Finanzierung Bausparen feiert Revival

Starke Steigerungen in der Bausparnachfrage seit Herbst 2022 - Studie: Rund ein Viertel der Österreicher will einen Bausparvertrag eröffnen - Bausparkassenverband fordert Marktanpassungen bei den Darlehenshöchstgrenzen

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Bausparen feiert Revival

Sei es die Entwicklung der Immobilienpreise, Inflation, Zinslandschaft oder die Finanzierungsrichtlinien für Wohnbaukredite (KIM-V): Diese Umbrüche im Jahr 2022 ließen auch das Bausparsystem nicht unberührt. Kam es im ersten Halbjahr zu einer Rekord-Nachfrage bei Bauspardarlehen, ging diese nach der Einführung der KIM-V zurück. „Parallel dazu erlebt das Bausparen aufgrund des Anstiegs des Zinsniveaus ab Herbst 2022 ein Revival. Angesichts der unsicheren Marktlage greifen immer mehr Österreicher auf diese bewährte und sichere Sparform zurück“, erklärt Christian Reingruber, aktuell Vorsitzender des Bausparkassenverbandes Österreich (BVO). „Haben wir bereits erste Steigerungen im 4. Quartal 2022 gesehen, bestätigt der Jahresvergleich für Jänner und Februar diesen Trend: Eine Steigerung von 75 % im Vergleich zu den Vorjahreswerten zeigt die Bedeutung des Bausparsystems.“

Studie: Bausparen wird als ideale Anlageform für Kinder und Jugendliche wahrgenommen

Eine vom Bausparkassenverband beim Marktforschungsinstitut INTEGRAL in Auftrag gegebene Studie belegt dieses Sparverhalten der Österreicher. Diese Umfrage zeigt ein starkes Comeback des Bausparens auf: 4 von 10 Österreicher haben bereits einen Bausparer und rund ein Viertel gaben an, in den nächsten ein bis zwei Jahren einen Bausparvertrag neu oder zusätzlich, etwa für eine andere Person, zu eröffnen“ so Marcus Kapun, Vorstandsvorsitzender der start:bausparkasse. “Diese Ergebnisse zeigen das hohe Potential von Bausparen für die Zukunft.“

Das gilt vor allem für Personen mit Kindern im Haushalt. Warum Bausparen? 86 Prozent der Befragten gabenan, diese Ansparform als einfach und bequem zu empfinden. Die große Mehrheit nimmt diese Sparform außerdem als besonders sicher wahr (83 Prozent).

Entwicklung der Bausparfinanzierung vor und nach weiteren Kreditregulierungen

Dass Bausparen ein wichtiger und verlässlicher Finanzierungspartner vor allem in unsicheren Zeiten ist, zeigt sich darin, dass die Finanzierungsleistungen auf 3,8 Mrd. Euro und somit um +1 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Auf die absolute Rekordnachfrage nach Bausparfinanzierungen im ersten Halbjahr, folgte allerdings ein starker Rückgang. Neben der Inflation, dem kräftigen Zinsanstieg und der allgemeinen Unsicherheit war vor allem die seit August 2022 geltenden strengeren Kreditvergabestandards für private Immobilienkäufer, die sogenannte KIM-Verordnung, für den starken Rückgang bei der Darlehensnachfrage verantwortlich. „Am Beginn einer Schwächephase auch noch restriktive Maßnahmen zu erlassen, wirkt verstärkend. Es ist nicht verwunderlich, dass die Menschen abwartend reagieren und verunsichert sind“, so Christian Vallant, Geschäftsführer der Raiffeisen Bausparkasse.

Bausparkassenverband fordert Erleichterungen beim erstmaligen Immobilienkauf

Bei der Vergabe von Bauspardarlehen sind die österreichischen Bausparkassen an Darlehenshöchstgrenzen gebunden. Diese liegt aktuell bei 240.000 Euro pro Person. Vergleicht man die Entwicklung der Wohnimmobilienpreise mit jener der von der FMA festgelegten Bauspardarlehenshöchstgrenze, zeigt sich eine ungleiche Entwicklung: Laut Wohnimmobilienpreisindex der OeNB haben sich die Wohnimmobilienpreise während der vergangenen zwölf Jahre mehr als verdoppelt, während die Darlehenshöchstgrenze bei Bauspardarlehen im selben Zeitraum um nur ein Drittel erhöht wurde.

"Österreich hat im europäischen Vergleich eine sehr niedrige Eigentumsquote. Um das zu ändern, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen verändert und angepasst werden. Dazu zählen die Anhebung der Darlehenshöchstgrenze bei den Bauspardarlehen auf 350.000 Euro pro Person. Auch die Abschaffung der Grunderwerbssteuer und der Grundbuchseintragungsgebühr beim Ersterwerb sind wichtige Maßnahmen, damit sich vor allem junge Familien und Menschen mit mittleren und kleineren Einkommen Wohneigentum leisten können", sagte Wüstenrot Generaldirektorin Susanne Riess-Hahn.

Die Empfehlungen des Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) der FMA zur Weiterentwicklung der KIM-V gehen auch dem Bausparkassenverband Österreich nicht weit genug. Besonders jungen Familien erschwert die KIM-V den Zugang zu Wohnkrediten. Seitens Bausparkassenverband Österreich werden unter anderem einheitliche Ausnahmequoten gefordert.

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von Patrick Baldia 1 Minute Lesezeit