Wienwert gegen IMV - Hausdurchsuchungen

Die Immobiliengesellschaft Wienwert wirft Österreichs größter privater Hausverwaltung, IMV, hinter der die Investoren Michael Tojner und Daniel Jelitzka stehen, Betrug mit System vor. Der gegnerische Anwalt wehrt sich – es sei alles rechtens gewesen.

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1992 gegründet, ist die IMV Österreichs führende private Hausverwaltung. Zu den Kunden zählt das Who's who der privaten Immobilienwirtschaft – darunter angesehene Familienunternehmen, aber auch Immo-AGs sowie Banken-Immotöchter. Nun fährt ein Exkunde schwere Geschütze gegen die IMV auf: Die Immobiliengesellschaft Wienwert, die vom früheren Investmentbanker Stefan Gruze geleitet wird, hat seit Ende 2015 Unterlagen gesammelt und nun eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht – Hausdurchsuchungen und Ermittlungen sind die Folge. Die Immobiliengesellschaft Wienwert wirft Österreichs größter privater Hausverwaltung, IMV, hinter der die Investoren Michael Tojner und Daniel Jelitzka stehen, Betrug mit System vor. Der gegnerische Anwalt wehrt sich – es sei alles rechtens gewesen. Die Anzeige liegt dem WirtschaftsBlatt vor. Angezeigt wurden die im März verkaufte ehemalige IMV-Schwester IVS Schadensmanagement GmbH und deren Muttergesellschaft, GIM Beteiligungsholding GmbH, sowie mehrere Personen – allen voran Wolfgang Macho, langjähriger Geschäftsführer der IMV, der 51 Prozent der Anteile der GIM hält. Die restlichen 49 Prozent teilen sich die Investoren Michael Tojner sowie Daniel Jelitzka, deren Unternehmen Wertinvest sowie JP Immobilien zu den angesehensten und größten Playern auf dem Wiener Immobilienparkett zählen – ihr aktuelles Projekt ist das Hochhaus am Wiener Stadtpark. „Wienwert verwaltet über 40 Millionen € an Investorengeldern, und ich fühle mich unseren Investoren verpflichtet, diese Verantwortung mit höchster Sorgfalt wahrzunehmen“, sagt Wienwert-Vorstandschef Gruze. Laut der Anzeige besitze die Wienwert umfangreiche Dokumente, die belegten, dass die IMV bzw. IVS seit Jahren Betrug mit System betrieben hätte: Professionistenrechnungen der verwalteten Häuser wurden mit „Aufschlägen“ von bis zu 50 Prozent an die Kunden weitergereicht. Den Schaden trugen die Wohnungseigentümergemeinschaft und/oder die Versicherung des Hauses. Letzten Endes zahlte über die höheren Betriebskosten oft der Mieter die Zeche. Überhöhte Rechnungen Die Vorwürfe seien haltlos, sagt Nikolaus Rast, Anwalt der IVS: Der Unterschied zwischen den Kosten der Professionisten und dem, was die Versicherung bezahlt habe, sei die Leistung der IVS. „Was IVS gemacht hat, ist vollkommen logisch. Wir haben unsere Leistung transparent abgerechnet und können das auch nachweisen.“ Dass es keine überhöhten Rechnungen oder gar einen Betrug mit System gegeben haben könnte, belege auch, dass der Deckungsbeitrag der IVS bei nicht einmal fünf Prozent gelegen sei. „Da macht jeder Bauträger mehr Gewinn“, so Rast. Wichtig sei zudem, dass die IVS nicht nur die Leistungen der Koordination, des Managements, der Kontrolle und der Abrechnung von Professionistenleistungen, sondern auch die Haftung übernehme. „Und genau für diese Leistung wurde die IVS beauftragt.“ Er deutet an, dass Wienwert versuche, dem Marktführer Kunden wegzunehmen. Gruze weist indes darauf hin, dass Wienwert gar keine Hausverwaltung besitze und keine gründen wolle, an Hausverwaltungskunden also kein Interesse habe. Inzwischen hat man einen führenden Mitbewerber der IMV als Hausverwaltung engagiert, der solche „Aufschläge“ jedenfalls nicht fakturiert.
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