Verheizt

Es ist, was es ist. Der letzte UN Klimagipfel in Bonn bilanzierte wieder einmal ergebnislos oder besser formuliert: nichtssagend. Mit Gegenmaßnahmen dümpelt Österreich eher vor sich hin, als klare Akzente zu setzen. Fakt ist: Fossile Brennstoffe müssen früher und nicht später der Geschichte angehören. Tatsächlich verheizen wir aber von Jahr zu Jahr mehr statt weniger. Angesichts wärmer werdender Winter und den zig angepriesenen, nachhaltigen Neubauprojekten mag das viele verwundern.

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Es ist, was es ist. Der letzte UN Klimagipfel in Bonn bilanzierte wieder einmal ergebnislos oder besser formuliert: nichtssagend. Mit Gegenmaßnahmen dümpelt Österreich eher vor sich hin, als klare Akzente zu setzen. Fakt ist: Fossile Brennstoffe müssen früher und nicht später der Geschichte angehören. Tatsächlich verheizen wir aber von Jahr zu Jahr mehr statt weniger. Angesichts wärmer werdender Winter und den zig angepriesenen, nachhaltigen Neubauprojekten mag das viele verwundern.

Doch in Wahrheit zeigt sich auch hier, dass wir uns von medial viel gepriesenen Ökoneubauprojekten schlichtweg blenden lassen. Klar, niemand hält gerne eine farbige Journalausgabe am Wochenende in der Hand, in welcher einem triste, graue und abgewohnte Bestandsobjekte entgegen kommen. Aber – und das ist auch eine unbestrittene Tatsache – die Realität ist eben in unserem schönen und grünen Herzen Europas, dass diese ökologischen Umweltsünden auch heute noch in der Überzahl sind.

Die Mehrheit des österreichischen Wohnraums ist alles andere als ein Umweltfreund. Schlecht gedämmt und fossil beheizt haben wir das bis 2050 erlaubte Reservoir an Umweltverschmutzung bereits in 18 Jahren vollkommen aufgebraucht. Ob in der Politik dadurch heute ein Umdenken stattfindet, ist fraglich. Wir wissen, dass es für tiefgreifende Veränderungen in der Bevölkerung immer dringende rechtliche Vorgaben braucht. Nur wenige hätten vor dreißig Jahren freiwillig den Müll getrennt. Wieviele würden sich ohne Gebot tatsächlich angurten oder ihre Kinder im Auto sichern?

Wir haben keine Zeit mehr, auf freiwillige Initiativen zu hoffen – es muss sich dringend rechtlich etwas ändern. Die Auswirkungen gehen andernfalls nicht nur uns selbst, sondern alle nachfolgenden Generationen etwas an und sind schwerwiegend.

Die Realität – allein für den Immobilienbereich – ist jedoch in Wahrheit der reinste Irrsinn. Allein in Wien mit seinen zig tausenden Gründerzeitbauten im Vergleich zu den Neubauten wird ökologisch nachhaltige Sanierung regelrecht benachteiligt. Bauverfahren für Ökoprojekte mit Freiflächen hängen in einer ewigen Instanz aufgrund von Anrainerverfahren. Mietrechtlich wird eine Instandsetzung auf ökologisch technischem Topniveau gar nicht berücksichtigt, die Förderauflagen für eine thermisch energetische Sanierung sind nicht immer praxistauglich. Die Katze beißt sich quasi fortlaufend in den Schwanz.

Was bei einem Neubau gut, schön und Pflicht ist, ist bei Sanierungen ein politisch vernachlässigtes „Beiwerk“ oder besser gesagt geht als „Liebhaberei“ des Eigentümers gerade einmal so durch. Seriöse Anreize über eine Änderung des Mietrechtes, Straffung von Bauverfahren oder eine Anerkennung von Nachverdichtung gibt es allerdings nicht und sind zum Teil immer noch in weiter Ferne.

Generell wird die Dringlichkeit von ökologisch nachhaltigen Instandsetzungsmaßnahmen im Bestand gerne von Politikern vernachlässigt. Ich habe vielmehr den Eindruck, dass Passivhausqualität oder niedrige Energiekennzahlen eher als ein zusätzliches Schmuckwerk bei diversen öffentlichen Wohnbauprojekten verkauft werden und nicht als das, was es ist: eine unausweichliche Maßnahme zur Eindämmung des Klimawandels. Solange sich rechtlich nichts bewegt und keine Anreize für die optimale Instandsetzung von Bestand geschaffen werden, sehe ich die Zukunft alles andere als rosig. Die vergleichsweise geringe Zahl an Neubauten wird den Nebel am Himmel nicht lichten können. Es hängt diesmal wirklich an der Einsicht und der Entschlossenheit unserer Volksvertreter – ob das eine beruhigende Aussicht ist, bleibt nun jedem von Ihnen selbst überlassen.

Von mir an dieser Stelle nur so viel: In jeder Hinsicht besinnliche Festtage!