"Umbau der Wälder ist Marathon, kein Sprint"

Bundesforste-Mitteleinsatz im Kampf gegen Klimawandel steigt - Kosten für Beseitigung von Schäden doppelt so hoch wie noch in den 1990er- und 2000er-Jahren.

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"Umbau der Wälder ist Marathon, kein Sprint"

Der Geschäftsgang der staatlichen Bundesforste ist im Lichte des Klimawandels besonders von Wetterextremen geprägt. Neuerlich gab es im Vorjahr Hitze und Trockenheit, einen hohen Schadholzanteil und Schwankungen am Markt. Trotzdem gab es 2023 das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Jedenfalls werden immer mehr Mittel benötigt, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen. Diese kommen aus anderen Geschäftsfeldern.

Der Vorstandssprecher der Bundesforste (ÖBf), Georg Schöppl, betonte, dass das Ergebnis trotz "gestiegener Kosten, der Folgen des Klimawandels und der gesamtwirtschaftlichen Lage nicht einfach" gewesen sei. Die Temperaturkurve der vergangenen Jahre sei eine "Fieberkurve". Man habe den Erfolgskurs fortgesetzt - "dank einer starken Nachfrage nach dem Rohstoff Holz in allen Segmenten, einem guten Holzpreis und der weiterhin positiven Entwicklung der neuen Geschäftsfelder".

Die Bundesforste steigen seit einigen Jahren verstärkt in den Immobilienbereich sowie in die Wind- und Wasserkraft ein, um durch neue Unternehmensstandbeine krisenfester zu sein. Bei den Immobilien ist die Betriebsleistung im Vorjahr um 12,3 Prozent auf 64,1 Mio. Euro gewachsen. Auch heuer erwartet man weitere Steigerungen. Zum Geschäftsfeld gehört auch der Tourismus - denn die Bundesforste betreuen 70 Prozent der heimischen Seen. Dort gibt es Einnahmen mit Bojen, Stegen, Bootshäusern. Zudem sind die ÖBf recht großer Bereitsteller von Flächen für Skipisten - jeder zehnte Meter auf den heimischen Pisten ist ein bundesforstlicher, erläuterte Schöppl.

Die Einnahmen aus diesem Bereich dienen der nachhaltigen Bewirtschaftung und den Umbau der heimischen Wälder wegen des Klimawandels. Das ist eine Aufgabe für die kommenden 80 bis 100 Jahre, sagte der für Forstwirtschaft zuständige ÖBf-Vorstand Andreas Gruber. "Der Umbau der Wälder ist ein Marathon, kein Sprint." Daher setze man viel Geld in der Borkenkäferbekämpfung ein. Voriges Jahr waren es 7 Mio. Euro. Hauptbetroffen sind weiterhin Oberkärnten, Osttirol und die Obersteiermark.

Insgesamt kosteten Schäden in den Wäldern die Bundesforste voriges Jahr 32 Mio. Euro. In den 1990er- und 2000er-Jahren verursachten Schäden durchschnittlich nur die Hälfte dieser Kosten, gaben die Manager zu bedenken. Das sei eindeutig eine Folge des Klimawandels.

"2023 lag der Schadholzanteil mit rund einer Million Festmetern bzw. 55 Prozent der gesamten Holzerntemenge etwas über dem Vorjahresniveau", so Gruber. Die alleine auf den Borkenkäfer zurückführbare Schadholzmenge machte rund 730.000 Festmeter aus - und damit fast drei Viertel des gesamten Schadholzes. Der Fokus der Bundesforste liege jedenfalls auf der Bewältigung der Klimakrise, sagte Gruber. Dafür wiederum sei der wirtschaftliche Erfolg "unabdingbar".

Eingang in die Forstwirtschaft und die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels findet nunmehr auch die Künstliche Intelligenz (KI). "Die KI ist im Wald angekommen", sagte Schöppl. Er sprach von Projekten mit Forschungspartnern, bei denen beispielsweise KI-unterstützt Waldflächen leichter analysiert und beurteilt werden können.

Die Manager hoben auch die Bedeutung des Waldes für die Menschen hervor - für die Erholung und den Schutz in Form von Schutzwäldern. Etwa ein Drittel der Bundesforste-Flächen sind Schutzwälder, größtenteils in alpinem Steilgelände. Angesichts des Klimawandels gehe es darum, diesen Raum zu erhalten. Zum Verhalten in den Wäldern appellierte Schöppl, der hervorhob, dass sich die meisten Menschen im Wald richtig verhalten würden: "Man soll sich so verhalten, als wäre man bei Freunden zu Besuch - da macht man bestimmte Dinge, bestimmte aber nicht."

2023 betrug die Betriebsleistung der ÖBf-Gruppe 344,7 Mio. Euro und stieg gegenüber dem starken Vorjahr (323 Mio. Euro) nochmals um 6,7 Prozent. Der Gewinn vor Steuern (EBT) erreichte mit 56 Mio. Euro einen Rekordwert und liegt 1,4 Prozent über dem Wert von 2022 (55,2 Mio. Euro). Ähnliches gilt für das EBIT in der Höhe von 56,4 Mio. Euro (+1,3 Prozent) sowie für das EBITDA mit 70,2 Mio. Euro (+1,9 Prozent). Obwohl Immobilien/Tourismus inzwischen das größte Geschäftsfeld ist, bleibe das Kerngeschäft der Wald. Die Dividende von 10 Mio. und das sogenannte Fruchtgenussentgelt von 16,9 Mio. Euro gehen ins Bundesbudget. (apa)