Positionen & Meinungen Wer WhatsApp beherrscht, beherrscht auch smino

Christoph Degendorfer und Matthias Köck haben ambitionierte Ziele mit smino: „Wir wollen in Österreich Marktführer werden.“

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Wer WhatsApp beherrscht,  beherrscht auch smino

„smino“ wurde 2016 von Sandor Balogh und Silvio Beer in der Schweiz mit dem Ziel gegründet, der Baubranche ein digitales Werkzeug zur Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bereit zu stellen. Seit knapp einem Jahr ist smino nun auch in Österreich im Einsatz. Aber warum eigentlich?

Christoph Degendorfer: smino wurde in der Schweiz gegründet und hat sich dort in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Da war es naheliegend, auch die anderen deutschsprachigen Märkte anzugehen. Der Markteintritt in Österreich erfolgte über die Übernahme von Bim Spot, einem von mir gegründeten BIM-Software-Unternehmen. Für alle Beteiligten war die Zusammenführung eine Win-Win-Situation.

Matthias Köck: Es wurden zwei Welten zusammengeführt, die einander perfekt ergänzen.

In der Schweiz wurden – wie ich der Homepage entnehmen konnte – bereits über 8.000 Projekte mit smino realisiert. Wurde die Schweiz zu klein?

Degendorfer: Die meisten Projekte wurden bisher in der Schweiz umgesetzt, auch in der französischsprachigen Westschweiz sind wir aktiv. Es gibt aber auch internationale Projekte – in Spanien, den USA oder eben auch in Deutschland und Österreich.

Das heißt, die Software ist in unterschiedlichen Sprachen erhältlich?

Degendorfer: Aktuell sind sieben Sprachversionen am Markt erhältlich.

Was ist die große Herausforderung im österreichischen Markt?

Matthias Köck: Eines vorweg: smino hat den Anspruch, sich international zu etablieren, und ist darauf angewiesen, außerhalb des Heimmarkts zu wachsen. Die Schweiz ist und bleibt der wichtigste Markt und bietet uns die Basis für die Expansion. Das ist nun in einem ersten Schritt der DACH-Raum. Als „Software-as-a-Service“-Anbieter haben wir technisch die Möglichkeiten, unsere Lösungen rasch zu skalieren und potenziell unbegrenzt vielen Kunden anzubieten.

In der Schweiz kennt uns fast jeder. Kein Wunder – über 19.000 registrierte Unternehmen stehen auf unserer Kundenliste. In Österreich sind wir ins kalte Wasser gesprungen. Hier bauen wir eine Marke von null auf. Die größte Herausforderung ist, die Marke zu stärken, die ersten Kunden zu haben und die ersten Projekte zu realisieren. Wir wollen den Markt sukzessive mit einem gesunden Wachstum aufbauen, sodass wir in den nächsten Jahren den Status als Nummer-Eins-Plattform, den wir in der Schweiz haben, auch in Österreich hinbekommen.

Degendorfer: Die größten Unterschiede in den Märkten liegen darin, dass wir in derSchweiz schon sehr früh am Markt waren.Die Firma wurde 2016 gegründet – 2018 war der Markteintritt. Dementsprechend hatten wir fünf Jahre Zeit, die Marke aufzubauen. In Österreich sind schon Mitbewerber am Markt. Das ist aber auch gesund und gut für uns.

Wie in der Schweiz sind auch in Österreich die Bauherren oder die Architekturbüros die Entscheidungsträger. In der Schweiz ist man risikofreudiger. In Österreich ist man Neuem gegenüber nicht sehr aufgeschlossen. Österreichische Unternehmen setzen gerne auf etablierte Unternehmen – auf Unternehmen, die sie kennen.

Man kann sagen, dass sich die charakteristischen Klischees, die man über Deutschland, Österreich und die Schweiz hat, bestätigen. Der Schweizer ist ein Pragmatiker, der eine Lösung gut findet und dann sofort reingeht. Er denkt vielleicht auch längerfristiger. Die Lösungen werden sehr oft vom ganzen Lebenszyklus her angeschaut und gedacht. In Deutschland sehen wir hingegen oft sehr intensive Evaluierungsprozesse, bei denen viele Lösungen durchleuchtet werden und sehr analytisch vorgegangen wird. Und Österreich würde ich in der Mitte zwischen den beiden Zugängen sehen.

Wie sieht Ihre Bilanz nach knapp einem Jahr Markpräsenz in Österreich aus?

Degendorfer: Wirklich präsent sind wir seit Jahresbeginn 2023. Wir sehen den Markt positiv. Entgegen der jetzigen Marktsituation mit vielen Investmentstopps sehen wir, dass das Thema Digitalisierung nach wie vor, vielleicht aus einem Effizienzgedanken heraus, sehr stark ist.

Köck: Unternehmen, vor allem aber auch die Kommunen und größeren Bauunternehmen, schauen aktuell sehr genau darauf, wie sie sich hinsichtlich der Digitalisierung weiterentwickeln können. Wie können sie Personalkosten sparen? Wie können sie ihre Effizienz steigern? Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um im Unternehmen selbst zu schauen, wie man die Prozesse, die es derzeit gibt, verbessern kann. Wir treten genau richtig in den Markt ein, weil wir eine Lösung anbieten, die sich nicht auf einen Teilbereich spezialisiert hat, sondern das komplette Bauvorhaben von Leistungsphase eins bis neun durchgehend begleiten kann. Viele Unternehmen suchen so eine Lösung, mit der sie nur eine Software haben und nur eine Lizenz bezahlen. Sie brauchen nicht vier oder fünf verschiedene. Dadurch kann man Kosten sparen.

Der Immobiliensektor und speziell die Baubranche stehen vor großen Herausforderungen. Insbesondere seit Anfang 2023 erfahren wir in persönlichen Gesprächen mit Kunden und potenziellen Neukunden, wie wichtig die Effizienz für Bauprojekte ist. Digitalisierung und Prozessoptimierung helfen, Zeit und Geld zu sparen. Und genau das bietet smino.  

Was unterscheidet smino von anderen BIM-Tools?

Degendorfer: Der Unterschied zwischen BIM-Experten Software und smino ist, dass man für smino kein technisches Know-how benötigt. Wer WhatsApp bedienen kann, kann auch smino bedienen. Wenn ich mir allein das BIM-Vokabular ansehe, merke ich, dass ich nicht mitspielen kann, wenn ich nicht alle diese Begriffe kenne. Das ist für viele eine gewaltige Hürde, vor allem für ausführende Unternehmen oder kleine Planer. Aber wie gesagt: Wir haben uns mit smino das Ziel gesetzt, dass wir die Prozesse, die man schon kennt, digital abwickeln können – und das möglichst einfach.

Bei Bim Spot haben wir uns auf das Informationsmanagement in BIM-Projekten fokussiert. Wenn man sich die Entwicklung von BIM über die letzten Jahre anschaut, ist BIM nach wie vor noch eine Nische. Nur drei bis fünf Prozent aller Projekte werden mit BIM realisiert. Information ist in BIM-Projekten wie auch bei smino eines der Kernelemente.

Das vollständige Interview finden Sie in der Ausgabe 04/2023 des ImmoFokus Timeline (immo-timeline.at)    

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