgabe, Menschen zum Reden zu bringen. Kunst darf auch polarisieren.“

Mach Dir Deinen eigenen Nitsch

„Das Schlimmste, das man einem Künstler antun kann, ist, dass man sagt: „Ich hätte gerne etwas, das farblich zu meiner Sitzbank passt“, stimmt Lenikus Jelitzka zu. „Das kommt gar nicht so selten vor. Da krampft es mich ehrlich gesagt auch zusammen, weil das wirklich die größte Beleidigung für einen Künstler ist.“ Der Zugang sei legitim, aber dann: „Bitte nimm Dir einen Farbkübel, schütte die gewünschte Farbe einfach drauf und mach Dir Deinen eigenen Nitsch!“.

Wenig Sinn sieht Csörgits darin, die Bauherren zu Kunst am Bau zu verpflichten. Es mache keinen Sinn, eine weitere Norm oder Regel einzuführen, die den Bauherren verpflichten würde, zwei Prozent des Bauvolumens für Kunst aufwenden zu müssen. „Vielleicht funktioniert das im gemeinnützigen Bereich, aber sicher nicht in der Art im ganzen Wirtschaftsbereich. Da muss diese gewisse Vision und Leidenschaft dahinter sein.“ Ein Standpunkt, den Lenikus teilt: „Man muss bei der Architektur anfangen. Für die Architektur sind wir sehr wohl verantwortlich. Wir wählen die Architekten aus. Allein damit haben wir enorme Möglichkeiten. Wir sind die, die sagen können: „Du bist es, mit Dir gehen wir den Weg und arbeiten gemeinsam am Projekt und bringen uns mit Ideen ein“. Wenn ich wirklich gute Architektur mache, brauche ich nicht noch zusätzlich die Kunst aufgreifen.“

Kunst kein Allheilmittel

Lenikus: „Kunst ist kein Allheilmittel. Das passiert aktuell. Da wird versucht mit Kunst schiache Hütten aufzupeppen zu beschönen. Doch was schiach ist, bleibt schiach. Da hilft nichts“. „Die öffentliche Hand darf nicht aus der Verantwortung entlassen werden“, übt Lenikus Kritik an der Kunstförderung in Österreich. „Kunst bzw. Kunstförderung ist ein Bereich, der sehr wohl in erster Linie von öffentlicher Hand betrieben und unterstützt werden muss. Wir Private können nur Wege aufzeigen. So wie wir hier alle sitzen, hat jeder von uns sein Modell entwickelt, bei dem er eigentlich Kunstförderung macht. Die öffentliche Hand könnte vieles davon übernehmen, könnte es multiplizieren. Da wäre schon einiges mehr drinnen.“

Eine Kritik, die Jelitzka aber so nicht stehen lassen will. „Die öffentliche Hand macht zu wenig. Das stimmt. Ein gesamteinheitliches architektonisches Kunstwerk kann sich eigentlich nur ein öffentlicher Bauherr leisten - das ist auch Aufgabe der öffentlichen Hand. Beim WU-Campus hat es in jeder Hinsicht auch funktioniert“.


4 ASSE

Bei 4 ASSE handelt es sich um ein interaktives, öffentliches Kunstprojekt, welches Technologie und den öffentlichen Raum verbindet, das von der internationalen Künstlergruppe Pérola Bonfanti, Nicolina, Zel Nonnenberg, Marília Vasconcellos unter der Leitung von Pérola Bonfanti entwickelt und umgesetzt wird. Das Projekt beschäftigt sich mit der Bedeutung von Zeit und urbanem Raum aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Zielsetzung ist es, Menschen zu begeistern und für die großen Fragen der Menschheit spielerisch zu sensibilisieren. Die drei Perspektiven der Zeit sind: Zeit verschlingt, Zeit ist die Ewigkeit bzw. Zeit ist der exakte Moment. Was stimmt? Was ist der richtige Weg?

Das Spiel verbindet Realität und Virtualität – diese „augmented reality“ ermöglicht ein einzigartiges Kunsterlebnis im öffentlichen Raum und öffnet unbekannte Türen: Es lüftet Geheimnisse und bringt neue Erkenntnisse.

In dem unvergleichlichen Gebäudeensemble der Wiener Hofburg wird über Installationen auf Plätzen und Wegen eine moderne, virtuelle Schnitzeljagd inszeniert. Das Spiel funktioniert mittels App, die – eigens von der Ars Electronica Solutions entwickelt – auf Smartphones geladen werden kann und durch das Areal der Hofburg zu den 4 Assen sowie zu einer Überraschung führt. Start ist am Vorplatz der Albertina. Stationen des Spieles sind fünf Installationen und Sehenswürdigkeiten des historischen Areals. Die Installationen verbergen ihr Geheimnis, erwecken Aufmerksamkeit und die Türen lassen sich erst im Laufe des Spiels öffnen, wenn Spieler Fragen richtig beantworten. Die Orte sind bewusst gewählt und stehen in einer Beziehung zu den Partnern des Kunstprojektes: der Albertina, dem Kunsthistorischen Museum, der Spanischen Hofreitschule, der kaiserlichen Schatzkammer sowie der Burghauptmannschaft. Jede Station gibt dabei Hinweise für die nächste, bis alle Geheimnisse gelüftet sind. Auf dem Weg durch die Wiener Hofburg bilden Sehenswürdigkeiten weitere Stationen, bei welchen es knifflige Fragen zu beantworten gilt.

4 ASSE ist ein Gemeinschaftsprojekt der Burghauptmannschaft, des Kunsthistorischen Museums, der Spanischen Hofreitschule, der kaiserlichen Schatzkammer, der Ars Electronica Solutions, der Albertina und dem Fokus-media House unter der Koordination der CC Real.


BONFANTI - 4ACES

Heute Nachmittag werden die fünf Stationen abgebaut. Stimmt Sie das traurig?

Ja, sehr. Es war ein ganz tolles Projekt. Das Spiel wurde sehr gut angenommen. Ich war immer wieder hier, um mit Freunden und Bekannten zu spielen. Ja, es stimmt mich traurig, dass es jetzt vorbei ist.

Warum wurde das Spiel gerade auf dem Areal der Wiener Hofburg realisiert?

Die Wiener Hofburg ist einfach der perfekte Ort. Ich habe mich gleich bei meinem ersten Besuch in Wien in die Wiener Hofburg verliebt. Die Spannung, historische Gebäude mittels moderner Technik erlebbar zu machen, hat uns von Beginn an fasziniert.

Unser Ziel war es, diesen größten zusammenhängenden profanen Baukomplex Europas in seiner Gesamtheit erlebbar zu machen. Außerdem hat sich durch das Internet die Art, wie Raum und Zeit wahrgenommen werden, verändert. Auch das sollte das Spiel veranschaulichen. Die Wiener Hofburg ist so ein geschichtsträchtiger Ort – auch das hat uns begeistert.

Pérola7

Was war bei diesem Projekt die große Herausforderung?

Sicher einmal der multimediale Ansatz und dieses Augmented Reality-Projekt in kürzester Zeit mit einem internationalen Team umzusetzen. Ich habe bei diesem Projekt viel dazu gelernt, speziell von Fabian Kaufmann, der dieses Projekt ermöglicht hat. Künstler arbeiten in der Regel intuitiv. Wenn man allein arbeitet, wie dies Künstler oft machen, ist das alles kein Problem. Wenn man aber im Team arbeitet, müssen die einzelnen Rädchen ineinander greifen, sonst wird das für alle Beteiligten mühsam. Ich glaube, wir alle haben voneinander gelernt. Ganz begeistert bin ich von der Zusammenarbeit mit dem Team von Ars Electronica. Die machen ganz tolle Arbeit. Ich war einmal bei ihnen in Linz – ich war ganz weg, was die alles auf die Beine stellen.

Was sind die weiteren Pläne? Geht es jetzt zurück nach Brasilien?

Nein. Ich bleibe vorerst in Wien. Wir entwickeln für eine Galerie in Wien ein neues Spiel, das noch vor dem Sommer präsentiert werden wird.