Positionen & Meinungen Wir müssen gehört werden!

Für die Projektentwickler ist die Situation aktuell herausfordernd. Die Politik ist gefordert, gegenzusteuern. Ein Kommentar von Sebastian Beiglböck, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Projektentwickler (VÖPE)

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Wir müssen gehört werden!

Während die Branche einzelne Verschlechterungen der Rahmenbedingungen in der Vergangenheit immer gut abfedern konnte, kommt derzeit vieles zusammen. Angesichts einer gefährlichen Mischung aus hohen Baukosten, hohen Zinsen, deutlich verschärften Regeln für Immobilienkredite, weiterhin sehr hohen Grundstückspreisen und immer anspruchsvolleren Regularien und Normen einerseits und gedeckelten Mieterträgen andererseits stehen wir vor großen Herausforderungen, die die Realisierung neuer Projekte und den Erhalt von Arbeitsplätzen massiv erschweren.

Es gibt für Projektentwickler nach wie vor ausreichend zu tun. Wir sehen aber die Gefahr, dass in zwei bis drei Jahren maßgeblich Wohnraum fehlt, weil derzeit kaum noch Projekte eingereicht werden. Dadurch werden die Preise schnell wieder steigen. Sollte die Politik die derzeitigen, für die Branche ungünstigen Rahmenbedingungen nicht verbessern, rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang bei der Realisierung neuer Projekte am österreichischen Wohnungsmarkt.

Denn was auch gerne übersehen wird ist, dass die Projektentwicklung ein sehr langfristiges Geschäft ist. Vom Projekt her gerechnet dauert ein Zyklus vom Beginn bis zum Ende der Entwicklung mindestens drei bis vier Jahre. Die Politik wie auch die Gesellschaft denken aber alles andere als langfristig. Wenn wir aber jetzt nicht an diesen oder jenen Stellschrauben drehen, dann haben wir bald ein echtes Problem. Und das ist kein Problem, das die Projektentwickler betrifft, sondern die Gesellschaft, wenn nämlich zu wenig Wohnräumlichkeiten oder Büroflächen vorhanden sein werden.

Österreich braucht neue Impulse 

Österreich braucht daher jetzt ein Gegensteuern durch neue Impulse, um diesen Abwärtstrend zu stoppen. Die VÖPE fordert:

Die Politik muss ihre Verantwortung für die kooperative, bauliche Entwicklung unserer Lebensräume wieder wahrnehmen (wie etwa durch Schaffung eines Ministeriums mit allen Bau- und Wohnagenden).

Baurecht, Steuerrecht und Wohnungsrecht müssen endlich entbürokratisiert und zeitgemäß werden (zum Beispiel durch eine Musterbauordnung für alle Bundesländer).

Genehmigungsverfahren werden flächendeckend digitalisiert und für Projektwerber voll transparent (etwa durch Einführung des „Gläsernen Aktes“).

Immobilieneigentum wird wieder breiten Bevölkerungsschichten als Altersvorsorge ermöglicht (zum Beispiel durch steuerliche Erleichterungen für die selbstbewohnte Immobilie).

Klimafreundliche und innovative Bauprojekte werden durch Anreizsysteme befördert (beispielsweise mit „Fast Lanes“ in Genehmigungsverfahren).

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