Positionen & Meinungen Was braucht die Stadt der Zukunft?

Ein Kommentar von Peter Ulm, Geschäftsführer der Empira Management GmbH und geschäftsführender Gesellschafter der allora Immobilien GmbH sowie Vizepräsident der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE)

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Was braucht die Stadt der Zukunft?

Mit dem „Green New Deal“ hat die EU beschlossen, bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu werden. Österreich und seine Länder beziehungsweise Städte haben sich in ihren Strategien teilweise noch ambitioniertere Ziele gesetzt. Die Erfüllung dieser Ziele stellt uns alle vor große Herausforderungen, die nicht einfach nur durch eine „Raus aus Gas“-Strategie beantwortet werden können. Vielmehr stehen Großstädte wie Wien vor der großen Herausforderung, die Stadt grundlegend so umzugestalten, dass Klimaneutralität nicht nur ein Schlagwort wird.

Insgesamt ist festzustellen, dass die Zeiten der großen Stadterweiterungen und der Versiegelung von Boden der Vergangenheit angehören und der Umbau der Bestandstadt das große Ziel der nächsten Jahrzehnte sein muss. Der „Stadtumbau“ ist somit das Metathema der Projektentwicklung der Zukunft. Mithin stehen die Verdichtung der Bestandstadt samt möglicher Entsiegelungen, die alternative Energieversorgung, die thermische Sanierung und sehr stark neue Formen der Mobilität im Vordergrund. In den Gebäuden der Bestandstadt stecken bereits große Mengen an CO2-Emissionen: im Beton, in den Stahlträgern und in Fensterscheiben. Jeder Bauteil, der hier weiterverwendet wird und nicht neu gebaut werden muss, trägt dazu bei, dass Emissionen eingespart werden.

Der Schlüssel des Stadtumbaus liegt somit in der Kreislaufwirtschaft, in der möglichst restlosen Verwertung von Baustoffen und in der Reduzierung von Abfall. Die Fokussierung der modernen Projektentwicklung auf die Sanierung, Adaptierung und Weiternutzung der Bestandimmobilien wird somit zum praxisorientierten „Do–Tank“ der „10 R“ der Kreislaufwirtschaft. Der „Re–use“ der Immobilie samt einer möglichen Verdichtung und Nutzung bereits bestehender versiegelter Flächen ist vorrangig zu prüfen.

Gerade die Wiener Ringstraße ist ein lebendes und lebendiges Beispiel für nachhaltige Immobilienentwicklung von Gebäuden, die schon seit 150 Jahren vielfältige Nutzungen erlauben – vom großbürgerlichen Palais über Wohnungen bis zum Hotel, Büro et cetera – und macht sich damit zur gelebten Kreislaufwirtschaft. Dringend gefordert sind aber nunmehr auch rechtliche Rahmenbedingungen, um die energetische Sanierung der Bestandstadt nicht nur rasch, sondern vor allem ökonomisch vertretbar durchführen zu können. Komplizierte Zustimmungserfordernisse, um die Gasheizung zu ersetzen, und Diskussionen um weitere Mietendeckelungen sind hier definitiv nicht förderlich.

Zu einer Zeit, die den Immobilienbesitzer und Immobilienentwickler ohnedies schon vor große Herausforderungen stellt, sind gesetzliche Regelungen, die uns erlauben, die Stadt nachhaltig umzubauen, mehr denn je gefragt und werden helfen, dass wir gemeinsam klimaneutral werden.

Zum Autor:

Peter Ulm ist Geschäftsführer der Empira Management GmbH und geschäftsführender Gesellschafter der allora Immobilien GmbH. Er ist Vizepräsident der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) sowie Botschafter der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI).

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