Und es geht weiter

Projekte. Der heimische Tourismusweltmeister investiert eifrig, um die Attraktivität der Destination weiter zu steigern.

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Projekte. Der heimische Tourismusweltmeister investiert eifrig, um die Attraktivität der Destination weiter zu steigern.

Sich auf den Lorbeeren auszuruhen, daran denkt die Tiroler Tourismuswirtschaft definitiv nicht. Es wird projektiert und investiert, dass man nur so schaut. Das Spektrum ist breit gefächert – es reicht von der Seilbahn bis zum Hallenbad, vom Hotel bis zur Aussichtsplattform. Das wohl spektakulärste Projekt in diesem Zusammenhang ist der Ausbau der Swarovski Kristallwelten in Wattens. 34 Millionen Euro wurden investiert, die Fläche in den vergangenen 1,5 Jahren von 3,5 auf 7,5 Hektar mehr als verdoppelt. Fünf Wunderkammern von Künstlern und Designern neu gestaltet, rund um die Ikone des Riesen entstand eine Parklandschaft mit Kunstinstallationen und neuen Attraktionen.

Herzstück des neuen Gartens ist die über schwarzem Spiegelwasser schwebende Kristallwolke, die rund 1400 Quadratmeter einnimmt und aus etwa 800.000 handgesetzten Swarovski-Kristallen besteht. Neu sind auch ein Gastronomie-Pavillon sowie ein vierstöckiger Spielturm. Mit der Erweiterung sollen die Kristallwelten noch mehr als bisher als Ganzjahresdestination etabliert und die Zahl der Besucher von bisher durchschnittlich 600.000 auf 850.000 gesteigert werden.

17 Infrastrukturprojekte

Rund 75 Millionen Euro lässt der Tourismusverband Ötztal bis 2016 in den Ausbau von insgesamt 17 Infrastrukturprojekten fließen. Dazu zählen unter anderem ein Apfelweg, ein Themenweg mit interaktiven Wissensstationen (Investment: 100.000 Euro), die Familien-Erlebniswelt am Berg in Hochoetz (Kosten: 2,2 Millionen Euro) oder die Wegverlegung des von Steinschlag bedrohten Stubenfallwegs (Kosten: 1,8 Millionen Euro). Größter Brocken ist die Neugestaltung des Söldener Ortskerns, die mit rund 20 Millionen Euro zu Buche schlägt.

Auch das Stubaital rüstet im Rahmen von Stubai 2021 mit diversen Projekten auf: Bis Herbst diesen Jahres soll die 3S Eisgratbahn am Stubaier Gletscher fertig sein – Kostenpunkt: etwa 50 Millionen Euro. Geplant sind unter anderem eine Zubringerbahn von Neustift in das Skigebiet Schlick 2000 in Fulpmes sowie zwei neue Pisten und eine Skiroute. In Hinblick auf die kommende Sommersaison werden darüber hinaus sechs neue Naturschauplätze errichtet, auch der Speicherteich an der Bergstation der Serleslifte Mieders wird attraktiviert.

OBERHOFER Thomas"2016 beginnen wir mit dem Bau des Alp Style Tulip Inn Hotels in Reutte." - Thomas Oberhofer, Geschäftsführer Redserve GmbH Real Estate Development Services

Neue Hotels

Viel tut sich auch an der Hotel-Front: Derzeit werden in Tirol etwas mehr als 340.000 Betten gezählt, jedes zweite davon entfällt auf die Hotellerie. Noch heuer will der Immobilienentwickler Redserve mit dem Bau eines Hotels in Hall-West sowie einem multifunktionalen Projekt in Kaltenbach im Zillertal beginnen. Im kommenden Jahr soll es dann mit dem Hotelprojekt im Alten Zollhaus in Niederndorf losgehen, so Geschäftsführer Thomas Oberhofer. „Ebenfalls im nächsten Jahr werden wir auch mit dem Bau des Alp Style Tulip Inn Hotels in Reutte beginnen“, sagt Oberhofer. In einer ersten Phase wird ein Haus mit 120 Zimmern errichtet, eine Erweiterung ist bereits vorgesehen. Angaben über die Kosten für das Projekt könne er derzeit noch nicht machen, so Oberhofer.

Selbst Skilegende Hermann Maier springt auf den Tourismus-Zug auf und geht unter die Hoteliers: in St. Johann errichtet er Medienberichten zufolge ein familienfreundliches Dreisternhotel mit 85 Zimmern. Nur wenig davon entfernt ist mit dem „Explorer Hotel“ allerdings ein weiteres Dreisternprojekt mit 100 Zimmern und ähnlicher Ausrichtung geplant.

Gutes Investitionsklima

„Die Projekte sind wieder mehr geworden“, sagt Wolfgang Kleemann, Direktor der Österreichische Hotel- und Tourismusbank GmbH. Dass Investitionen in Tourismusprojekte derzeit so gefragt sind, hat laut Kleemann verschiedene Gründe: „Zum einen ist der Tiroler Tourismus ein stabiles Geschäftsfeld“. Dies belegen auch die Zahlen der vergangenen Wintersaison: Zwischen November 2014 und März 2015 wurden fünf Millionen Ankünfte gezählt – um 4,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Nächtigungen haben um 2,2 Prozent auf 23,7 Millionen zugelegt. Aber nicht nur das: Auch als Sommerurlaubsdestination hat sich Tirol etabliert.

So wurden in der vergangenen Sommersaison mit erstmals knapp fünf Millionen Ankünften (+2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und dem besten Nächtigungsergebnis seit 1995 mit rund 19 Millionen (+1,2 Prozent im Jahresabstand) neue Benchmarks gesetzt. Damit es so weiter geht, steckt die Tirol Werbung in die Bewerbung des heurigen Sommers rund 4,8 Millionen Euro. „Der Sommertourismus ist in Tirol wirklich wertschöpfend und nicht nur alibimäßig“, wie Tourismusforscher Peter Zellmann feststellt. Dies sei unter anderem auf Investitionen der Seilbahnwirtschaft zurück zu führen. Und auch für die Zukunft räumen beide Experten dem Tiroler Tourismus stabile Aussichten ein, sei man doch auf dem besten Weg, den Gästen Tirol selbst in der Nebensaison schmackhaft zu machen. „Außerdem liegen die Skigebiete so hoch, dass der Klimawandel zu verkraften ist“, so Zellmann.

KLEEMANN Wolfgang 02"Die Projekte sind wieder mehr geworden. Der Tiroler Tourismus ist ein stabiles Geschäftsfeld." - Wolfgang Kleemann, Direktor Österreichische Hotel- und Tourismusbank GmbH

Handfeste Sachwerte

Die Tatsache, dass hinter den Investitionen mit den Immobilien handfeste Sachwerte stünden, fördere ebenfalls die Investitionslust, ist Kleemann überzeugt. Dazu käme die Tatsache, dass mit derartigen Investments „allemal höhere Renditen als mit Finanzanlagen“ erwirtschaftet würden. Je nach Standort, Größe und Qualität seien drei bis acht Prozent möglich. Entscheidend sei, dass die Investments weitgehend authentisch und bodenständig sind – und dass sich die einheimische Bevölkerung damit identifiziere. „Davon kann man in Tirol durchaus sprechen“, sagt Zellmann. Wobei: nicht immer geht alles reibungslos über die Bühne. In Fügen im Zillertal beispielsweise erregt ein geplantes 400 Betten-Hotel bei der Therme die Gemüter. Projektbetreiber ist die im Dezember des Vorjahres ins Firmenbuch eingetragene Hotel Resort Fügen GmbH in Kitzbühel.

Tourismusbetriebe haben bereits rund 100 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Auf Investitionskurs ist auch das Freizeitzentrum Fügen mit der Erlebnistherme. „Wir investieren im kommenden Jahr rund 2,5 Millionen Euro in einen Zubau und die Erweiterung der Liegeflächen“, sagt Sonja Kohler, Geschäftsleiterin des Freizeitzentrums Fügen. Ein paar Jahre später soll der Ausbau der Sauna folgen – auch dafür sind rund 2,5 Millionen Euro budgetiert.

[caption id="attachment_2326" align="aligncenter" width="800"] © Fotolia / Anibal Trejo[/caption]

Manchmal gehen Tiroler Investoren bei ihren Investitionen allerdings auch fremd, sprich in andere Bundesländer: So errichtet zum Beispiel der Lermooser Erich Mayer in Gosau in Oberösterreich das Leading Family Hotel & Resort Dachsteinkönig. Mehr als 40 Millionen Euro investiert Mayer in das Hotel mit 105 Zimmern und rund 15 Chalets. Das Kinderhotel - nach dem Leading Family Hotel & Resort Alpenrose in Lermoos und dem Kinderhotel Oberjoch in Bayern das dritte Haus dieser Art - soll im Dezember 2015 eröffnet werden. Ins Ausland zieht es hingegen Harald Ultsch, Besitzer des Romantikhotels Schwarzer Adler sowie von Adlers Hotel – und zwar mit Harry`s Home. Nach Dornbirn, Linz, Graz und Wien soll im August dieses Jahres das fünfte „unmögliche Hotel“ in der bayrischen Landeshauptstadt eröffnet werden. 2017 sollen Harry`s Home-Hotels in Lienz und 2018 in Zürich ihre Pforten öffnen.

Die Investitionen zeigen aber auch eines: Den Investoren ist die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus durchaus bewusst: so hängt immerhin jeder dritte Vollzeitarbeitsplatz in Tirol direkt von der Tourismus- und Freizeitwirtschaft ab, jeder dritte Euro wird im Tourismus verdient. Außerdem werden nach Angaben von Landeshauptmann Günther Platter 90 Prozent der touristischen Investitionen in der Heimat getätigt. Die direkte touristische Wertschöpfung Tirols beträgt rund vier Milliarden Euro, der Anteil des Tourismus am Tiroler BIP liegt bei rund 18 Prozent. „Tirol hat es geschafft, sich neben Wien international als Gesamtmarke zu positionieren“, fasst Tourismusforscher Zellmann zusammen.