„Treu dem guten Alten, aber darum nicht minder empfänglich für das gute Neue“

Erzherzog Johann von Österreich.

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Nicht ohne Grund habe ich mir ein Zitat meines Vorfahren des Erzherzog Johann von Österreich zu eigen gemacht. Seit Beginn meiner Tätigkeit ist es mein Ziel, den Österreichischen Burgenverein mit ähnlichen Institutionen bzw. Interessensgruppen, so zum Beispiel unter anderem mit der Historic Houses Association, in Europa zu vernetzen, die Bedeutung des „Denkmals“ in Österreich politisch und wirtschaftlich neu zu positionieren und die aktuelle Situation, wie zum Beispiel die steuerlichen Veränderungen im Zuge der Steuerreform, zu diskutieren. Denn diese Reform hat es in sich.

Der Steuersatz von 3,5 Prozent des dreifachen Einheitswertes hat sich auf 3,5 Prozent des Verkehrswertes verändert – eine für die meisten Eigentümer untragbare Situation, deren Folgen heute noch gar nicht absehbar sind. Unser Ziel muss es sein, dass Besitzer von unter Denkmalschutz stehenden Objekten einen Sonderstatus erhalten, um das Kulturgut Österreichs aufrechterhalten und somit den Standort Österreich mit dem wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus weiterhin attraktiv gestalten zu können.

Möglichkeiten, Eigentümern von denkmalgeschützten Objekten steuerlich unter die Arme zu greifen, gibt es genug. Wenn jemand in ein Denkmal investiert, muss die Liebhaberei-Vermutung abgeschafft werden. Im Gegenteil: Es muss sogar festgelegt werden, dass es keine Liebhaberei sein kann, wenn das Bundesdenkmalamt bestätigt, dass die Investition im Sinne der Denkmalpflege war. Ein weiterer Punkt wäre die Geltendmachung von Sonderausgaben in unbegrenzter Höhe, sofern der Eigentümer in ein Denkmal investiert, oder die Abschaffung der Grundsteuer für denkmalgeschützte Objekte: Gemeinden betreiben oft Werbung mit Denkmälern – sie könnten damit einen direkten Beitrag zur Denkmalpflege leisten.

Die wirtschaftliche Bedeutung historischer Gebäude wird nach wie vor oft unterschätzt. Alleine das Schloss Schönbrunn konnte im Jahr 2015 3,6 Millionen Besucher verzeichnen.

Aus der Sicht der Politik war dazu zu hören: „Der Städte- und Kulturtourismus ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine langanhaltende Entwicklung. Unser historisches und kulturelles Erbe zählt zu den wertvollsten Schätzen Österreichs. Daher erweitern wir das Angebot und optimieren die Infrastruktur“, so Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Daraus ist klar erkennbar, dass das Fortbestehen und die Erhaltung der Kulturdenkmäler ein wichtiger Bestandteil für den Tourismus in Österreich darstellen und hier ein dringender Handlungsbedarf vonseiten der Politik besteht.

Doch wie machen es andere Staaten in Europa?

Die interessanteste Einrichtung in England ist die „Historic Houses Association“ (HHA). Diese betreut 1.600 historische Häuser und Gärten, davon sind rund 500 für Besucher geöffnet. Sie  zählt 24 Millionen Besucher pro Jahr, darunter auch Schüler von rund 300.000 Schulen. Mit 41.000 direkt oder indirekt induzierten Vollzeitstellen werden über eine Milliarde Pfund erwirtschaftet und kommen durch Reinvestitionen – davon zwei Drittel im nahen Umfeld – der Wirtschaft zu Gute. Im Bereich der HHA vertritt der Ausschuss die Interessen der Eigentümer und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium. Im Besonderen handelt es sich hier u.a. um den Bereich der Mehrwertsteuersätze und der Einkommenssteuer für die Erhaltung der historischen Gebäude.“ In Deutschland habe die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ – eine private, gemeinnützige Stiftung – die denkmalgerechte Restaurierung von bereits 5.000 Denkmälern gefördert. Die Stiftung ist bundesweit durch ehrenamtliche Mitarbeiter in rund 80 Ortskuratorien vertreten und konnte schon mehr als 500 Millionen Euro in Erhaltungsmaßnahmen investieren.

Europäisches Kulturerbejahr 2018

Europas kulturelles Erbe ist ein maßgeblicher und unverzichtbarer Bestandteil unserer gemeinsamen europäischen wie auch lokalen Identität. Sein Erhalt und seine Entwicklung erfordern unser permanentes Engagement. Das Europäische Kulturerbejahr 2018 soll hierfür einen wesentlichen Impuls liefern. Allein diese Initiative des Europäischen Parlaments zeigt, dass dieses Thema in Europa in naher Zukunft noch größere Bedeutung erlangen wird.

Beim deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz ist Folgendes zu finden: „Unter dem Motto „Sharing Heritage“ sollen in dem Themenjahr alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen werden, Kulturerbe zu erleben und ihre eigenen kulturellen Hintergründe einzubringen. Einbezogen werden in das Jahr alle Formen des kulturellen Erbes. Zentraler Ausgangspunkt soll das bauliche Erbe sein, dass aufgrund seiner Authentizität und Anschaulichkeit besonders geeignet ist, Kinder und Jugendliche im Rahmen kultureller Bildung mit Geschichte und Kultur und weiterem materiellen wie auch immateriellen Kulturerbe in Berührung zu bringen. Das Jahr soll die europäische Dimension von Kulturerbe noch mehr ins Bewusstsein heben.“

Auch in Österreich sind die Vorarbeiten für das „Europäische Jahr des kulturellen Erbes“ bereits angelaufen. Bei der Enquete „Die Zukunft des baukulturellen Erbes“, zu der der Präsident des Bundesrates Gottfried Kneifel geladen hatte, wurden bereits einige Ideen und Schwerpunkte diskutiert und vorgeschlagen. Für Kneifel steht fest, dass „drei Aspekte im Hinblick auf dieses Jahr besonders diskutiert werden sollen: Kulturelle Vielfalt, die Auswirkungen des demographischen Wandels und Nachhaltigkeit.  ... Unser Tourismus lebt weitgehend von unserem kulturellen Erbe. Es ist nicht nur ausschließliche Aufgabe der Eigentümerschaft, sondern auch eine gesamtstaatliche, den Verfall unseres kulturellen Erbes zu verhindern“.

Sharing Heritage versteht sich als ein strategischer Ansatz für ein nachhaltiges Handeln in Europa. Alle Aktivitäten entfalten kurzfristig wie auch langfristig ihre Wirkung. Sharing Heritage zielt darauf ab, Europas Lebensqualität zu verbessern und zu bereichern und Europas kulturelles Erbe und sein außergewöhnliches Potenzial für Identifikation und Zusammenhalt zu teilen.


Europäisches Kulturerbejahr 2018

Erhalt und Entwicklung: Den Erhalt und die Entwicklung von Europas kulturellem Erbe, das ein einzigartiger und unwiederbringlicher Teil von Europas Potenzial und Attraktivität ist, zu fördern.

Stärkung eines ganzheitlichen Europas: Zentrale europäische Werte wie Vielfalt, Toleranz und interkulturellen Dialog in das Zentrum eines auf den Menschen ausgerichteten Dialogs über Europas Zukunft zu stellen.

Europa wiederentdecken: Jedem Europäer die Möglichkeit zu geben, Europa durch die vielen überregionalen, europäischen Bezüge in der direkten Umgebung zu entdecken und sich am Schutz von Europas kulturellem Erbe zu beteiligen.

Neue wirtschaftliche Impulse setzen: Wirtschaftliches Wachstum, Beschäftigung und Investitionen zu fördern, da Aktivitäten im Bereich des kulturellen Erbes einen direkten wie auch indirekten ökonomischen Beitrag leisten und Investitionen im privaten Sektor fördern.

Talent und Potenzial fördern: Neue Chancen für Bildung und lebenslanges Lernen in unterschiedlichen Disziplinen und auf unterschiedlichen Levels anzubieten.

Zukunft gestalten: Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine unmittelbare Möglichkeit anzubieten, Kreativität, Innovation und digitale Kompetenz zu erfahren.

Rahmen für Partizipation: Den sozialen und regionalen Zusammenhalt und die Integration in Europas Städten und Regionen zu stärken und zu verbessern.


Europäisches Kulturerbejahr 2018

Am 19. April 2016 verkündete Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, im Rahmen des Europäischen Kulturforums in Brüssel die Absicht der Europäischen Kommission, im Jahr 2018 ein Europäisches Kulturerbejahr durchzuführen. Der Entscheidung der Kommission waren maßgeblich unterstützende Beschlüsse des EU-Ministerrates, des Europäischen Parlamentes und des Europarates vorausgegangen. Am 30. August 2016 wurde schließlich der legislative Vorschlag der Kommission veröffentlicht. In diesem steht ein thematisch breiter und integrativer Ansatz im Vordergrund, der alle mit dem Thema Kulturerbe in Beziehung stehenden Bereiche abdecken soll. Mit einer Beschlussfassung durch das Europäische Parlament und den Rat wird im November 2016 gerechnet. Die konkrete Umsetzung obliegt dann den Mitgliedsstaaten.


I have good reason for choosing a quote from my ancestor the archduke Johann of Austria. Since I started it has been my goal to connect the Austrian “Burgenverein” with other institutions in Europe and to reposition and refresh the definition of a monument – politically and economically – especially regarding changes in the tax code.  These reforms are worth it.

The original tax rate of 3,5 percent of three times the assessed value mutated into 3,5 percent of the market value. These conditions are unaffordable for most owners; the consequences of such a situation cannot yet be predicted. The most important economic sector in Austria is tourism and therefore proprietors of buildings under historic preservation laws should have special rights to help uphold Austria’s cultural heritage. The tax code offers many possibilities for owners. The legal assumption of antiquarianism must be removed; the national heritage agency (Bundesdenkmalamt) must recognize investments for the purpose of preservation of historical monuments. Being able to claim special expenses or removing property taxes on protected historic monuments are further possible changes.

Often the economic significance of historical buildings is underestimated. Schönbrunn Palace had 3,6 million visitors in 2015.

Vice Chancellor Reinhold Mitterlehner: “Cultural tourism is not just a trend, but here to stay. Austria’s historical and cultural heritage is one of its most valuable assets therefore the infrastructure must be optimized.”  This accentuates the continued importance of cultural heritage and of required political action.

What are other European countries doing?

The UK has the “Historic Houses Association” (HHA), an organization that maintains 1600 historical houses and gardens; 500 are open to the public and 24 million people visit them every year. 41.000 full-time workers generate over one billion pounds that is reinvested in related areas – a boost for the economy. The HHA works closely together with the treasury on tax laws that affect historical buildings. In Germany the private non-profit foundation “Deutsche Stiftung Denkmalschutz” has financed the restoration of 5000 monuments with the help of voluntary workers. More than 500 Million Euros have been invested in conservation measures.

European Cultural Heritage Year 2018

Cultural heritage is a fundamental part of a collective European as well as local identity. It requires an ongoing commitment. The European Cultural Heritage Year 2018, an initiative of the European Parliament, displays the growing importance of cultural heritage in Europe.

The German national committee for the protection of cultural heritage: “Under the motto ‘Sharing Heritage’ people are invited to experience cultural heritage and bring in their own cultural backgrounds. All forms of cultural heritage will be included starting with historical cultural buildings. These are well suited to educate younger generations about cultural heritage. The year should increase European awareness and appreciation of cultural heritage.”

In Austria preliminary work for the European Cultural Heritage Year has begun. Ideas were put forth and discussed at the symposium “The future of architectural cultural heritage.” The organizer and president of the Austrian Federal Council Gottfried Kneifel named three topics that require deliberation: Cultural diversity, effects of demographic change and sustainability. “Our tourism relies on our cultural heritage. Preventing its deterioration is not just the obligation of the owners, but also that of the government.”

“Sharing Heritage” is a strategic approach to increasing sustainability in Europe with short-term and long-term effects. The aim is to enrich the quality of life and protect Europe’s cultural heritage and its potential to strengthen identity and social cohesion.


European Cultural Heritage Year 2018

On 19 April Tibor Navracsics, EU-Commissioner for Education, Culture, Youth and Sport, announced at the European Culture Forum the Commission’s intention to have the European Cultural Heritage Year in 2018. The Commission’s decision was preceded by resolutions from the Council of the European Union, the European Parliament and the Council of Europe. On 30 August the Commission’s legislative proposal was released. This proposal comprised of a thematically-broad and integrative approach aimed at including all topics related to cultural heritage. A resolution by the European Parliament and the Council of the European Union is expected in November 2016. Implementing the law is in the capacity of the member states.

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