She does it her way

Volle Power. Es ist ein wirklich verdammt heißer Sommertag, an dem ich mich mit unserer Fotografin ins Burgenland aufmache. Ein Besuch bei Caroline Palfy, der cetus Baudevolopment Geschäftsführerin, steht an. Also auf nach Rust am Neusiedlersee.

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Volle Power. Es ist ein wirklich verdammt heißer Sommertag, an dem ich mich mit unserer Fotografin ins Burgenland aufmache. Ein Besuch bei Caroline Palfy, der cetus Baudevolopment Geschäftsführerin, steht an.  Also auf nach Rust am Neusiedlersee.

Nach knapp einer Stunde Fahrzeit sind wir am Ziel und werden bereits von der Hausherrin erwartet. „Ich bin auch erst vor Kurzem gekommen.“ Termine in Wien hätten dann doch etwas länger gedauert als gedacht. Aber daran sei man in diesem Business ja gewöhnt.

Palfy fährt jeden Tag in ihr Büro in der Wiener Innenstadt am Parkring. „Ich kann – Gott sei Dank – meine Termine so steuern, dass ich nicht fahren muss, wenn alle fahren.“ Das heißt, es wird entweder besonders früh oder ein wenig später ins Büro oder ins Burgenland gefahren. „Mails kann ich auch zu Hause beantworten, da muss ich nicht unbedingt im Büro sein.“ Die Fahrt wird für Telefonate genutzt. „Alle meine Mitarbeiter haben meine Mobilnummer – und wissen, dass ich während der Fahrten am besten zu erreichen bin.“

Das Pendeln sieht Palfy nicht als Belastung. „Der Blick auf den Neusiedlersee kurz vor Rust beim Nachhausekommen entschädigt für manche Strapazen.“ Die Ruhe am Land auch. „Hier kann ich mich perfekt erholen. Auch wenn es beim Haus immer etwas zu tun gibt.“ Vor allem dann, wenn man seine ganz persönlichen Vorstellungen verwirklichen will. Kompromisse sind nicht das ihre - weder beruflich noch privat. So auch bei der Suche nach DER Immobilie. „Ich wollte ein Haus im Grünen. Am Anfang konzentrierte ich meine Suche auf den Speckgürtel von Wien. Ich habe aber bald einsehen müssen, dass sich mein Wohntraum rund um Wien mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln nicht realisieren lässt.“ Der Suchradius wurde erweitert. Schlussendlich ist sie auf ein Angebot in Rust gestoßen. „Ein altes, stark renovierungsbedürftiges Haus. Aber ich wusste gleich: Das ist es.“ In einem kühlen Weinkeller wurde der Deal mit dem Vorbesitzer perfekt gemacht. Durchs Reden kommen d‘Leut zam, bestätigte sich auch hier. „Ich habe das Haus ein wenig günstiger bekommen“, erklärt die Baumeisterin nicht ohne Stolz.

Beim Renovieren kannte und kennt sie - siehe oben – keine Kompromisse. „Ich habe genaue Vorstellungen, die ich exakt umsetzen möchte. In vielen Fällen muss man gar nicht so viel Geld in die Hand nehmen. Gefragt sind vor allem Kreativität und Engagement.“ Dass bei der Renovierung ein Profi am Werk war und ist, ist deutlich zu spüren. Es sind die kleinen Details, die einem ins Auge springen. Ganz stolz ist Palfy zum Beispiel auf ein horizontal geteiltes Küchenfenster, wobei der untere Teil nach oben geschoben werden kann. Neu und Alt gehen in diesem Haus eine gelungene Symbiose ein. Auf den ersten Blick lässt sich nicht erkennen, ob man im neu angebauten oder im historischen Teil des Bauernhauses steht. Im Erdgeschoß dominieren das großzügige Wohnzimmer mit einem direkten Ausgang auf die Terrasse und Blick zum Garten und eine Küche, die das Herz jedes ambitionierten Hobbykochs höherschlagen lässt. „Ich koche gerne für Familie und Freunde.“ Im Wohnzimmer fällt sofort ein Flügel ins Auge. „Ich kann nicht Klavier spielen, aber ich wollte immer schon einen Flügel haben. Er passt perfekt hierher“, so Palfy. „Ich weiß nicht einmal, ob er gestimmt ist.“ Wir haben es nicht kontrolliert.

palfy-ing-caroline-cetus-baudevelopment-gmbh-_-042-cityfotoUm den Blick auf den Garten zu ermöglichen, musste ein Teil des alten Stalls weichen. „Der Garten ist mir besonders wichtig“, betont Palfy. „Gartenarbeit ist die perfekte Erholung und Ausgleich. Hier hole ich mir die Kraft zurück. Das Klima rund um den Neusiedlersee - starke Hitze untertags, kühle Nächte im Hochsommer – ist für jeden Garten perfekt.“ So findet sich auch ein Feigenbaum im Garten.

Stolz präsentiert Palfy eine alte Ziegelwand. „Diese habe ich selbst mit einer Drahtbürste bearbeitet.“ Wenn man selbst Hand anlegen kann, kann man beim Renovieren richtig viel Geld sparen. Dass man als Baumeisterin vom Fach ist, hilft auch bei den Handwerkern. „Ein "geht nicht" gibt’s nicht.“ Apropos Ziegel. Palfy setzt auf Nachhaltigkeit und dazu gehört auch wiederverwerten, was nur geht. Alle beim Abbruch angefallenen Wappenziegel warten, sorgsam an einer Hauswand geschlichtet, auf eine weitere Verwendung. „Einen Teil davon habe ich für den Fußboden in der Sommerküche verwendet. Für den Rest wird mir sicher noch etwas einfallen.“

Wenn sich Ideen nicht gleich realisieren lassen, dann wird gewartet. „Ich habe mir beim Renovieren Zeit gelassen. Ich habe mich finanziell auch nach der Decke strecken müssen“, blickt die alleinerziehende Mutter von Zwillingen zurück. War Geld da, wurde am Haus gearbeitet, bei größeren Investitionen musste eben gewartet werden. „Es war natürlich auch eine Frage der Zeit. Jeder, der neben seinem Job ein Haus renoviert, weiß ein Lied davon zu singen.“ Es habe Wochen gegeben, da sei nichts Wesentliches weitergegangen. „Manche Nachbarn haben wahrscheinlich schon geglaubt: Jetzt ist ihr das Geld ausgegangen." Doch: „Ein Haus wird niemals fertig.“ So muss der japanische Garten noch auf seine Vollendung warten. „Der kommt als nächstes dran - und dann der Pool.“ Dass das Haus mit dem modernen Zubau bei den Nachbarn nicht gleich auf Gegenliebe gestoßen ist, wundert Palfy nicht. „Jeder, der etwas anderes, der etwas Neues macht, fällt auf.“ Darin hat Palfy Erfahrung. Denn Palfy gilt als Erfinderin des Projektes HoHo in Wien Aspern.

Palfy kann nicht verbergen, dass das HoHo ihr berufliches Herzensprojekt ist: „Eine innovative, zukunftsweisende Immobilie wie das HoHo Wien zu entwickeln, ist nicht nur baulich, anlagentechnisch und organisatorisch eine Herausforderung.“ Es ist eine einmalige Chance, Neues zu schaffen. Günter Kerbler war für das Projekt sofort Feuer und Flamme. „Aber er hat ja schon immer neue, teilweise auch verrückte Ideen unterstützt – auch wenn diese in der Ausführung dann etwas teurer kommen. Wir haben zwar Mehrkosten von zehn Prozent, jedoch eine kürzere Bauzeit als bei konventionellen Bauten. Ob die Kosten dann im Endeffekt wirklich höher sind, können wir noch nicht sagen, weil es ja bis dato kein vergleichbares Projekt gibt.“

Nichts erfunden – „nur“ neu gedacht

„Wir haben nichts neu erfunden, sondern nur neu gedacht.“ Was war die größte Herausforderung? „Beim Wohnbau hat sich der Holzbau bereits etabliert. Es ist aber auch wesentlich leichter, einen auch großvolumigen Hausbau in Holz zu errichten“, erklärt die gelernte Baumeisterin. „Dabei übernehmen zahlreiche kleine Holzboxen die Versteifung. Diese Möglichkeit habe ich beim gewerblichen Bau nicht. Da brauche ich größere durchgehende Flächen.“

Palfy ist sich aber sicher, dass die Mehrkosten durch die Vorteile des Holzbaus, wie die verkürzte Bauzeit und den Flächengewinn gegenüber einer Betonkonstruktion, wettzumachen sind. Der Spatenstich für das HoHo erfolgt am 13. Oktober. „Gebaut wird das HoHo vom Holzbau-Profi Handler Bau. Wenn alles gut geht, sind wird im Spätsommer 2018 fertig.“

Es wäre nicht Palfy, hätte sie nicht auch bei der Vermarktung neue Wege beschritten. Mit einem ausgefeilten Marketingkonzept will die Projektentwicklerin einem Leerstand im HoHo Wien zuvorkommen. Auf Basis der östlichen Elementen-Lehre entwickelte sie ein ganzheitliches Marketingkonzept, welches die sieben Elemente Feuer, Wasser, Luft, Erde, Holz, Metall und Leere berücksichtigt. „Man muss einfach neue Wege gehen.“


palfy-ing-caroline-cetus-baudevelopment-gmbh-_-025-cityfotoCaroline Palfy

Caroline Palfy wurde 1979 in Wien geboren und ist hier aufgewachsen. Nach dem HTL-Kolleg und der Geburt ihrer Zwillingstöchter 2000, arbeitete sie in verschiedenen Architekturbüros. 2004 wechselt sie in die Immobilienbranche bzw. Althaussanierung zu Günter Kerblers conwert Immobilien Invest SE. Bis zuletzt hatte Palfy die Leitung des Baumanagements und die Funktion als Prokuristin in der Conwert Baudevelopment GmbH inne. 2012 absolviert sie erfolgreich die Baumeisterprüfung. Sie ist seit 2013 Projektentwicklerin in der Kerbler Gruppe. Im selben Jahr gründete sie mit Günter Kerbler die cetus Baudevelopment GmbH, die sich auf nachhaltige Entwicklung von Bauprojekten spezialisiert hat. Als Geschäftsführerin der Entwicklungsgesellschaften der Aspern Seestadt Baufelder konzipiert sie federführend das weltweit erste 24-geschoßige, vor der Realisierung stehende Hochhaus in Holzbauweise.

Quelle: cityfoto
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