Wiens Zinshäuser dem Verfall preisgegeben

von 0 Minuten Lesezeit

Ja, Sie haben richtig gelesen. Wiens Innenstadt ist dem Verfall preisgegeben. Nicht unmittelbar – doch in vielleicht 10, 15, 20 Jahren werden Sie diese, oder ähnliche Schlagzeilen wohl lesen müssen. Doch dann wird es zu spät sein. Warum erinnert mich dieses Szenario bloß an das Thema Mietrechtsreform? Auch egal. Zurück zum Thema. „Die Häuser sind doch tadellos in Schuss“, werden nun viele dagegenhalten. Ja, auch das stimmt – noch.  Jahr für Jahr verschwinden Zinshäuser vom Mark – Sie werden verkauft, entwickelt und/oder saniert, um anschließend in kleine Häppchen zerteilt am Markt abverkauft zu werden. „Stiftungen und private Investoren zeichnen mit 52 Prozent für mehr als die Hälfte des Transaktionsvolumens verantwortlich. Ebenfalls stark engagiert sind Projektentwickler mit 40 Prozent. Diese suchen gezielt Objekte mit Ausbaupotenzial, da durch das steigende Preisniveau am Wohnungsmarkt in immer mehr Lagen, z.B. in Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus oder Ottakring, Dachgeschoßausbauten und der Abverkauf in Eigentumswohnungen wirtschaftlich sinnvoll geworden sind. …  Der Großteil der Transaktionen bewegt sich in einem Renditebereich von 1,7 bis 4,1 Prozent“, heißt es dazu im aktuellen Wiener Zinshausmarktbericht von EHL Immobilien. Dieser „Abverkauf in Eigentumswohnungen“ wird sich rächen. Viele Wohnungseigentümer werden zusehen müssen, wie ihre Immobilie an Wert verlieren wird. In 10, 15 spätestens 20 Jahren stehen bei vielen Zinshäusern der ersten Parifizierungswelle die ersten großen Generalsanierungen an. Dann heißt es investieren. Doch mit mageren Renditen von 1,7 bis 4,1 Prozent werden sich wohl kaum große Finanzpölster aufbauen haben lassen. Wollen wir den Teufel einer Zinserhöhung gar nicht in den Raum stellen, die so manchen Privatinvestor in starke Troubles bringen wird. Werden im Fall der Fälle alle Miteigentümer auch mitfinanzieren können? Allein das Nicht-Wollen der einfachen Mehrheit reicht aus, um langfristig aus den Schmuckkästchen Bruchbuden werden zu lassen. Maßnahmen, die die Einstimmigkeit aller Miteigentümer voraussetzen, sind schon heute nur mehr schwer durchzubringen. Vielleicht schlägt dann das Pendel in die andere Richtung aus – und aus einem parifizierten Zinshaus wird wieder ein Zinshaus.
Quelle: Fotolia