Investment Aussicht auf Corona-Impfstoff könnte Immobilienzinsen in Österreich steigen lassen

Erstmals in der Geschichte einer 20-jährigen österreichischen Anleihe war diese Anfang November mit negativen Zinsen belegt.

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Aussicht auf Corona-Impfstoff könnte Immobilienzinsen in Österreich steigen lassen

Die Hoffnung auf einen wirksamen Corona-Impfstoff könnte Impulse für steigende Zinsen bei Immobilienkrediten setzen. Zu dieser Einschätzung kommt die Interhyp AG. Nachdem die Börsen Anfang der Woche bereits mit Kurssprüngen reagiert haben, zeigten auch die Anleihemärkte steigende Renditen.

Die Notenbanken haben ihre Geldpolitik wegen der Corona-Pandemie zuletzt deutlich gelockert. Gleichzeitig hatten Investoren sichere Anlagen wie Staatsanleihen und Pfandbriefe gesucht, deren Renditen in der Folge gesunken sind. Die Hoffnung auf einen Impfstoff könnte die Einschätzungen verändern. Ein Anstieg der Anleiherenditen und in der Folge steigende Immobilienzinsen werden wahrscheinlicher, sagt Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp AG.

Die Renditen von Anleihen und Pfandbriefen sind ein Maß für die Finanzierungsbedingungen der Banken. Daher orientiert sich die Entwicklung der Immobilienkreditzinsen an den Anleiherenditen. Die Renditen der zehnjährigen österreichischen Staatsanleihen verzeichnen bereits ein deutliches Plus. Im Interhyp-Wohnkreditzins-Trendbarometer, einer monatlichen Umfrage unter zehn deutschen und zwei österreichischen Kreditinstituten, hatten die befragten Experten in den vergangenen Wochen höhere Zinsen auch von der Verfügbarkeit eines Impfstoffes abhängig gemacht. Wie die Auswertung der Angebote von mehr als 40 österreichischen Banken zeigt, liegen die Konditionen für zehnjährige Fixzinsdarlehen bei 30-jähriger Laufzeit und einem Kreditbetrag von 200.000 Euro im Mittel bei 0,8 Prozent nominal (effektiv 1,1%), Bestzinssätze bei 0,6 Prozent (effektiv 0,9%) sind möglich.

Die meisten der Anfang des Monats befragten Experten erwarten allerdings auch auf Halbjahres- und Jahressicht weiterhin eher gleichbleibende Zinsniveaus. Im historischen Kontext hohe Zinsen sind laut Interhyp auch in den nächsten Wochen und Monaten nicht zu erwarten. Dagegen sprechen die weiterhin niedrige Inflation sowie die weltweiten konjunkturellen Auswirkungen des ersten und zweiten Lockdowns inklusive der immensen Verschuldung. Auch Themen wie der Brexit oder die mögliche Neuausrichtung der Handelsbeziehungen nach der US-Wahl werden die Märkte weiterhin prägen.

Die Hoffnung auf einen Impfstoff wird zu einer Neubewertung der Situation an den Märkten führen. Die Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen war in den vergangenen Wochen zuletzt anhaltend hoch, wodurch die Renditen im deutlichen Minus-Bereich verharrten. Investoren suchten laut Interhyp anhaltend nach Sicherheit. Hierbei gilt Österreich als wirtschaftlich äußerst stabil: Erst vergangene Woche wurde die 20-jährige Staatsanleihe für 690 Millionen Euro aufgestockt und hat nun ein Gesamtvolumen von mehr als drei Milliarden Euro erreicht. Erstmals in der Geschichte einer 20-jährigen österreichischen Anleihe war diese mit negativen Zinsen von 0,094 Prozent belegt. Das wirkte sich positiv auch auf Zinsen für Immobilienkredite aus. Sollten die Renditen nun aber nachhaltiger steigen, wird das die Zinsen für Immobilienkredite auf niedrigem Niveau steigen lassen.

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