Wenn die Gesellschaft die Normen überholt

Kommentar von Walter Senk, Die unabhängige Immobilien-Redaktion, zum Artikel "...weil dann nur noch Mist gebaut wird".

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Regulierungen, Mietpreisdeckelungen, Normen, etc .... . Es ist zwar recht nett, was sich da findige Köpfe ausdenken, um den Markt „in den Griff“ zu bekommen, aber es hat immer stärker den Anschein, als würde dies in Zukunft nicht mehr funktionieren. Es dauert zu lange, bis sinnvolle Lösungen gefunden werden und neue Ideen schreiten so schnell voran, dass sie letztendlich die dann erlassenen „Regulierungen“ bereits längst überholt haben.

Es ist gut und richtig, dass man sich damit auseinandersetzt, wie leistbares Wohnen möglich ist. Leider scheitern aber die guten Ideen entweder an den Scheuklappen der Politiker oder am politischen Unwillen. Sprich: Sie können es nicht sehen, oder sie dürfen es nicht sehen. Kurz und gut: Wirklich leistbar wird Wohnen nur, wenn mehr Wohnraum geschaffen wird. Da wird halt noch diskutiert, aber in der Realität ist die Gesellschaft schon längst drauf und dran, den Markt wieder selbst zu regulieren. Ein wirklich gutes Beispiel ist die „Parkplatzverordnung“, die nach langen Diskussionen geändert wurde. Wir erinnern uns: Bis zum Sommer letzten Jahres musste - von besonderen Ausnahmen abgesehen - für jede neue Wohnung ein Kfz-Stellplatz errichtet werden. Mit der neuen Wiener Bauordnung ist im Regelfall pro 100 Quadratmeter Nutzfläche ein Stellplatz zu errichten, aber auch das könnte zu viel sein. Die Einschätzung der Jugend im Bezug auf das Auto hat die aktuelle Stellplatzverordnung schon längst überholt.

„Leistbares Wohnen“ hin oder her, es werden derzeit kleinere Wohnungen gesucht mit idealen Aufteilung. Die Gesellschaft hat schon längst ihre Konsequenzen aus der aktuellen Situation gezogen und für junge Menschen gelten überhaupt andere Wertvorstellungen. Eine Wohnung hat mittlerweile einen anderen Stellenwert als früher. Auch andere Formen des Zusammenlebens kommen wieder in Mode. Die klassische WG, wie sie früher hauptsächlich bei Studenten beliebt war, kommt auch jetzt bei der älteren Generation (wieder) an. Wenn es alleine nicht geht, dann eben gemeinsam und – nicht zu vergessen! – diejenigen, die heute zwischen 70 und 80 Jahren sind, haben diese Wohnform vielleicht schon erlebt. Irgendwann werden die Bewohner auch verstärkt beginnen, ihre Wohnanlage teilweise selbst in Schuss zu halten, so wie es eine Frau im Artikel „Worauf wir verzichten“ (ev. verweisen auf Seite) empfohlen hat. Dies wird zwar vorerst nur bei überschaubaren Wohnprojekten der Fall sein, aber man ist erfinderisch.

Auch Immobilien, aber anderes Thema: Während zum Beispiel die Banken noch überlegen, ob sie Kredite vergeben, bzw. ihre Zinssätze für Geld auf dem Konto gen Null ansetzen, gibt es schon Entwicklungen, die diese Diskussionen über kurz oder lang obsolet machen: Crowdfunding Plattformen. Der Europäische Markt für alternative Finanzierungen ist 2014 um 144 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro gewachsen – für 2015 wird ein Zuwachs auf über sieben Milliarden Euro erwartet. Plattformen für Immobilien-Crowdfunding gibt es bereits in Deutschland – Österreich ist nur noch eine Frage der Zeit.