Was eine Immobilie wirklich wert ist

Die europäischen Immobilienmärkte boomen. Die letzten Markt­berichte der renommierten Maklerunternehmen zeigen ein äußerst positives Bild, was die Investitionsfreudigkeit in den einzelnen Ländern betrifft.

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Die europäischen Immobilienmärkte boomen. Die letzten Markt­berichte der renommierten Maklerunternehmen zeigen ein äußerst positives Bild, was die Investitionsfreudigkeit in den einzelnen Ländern betrifft. Das Investmentvolumen auf den europäischen Gewerbeimmobilienmärkten verzeichnete im ersten Halbjahr eine Steigerung von rund 30 Prozent. Sogar die grenzüberschreitenden Immobilieninvestitionen in Gesamteuropa haben sich ebenfalls um einen ähnlichen Prozentsatz erhöht. Im Bereich Büro und Einzelhandel gab es die größten Zuwächse. Vor allem die Portfolioverkäufe sind es, die derzeit das Marktgeschehen bestimmen. Am beliebtesten sind wiederum Büro- und Einzelhandelsimmobilien.

Der Markt floriert und zwar gewaltig. Das ist zwar auf den ersten Blick erfreulich, auf den zweiten und dritten Blick ist es das aber nicht. Ganz im Gegenteil.

Die Wirtschaft brummt, könnte man meinen, aber wer sich abseits der Mainstream Medien informiert, sich von diesen nicht verwirren lässt (pro Woche geht’s mit der Wirtschaft einmal bergauf und einmal bergab) und ein wenig hinter die Kulissen blickt, der wird feststellen, dass wir in Europa vor einem wirklich großen strukturellen Problem stehen. Die Wirtschaft in Europa läuft sehr schleppend, wenn nicht sogar stagnierend. Der einzige Grund, warum derzeit so viel gekauft wird, ist, weil entsprechend viel Geld in den Markt gepumpt wurde. Viel zu viel Geld.

Der Markt ist mit Geld überschwemmt und dieses schwappt auf die Immobilien über. Denn das Geld gehört angelegt und wo soll man es denn noch investieren? In einen Aktienmarkt, der übernatürlich aufgebläht ist, oder in Staatsanleihen, in denen eine Zeitbombe von unglaublichem Ausmaß tickt? Wenn es um Sicherheit geht, dann bleiben eben nur noch Immobilien und wenn auch bei steigenden Preisen die Renditen sinken, so hat man bei Immobilien zumindest noch den Sachwert. Anders kann es nicht sein, dass in einer schlechten Wirtschaftslage die Investition in Immobilien um fast ein Drittel steigt.

Es handelt sich also um keine überlegten Investitionen in den Sachwert Immobilie, sondern – meiner Meinung nach – viel mehr um eine Flucht. Und wie es so eine Flucht an sich hat, wo es darum geht, schnell „weg“ zu sein, werden zahlreiche Sicherheitsfaktoren außer Acht gelassen. Und dabei geht es letztendlich wieder um „Due Diligence“. Eine vernünftige Überprüfung der Investitionen angefangen vom Kaufpreis über das Preis-Leistungs-Verhältnis, den Zustand der Immobilie bis zu – vor allem – ihrer zukünftigen Ertragsfähigkeit wurde schon wieder abgeschafft.

(Wir erinnern uns: So ähnlich war das schon vor der letzten Krise) Dazu kommt, dass bei den Portfolioverkäufen ohnehin schon die eine oder andere nicht so profitable Immobilie in Kauf genommen wird.

Bewertungen von Immobilien sind bereits viel mehr Kaufpreisbestätigungen und was eine Immobilie wirklich wert ist, das wird sich herausstellen, wenn der Markt sich wieder dreht. Egal in welche Richtung.