Wertewelt pflegen, Wirtschaftlichkeit bekommen

Komplexität begreifen. Was macht das traditionelle Handwerk in Österreich aus? Im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung ist die Beantwortung dieser Frage gar nicht mal so einfach.

von 0 Minuten Lesezeit

Komplexität begreifen. Was macht das traditionelle Handwerk in Österreich aus? Im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung ist die Beantwortung dieser Frage gar nicht mal so einfach.

Dass das traditionelle Handwerk in Österreich vor und teilweise schon mitten in einem Wandel steht, ist längst bekannt. Wie dieser Wandel jedoch aussehen wird – das entlockt den Betroffenen oft nur ein müdes „Puh, schauen wir mal“. Um das zu ändern, gab die UNESCO die Studie „Traditionelles Handwerk als immaterielles Kulturerbe und Wirtschaftsfaktor in Österreich“ in Auftrag. Mit dem Begriff „Kulturerbe“ beschreibt die UNESCO die kreative Weitergabe von Können und Wissen an die Nachwelt. Besonders wichtig: Es muss immer und immer wieder geprüft werden, ob das Wissen überhaupt noch zukunftsfähig sein kann.

An der vom Bundeskanzleramt (BKA), dem „Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung“ (BMWFW) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) finanzierten Studie waren zwei sehr erfahrene Frauen beteiligt: Heidrun Bichler-Ripfel und Maria Walcher. Bichler-Ripfel stammt aus der angewandten Gewerbeforschung: „Mir ist ein Praxisbezug deshalb sehr wichtig.“ Maria Walcher kann aus ihrer langjährigen Tätigkeit bei der UNESCO schöpfen. Beide Forscherinnen bewegen sich neben ihren eigentlichen Tätigkeiten schon lange Jahre im Bereich des immateriellen Kulturerbes. Gemeinsam galt es herauszufinden, wie sich das traditionelle Handwerk mit seinen immateriellen Werten abbilden lässt. Ein schwieriges Thema, wenn man das Wort „immateriell“ gesondert herausnimmt – obwohl wesentlich für die Wertewelt eines Landes, kann man das traditionelle Handwerk doch nicht monetär beschreiben. „Handwerk ist Wirtschaftsfaktor und gleichzeitig Teil des kulturellen Erbes. Die heutigen Handwerker stehen vor der Herausforderung, alte und neue Techniken erfolgreich zu verbinden“, so die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk Renate Scheichelbauer-Schuster. In der Studie der UNESCO wurde das Handwerk vereinfacht mit der Herstellung, Installation, Wartung, Pflege und Reparatur im Dienstleistungsbereich definiert.

Für die internationale Wahrnehmung Österreichs komme es aber nicht nur auf die wirtschaftlichen Aspekte des traditionellen Handwerks, sondern auch auf dessen sozial- und kulturpolitische Effekte an. Dabei gilt es natürlich, gewisse Standards zu halten und sich weiterzuentwickeln. Heidrun Bichler-Ripfel dazu: „Vielleicht braucht man im Handwerk keinen sprechenden Roboter, der einem die Werkstatt putzt. Kleine, verbesserte digitale Lösungen können aber den entscheidenden Unterschied bringen.“ Mit Building Information Modeling (BIM) – zu Deutsch: Bauwerksdatenmodellierung – könnten manche traditionelle Handwerksunternehmen ihren ersten Schritt in die digitale Welt wagen.

Trotzdem müsse der traditionelle Handwerker aber immer noch auf seine bereits erworbenen Fähigkeiten zurückgreifen dürfen. „Und das grenzt das traditionelle Handwerk letztendlich von den modernen Methoden ab“, wie Maria Walcher betont.