Wirtschaft WIFO: Österreichs Industrie verharrt in Rezession

Die Investitionsnachfrage werde durch die hohen Zinsen in ganz Europa belastet, worunter besonders die auf Investitionsgüter spezialisierten Länder wie Deutschland, Tschechien und Österreich leiden, heißt es im aktuellen WIFO-Konjunkturbericht

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WIFO: Österreichs Industrie verharrt in Rezession

Die heimische Industrie befindet sich nach wie vor in der Rezession. Der WIFO-Konjunkturklimaindex für die Sachgütererzeugung hat sich zu Jahresbeginn zwar stabilisiert, notiert allerdings deutlich im negativen Bereich. Die beiden Teilindizes zur aktuellen Lage und zu den Erwartungen für die kommenden drei Monate legten nur minimal zu. Im Gegensatz zu den anderen Branchen wächst der Tourismus trotz der erheblichen Verteuerung von Hotel- und Restaurantdienstleistungen kräftig. Nach einer Unterbrechung im Dezember setzte sich der Rückgang der Inflationsrate im Jänner fort.

"Die schwache (internationale) Konjunktur belastet zunehmend den heimischen Arbeitsmarkt. Die Rezession ab Mitte 2022 führte verzögert zu einer Trendumkehr in der Entwicklung der Arbeitslosigkeit", so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Marcus Scheiblecker.

Die Konjunktur in Österreich zeigt bereits seit mehreren Quartalen deutliche Züge einer Rezession. Die infolge der restriktiven Geldpolitik kräftig gestiegenen Zinssätze belasten europaweit die Investitionsnachfrage. Darunter leiden insbesondere auf Investitionsgüter spezialisierte Länder wie Deutschland, Tschechien und Österreich. Die verschärften Kreditbedingungen dämpfen auch die Baunachfrage erheblich.

Die schwache Industriekonjunktur schlägt mittlerweile auch auf die Dienstleistungsbranchen durch. In Österreich sind neben dem Transportwesen die unternehmensnahen Dienstleistungen und der Handel betroffen. Einzig die Tourismuswirtschaft entwickelt sich derzeit schwungvoll.

Nach vorläufigen Berechnungen wuchs die österreichische Wirtschaft im IV. Quartal 2023 um 0,2% gegenüber dem Vorquartal, wodurch sich für das Gesamtjahr 2023 ein BIP-Rückgang von 0,7% ergibt (real). Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests von Jänner 2024 spiegeln die rezessive Entwicklung wider, die derzeit fast alle Branchen bestimmt. In der Sachgütererzeugung dürften sich die Lageeinschätzungen auf niedrigem Niveau stabilisiert haben. Der entsprechende Index ging Ende 2023 nicht weiter zurück, und im Jänner waren die befragten Unternehmen sowohl hinsichtlich ihrer derzeitigen Geschäftslage als auch ihrer Erwartungen für die kommenden Monate wieder etwas zuversichtlicher.

Im Dienstleistungsbereich hat sich die Stimmung dagegen weiter eingetrübt. Lediglich im Tourismus lagen die Einschätzungen zuletzt über dem langjährigen Durchschnitt, zumal die ideale Witterung für einen gelungenen Start in die Wintersaison gesorgt hatte.

Die Inflationsrate ging im Jänner wieder zurück (gemäß Schnellschätzung). Im Dezember 2023 war der preisdämpfende Effekt der ein Jahr zuvor eingeführten Strompreisbremse ausgelaufen. Dies hatte zusammen mit dem verringerten Dämpfungseffekt der Treibstoffpreise zu einem Wiederanstieg der Inflation geführt. Der Preisauftrieb ist in Österreich nach wie vor deutlich kräftiger als im Durchschnitt des Euro-Raumes.

Die Aufnahme von neu zugezogenen Bevölkerungsgruppen in die Arbeitslosenstatistik führt derzeit ebenso zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit wie die mit Fortdauer der Rezession verringerte Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Zahl der offenen Stellen nahm in den letzten Monaten spürbar ab. Der Beschäftigungszuwachs, der bislang einen schärferen Anstieg der Arbeits­losenquote verhindert hatte, kam im Jänner im Vormonatsvergleich nahezu zum Erliegen. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der Zuwachs von 0,7% im Dezember auf 0,4% im Jänner.

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von Patrick Baldia 2 Minuten Lesezeit