Trendwende?

Nachdem die amerikanische Notenbank die Zinsen moderat erhöht hat, haben die europäische Volkswirte mit deutlicher Zustimmung reagiert. Mehr noch: Sie hoffen, dass auch für die EZB der „geldpolitische Krisenmodus“ kein Dauerzustand bleibt.

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Nachdem die amerikanische Notenbank die Zinsen moderat erhöht hat, haben die europäische Volkswirte mit deutlicher Zustimmung reagiert. Mehr noch: Sie hoffen, dass auch für die EZB der „geldpolitische Krisenmodus“ kein Dauerzustand bleibt. Vergangenen Mittwoch hat die FED zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate den Leitzins moderat erhöht und parallel dazu einen weiteren Schritt nach oben in Aussicht gestellt. Der Grund: Die amerikanische Notenbank glaubt an ein nachhaltiges Wachstum der Wirtschaft in den Vereinigten Staaten. Dass die EZB den Kurs der FED folgen wird, wird zwar mittlerweile nicht nur von immer mehr Volkswirten und Bankmanagern gefordert. Kurzfristig ist dies jedoch noch nicht zu erwarten. Die zu niedrige Inflation in Europa lasse aus Sicht der EZB eine solche Straffung der Geldpolitik derzeit (noch) nicht zu. Doch sollte sich die Immobilienwirtschaft langsam mit dem Umstand anfreunden, dass die Zeit des billigen Geldes bald vorbei sein könnte. Für den privaten Häuselbauer bzw. Käufer einer Eigentumswohnung oder eines Zinshauses wird sich nicht viel ändern. Die Finanzierung der eigenen Immobilie wird teurer, aber nicht teuer. Im historischen Vergleich sind die derzeitigen Zinsen von oft unter zwei Prozent für zehnjährige Zinsbindungen sehr günstig, vor fünf oder zehn Jahren lagen sie zum Teil mehr als doppelt so hoch mit entsprechend höheren monatlichen Raten. Die Developer wird es wesentlich härter treffen, deren Refinanzierungskosten werden deutlich steigen. Denn höhere Zinsen bieten Anlegern rentablere Alternativen. Wurde in den Jahren nach der Finanzkrise viel Kapital in Betongold investiert, um den Werterhalt sicherzustellen, könnte dies bald der Vergangenheit angehören. Das wird die europäische Immobilienwirtschaft zu spüren bekommen. Weniger verfügbares Kapital bedeutet teureres Kapital. Die höheren Refinanzierungskosten werden wohl nicht 1:1 weitergegeben werden können. Die Preise für Eigentumswohngen dürften in Österreich ihren Plafonds erreicht haben. Trotz anhaltender Nachfrage gehören extreme Preissteigerungen jedoch der Vergangenheit an. Preissteigerungen werden sich wahrscheinlich erst wieder bei steigenden Realeinkommen realisieren lassen. Dafür aber ist der wirtschaftliche Aufschwung - sofern man bereits von einem solchen sprechen darf - zu gering.
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