Stimmungseinbruch auf Gewerbeimmobilienmärkten weltweit

RICS Global Commercial Property Monitor

Der Mieterindex verzeichnet im weltweiten Durchschnitt und im Vergleich zum vierten Quartal 2019 einen Rückgang von 28 Punkten auf einen aktuellen Durchschnittswert von -27 Punkten.

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Stimmungseinbruch auf Gewerbeimmobilienmärkten weltweit

Laut dem RICS Global Commercial Property Monitor für das erste Quartal 2020 hat die Corona-Krise einen deutlichen Stimmungseinbruch unter Investoren und Mietern zur Folge. In 33 von 34 untersuchten Ländern wurde in den vergangenen drei Monaten eine Verschlechterung des Mietervertrauens beobachtet, was sich in diesen Ländern nun auch in negativen Indexwerten niederschlägt. So verzeichnet der von der RICS erstellte Mieterindex „Occupier Sentiment Index (OSI)” im weltweiten Durchschnitt und im Vergleich zum vierten Quartal 2019 einen Rückgang von 28 Punkten auf einen aktuellen Durchschnittswert von -27 Punkten. 

Auch das Stimmungsbild unter Investoren hat sich in allen Ländern deutlich eingetrübt. Der von der RICS erstellte „Investor Sentiment Index (ISI)”, der die Investorenstimmung abbildet, ist mit Ausnahme von drei Ländern in den negativen Bereich gerutscht. Im Durchschnitt aller beobachteten Länder wurde ein Rückgang von 24 Punkten im Vergleich zum Vorquartal auf einen durchschnittlichen Wert von -18 Punkten verzeichnet.

Negativtrend auf dem Immobilienmarkt könnte sich fortsetzen

Investoren und Mieter sehen noch keine Trendwende hinsichtlich der Auswirkungen auf den Immobiliensektor. Die zukunftsgerichteten Kennzahlen deuten auf einen weiteren deutlichen Stimmungseinbruch hin. Der Wert für die erwartete Miet- und Kaufpreisentwicklung in den kommenden 12 Monaten ist im Vergleich zum Vorquartal um über 50 Punkte gefallen.

Dynamische Märkte am stärksten betroffen

Länder, die vor der Corona-Krise rasant steigende Wachstumsprognosen vorzuweisen hatten, müssen nun die deutlichsten Stimmungseinbrüche hinnehmen. In Portugal (-90), Griechenland (-89) und Ungarn (-88) wurden die stärksten Veränderungen der erwarteten Kaufpreisentwicklung verzeichnet. In Hongkong, wo der Immobilienmarkt aufgrund politischer Unruhen bereits unter Druck stand, fiel dieser Wert hingegen um lediglich 13 Punkte im Vergleich zum Vorquartal. Die USA (-72 Punkte), Japan (-67), Indien (-60), Singapur (-65), Frankreich (-58) und Deutschland (-56) verzeichneten jeweils besonders starke Rückgänge. Vergleichsweise moderate Veränderungen wurden in den Niederlanden (-38), den Vereinigten Arabischen Emiraten (-31), Großbritannien (-30) und der Schweiz (-27) beobachtet, was zum Einen auf die unterschiedliche Ausbreitung des Virus und zum Anderen auf den Umfang der staatlichen Ausgangsbeschränkungen in den einzelnen Ländern zurückzuführen ist.

Bürosegment erleidet stärksten Stimmungseinbruch aufgrund sich verändernder Arbeitsstrukturen

Die Ergebnisse unterscheiden sich je nach Immobiliensegment. Im Einzelhandel sind die Folgen der weltweiten Ausgangssperren am deutlichsten spürbar, der Bürosektor muss jedoch die stärkste Eintrübung des Marktklimas hinnehmen. Dies gilt sowohl für den OSI als auch für den ISI mit Rückgängen von jeweils 35 bzw. 29 Punkten. Die Ergebnisse für das Industriesegment rutschten zwar ebenfalls in den negativen Bereich, insgesamt waren die Verluste aber weitaus moderater. Einzelberichte von Befragten bestätigen den aktuellen Trend. So geht man davon aus, dass sich flexible Arbeitskonzepte aufgrund der Corona-Krise schneller durchsetzen werden, was insbesondere negative Folgen für die Nachfrage nach Büroflächen haben dürfte. Zudem wird die Beschleunigung des strukturellen Wandels durch den Onlinehandel und eine damit verbundene Nachfragesteigerung bei erstklassigen Logistikflächen thematisiert.

Simon Rubinsohn, RICS Chief Economist: „Es war davon auszugehen, dass sich COVID-19 negativ auf die Stimmung im Gewerbeimmobiliensektor auswirken würde. Der Vertrauensverlust fällt jedoch stärker aus als erwartet. Die Stimmung unter Investoren und Mietern leidet zudem unter der Tatsache, dass die Folgen der Krise für Unternehmen und Wirtschaft noch nicht vollständig absehbar sind. Eine schnelle Erholung ist somit nach Ansicht der Befragten ausgeschlossen. Vor dem Hintergrund der allmählichen Lockerung von Ausgangsbeschränkungen werden staatliche Unterstützungsmaßnahmen von entscheidender Bedeutung für die weltweite Konjunkturerholung sein.