Immobilien Bau Wohnen Wifo-Experte: Eingebrochene Wohnbauproduktion sorgt für Wohnungslücke

In den Jahren 2025 und 2026 - Regierung solle über Wohnbauförderung handeln und diese ankurbeln - Arbeitslosigkeit am Bau und im Baunebengewerbe im Steigen

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Wifo-Experte: Eingebrochene Wohnbauproduktion sorgt für Wohnungslücke

Wifo-Wohnbauexperte Michael Klien würde die schwächelnde Bauwirtschaft und das einhergehend schwächelnde Baunebengewerbe stärken, indem auf dem Wohnungs- und Wohnbaumarkt gehandelt wird. "Wir fürchten, mit der eingebrochenen Neubauproduktion wird es dazu kommen, dass 2025 und 2026 zusehends eine Wohnungslücke auftut", sagte Klien am Mittwochvormittag gegenüber ORFIII. Die Mietkosten werden wohl weiter über der Inflation steigen. Auch die Arbeitslosigkeit werde steigen.

Am besten solle die Politik über die Wohnbauförderung handeln, "wo das Problem entstanden ist", sagte der Wifo-Ökonom. Die Bundesregierung aus ÖVP und Grünen will ja wie vielfach berichtet ein Baupaket schnüren. Die Sozialpartner haben ihre - zum Teil recht großen - Wünsche bereits deponiert, was auch zu einem Rumoren in der SPÖ zwischen dem Parteichef Andreas Babler und dem obersten Baugewerkschafter und FSG-Chef Josef Muchitsch führte - Stichwort 100.000-Euro-Eigenheimförderung.

Klien meinte im ORF-Fernsehen, dass Einigkeit herrsche, dass es sinnvoll sei, jetzt ein Hilfsprogramm aufzusetzen. Das solle den Wohnungsmarkt stabilisieren, den Wohnbau stimulieren und davon solle die Bauwirtschaft profitieren. Gebot der Stunde sei es, "die Neubauproduktion von gemeinnützigem und leistbarem Mietwohnungsbau nicht zu stark einbrechen zu lassen".

"Die Wohnbauförderung muss angekurbelt werden", sagte Klien. Denn die Schrauben gehörten dort gedreht, wo der Schuh vor eineinhalb, zwei Jahren zu drücken begonnen habe. Der Hochbau sei bereits eingebrochen, das Baunebengewerbe, also die Handwerker würden den Einbruch erst im laufenden Jahr so richtig zu spüren bekommen. Das werde sich auch negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken und die Arbeitslosigkeit im Sektor, in dem etwa 300.000 Menschen arbeiten, steigern.

Ganz "verhindern wird man den Abschwung nicht können", prognostizierte Klien. Es sei auch "nicht sinnvoll die Niveaus aus den Boomjahren aufrecht zu erhalten. Aber das Abdämpfen des Einbruchs ist ein Muss."

Die Faktoren, die Eigenheime verteuert haben, könne man nicht isoliert betrachten. "Wenn Eigenheime nicht leistbar sind, bleiben die Menschen auf dem Mietwohnungsmarkt. Erst wenn auch Eigentum wieder leistbar ist, ist eine Dämpfung auf dem Mietwohnungsmarkt zu erwarten." Also, so die Botschaft an die türkis-grüne Regierung: "Bei einem Rettungspaket ist sowohl der Eigentums- als auch der Mietwohnungsmarkt im Auge zu behalten", so Klien.

Bis ein angekündigtes Paket allerdings tatsächlich bei den Menschen ankommt, wollte der Ökonom nicht so recht einschätzen. Er betonte die Notwendigkeit der Stabilisierung der Neubauproduktion einmal mehr, und sagte: "Ohne dem ist es nicht absehbar, dass die Mieten gedämpft werden und auch einmal unter dem Inflationswert ansteigen in den kommenden Jahren." (apa)

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