Wenn das Wasser bis zum Halse steht

Florida ist, wie schon öfter in der letzten Zeit, wieder einmal in den Fluten versunken. Die Hurricansaison hat heuer in den USA besonders unbarmherzig zugeschlagen und die Schadenssummen gehen durch die Decke.

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Florida ist, wie schon öfter in der letzten Zeit, wieder einmal in den Fluten versunken. Die Hurricansaison hat heuer in den USA besonders unbarmherzig zugeschlagen und die Schadenssummen gehen durch die Decke. Aber auch in Europa werden die Wetterkapriolen immer heftiger. Nicht nur in Oberitalien gab es große Schäden, auch in Österreich richteten heftige Stürme allerhand Unheil an. Und nicht zu vergessen die große Trockenheit im Sommer, die der Landwirtschaft zu schaffen machte und wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren wieder machen wird.

Ebenso wie Hagelschlag: Laut Österreichischer Hagelversicherung entstanden allein in den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld und Weiz an einem einzigen Tag im Juli Schäden in der Höhe von vier Millionen Euro. Insgesamt war eine Fläche von rund 5.000 Hektar betroffen.

Der letzte Sturm, Sebastian hieß er – Sie verzeihen den Kalauer – war partout nicht kurz, sondern heulte die ganze Nacht. Inzwischen sind Windgeschwindigkeiten von deutlich mehr als 100 km/h im Osten Österreichs und sogar in der Bundeshauptstadt keine Ausnahme mehr. In Tirol gab es im Juli in ebenfalls einer einzigen Nacht 218 Einsätze der Feuerwehr im Kampf gegen Orkanböen, überlaufende Bäche und Bäume, die auf Autos stürzten.

Auch die Vorzeichen für die Zukunft stehen schlecht: Laut einer Studie des Instituts für Umweltstudien in Amsterdam wird sich das Risiko für extreme Überschwemmungen in Europa bis 2050 mehr als verdoppeln. Die Kosten sollen sich demnach auf 23,5 Milliarden Euro jährlich fast verfünffachen. Da wird der Ruf nach einer allgemeinen Katastrophenversicherung immer lauter. Das Risiko soll auf die gesamte Bevölkerung verteilt werden, auch wenn es zum Glück niemals alle treffen wird – Atomunfälle einmal ausgenommen.

So fordert nicht nur die Uniqa gebetsmühlenartig eine automatische Katastrophenversicherung für alle. Im Hinblick auf Naturkatastrophen versuchen nämlich alle Versicherer Österreichs seit Jahren, über den Verband einen Pool zu schaffen – auf Basis einer gesetzlichen Grundlage. Doch es ist den Assekuranzen bis jetzt nicht gelungen, irgendeine Lösung auf nationaler Ebene zu finden, die es möglich machen würde, in genau diesen Fällen eine bessere Versicherbarkeit mittels Risikoausgleich zu ermöglichen. Dass eine derartige Maßnahme den Katastrophenfonds entlasten könnte, lockt auch keine Befürworter hinter dem Ofen hervor, besonders nicht in einem Wahljahr.

Nicht alle Landsleute sind nämlich dafür; besonders jene, in Gegenden wohnen, wo man extreme Wetterkapriolen ausschließen kann, wehren sich dagegen. Doch die Alternativen sind nicht besonders verlockend: In den USA hat man das Problem zum Beispiel so gelöst, dass in besonders gefährdeten Gebieten die Versicherungsprämien nach einem Überschwemmungsatlas festlegt werden. Wer kauft, wo es zum Beispiel ein hohes Überflutungsrisiko gibt, muss mit saftigen Prämien rechnen. Und wer gekauft hat, ohne vorher nachzusehen, zahlt dann doppelt drauf. Zum einen, weil eben die Prämien deftig sind, und zum anderen, weil er die Immobilie nur mehr schlecht an den Mann bringen kann. Oder gar nicht, wenn die Wirbelsturmfrequenz weiter so hoch bleibt. Angesichts dieser Tatsachen lohnt es sich sicher, hierzulande über eine Verteilung des Risikos zumindest nachzudenken.