Digital Ausländische Investoren sorgen für Wachstum der österreichischen Start-ups

Laut Start-up Investment Barometer von EY wurde 2021 fast fünf Mal so viel wie im gesamten bisherigen Rekordjahr 2020 in Österreich in Start-ups investiert. Drei Viertel des Risikokapitals kommen dabei von ausländischen Investorengruppen.

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Ausländische Investoren sorgen für Wachstum der österreichischen Start-ups

Heimische Jungunternehmen erhielten in 131 Finanzierungsrunden Kapitalspritzen in Höhe von 1,23 Milliarden Euro – fast fünf Mal so viel wie im gesamten bisherigen Rekordjahr 2020. Dominiert wird diese Entwicklung insbesondere von den großen Runden für die beiden „Unicorns“ GoStudent und Bitpanda, die gemeinsam mehr als die Hälfte der Gesamtsumme lukrieren konnten. 

An knapp mehr als jeder zweiten (55 Prozent) Finanzierungsrunde waren österreichische Geldgeber:innen beteiligt – rund ein Drittel (32 Prozent) wurde sogar rein von heimischen Investor:innen getragen. An einem Viertel (24 Prozent) waren nur ausländische Investorengruppen beteiligt, bei 22 Prozent wurden keine Angaben zu den Investorengruppen veröffentlicht. Beim Finanzierungsvolumen dominieren ausländische Geldgeber:innen: Mehr als 75 Prozent des Risikokapitals kommen von rein ausländisch besetzten Investorengruppen. 

Das sind die Ergebnisse des Start-up Investment Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY in Zusammenarbeit mit der Austrian Angel Investors Association (AAIA) und der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO). Berücksichtigt wurden veröffentlichte Finanzierungsrunden in Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

Österreichische Investoren geben Starthilfe, ausländische Geldgeber finanzieren Wachstum

Bei frühphasigen Investmentrunden sind dementsprechend auch klar heimische Investorengruppen führend: Nur in Pre Seed-Finanzierungsrunden (78 Prozent) stellten sie jeweils die Mehrheit der Kapitalgeber:innen. In der Seed-Phase machen österreichische Investorengruppen knapp weniger als die Hälfte (45 Prozent) der beteiligten Geldgeber:innen aus. Mit Anstieg der Runde sinkt der Anteil an heimischen Investor:innen weiter: Bei Series-A-Finanzierungsrunden liegt der Anteil bei knapp mehr als einem Drittel (36 Prozent), bei Series-B- (14 Prozent), Series-C- (keine) und Series-D-Finanzierungsrunden (29 Prozent) liegt der Anteil 2021 deutlich niedriger. 

An keiner der vier Finanzierungsrunden in der Größenordnung von mehr als 100 Millionen Euro, bei denen Angaben zu den Investor:innen vorliegen, war ein:e Inlandsinvestor:in beteiligt. Auch bei den drei Abschlüssen im Umfang zwischen 50 und 100 Millionen Euro lag der Anteil österreichischer Investor:innen mit zwölf Prozent sehr niedrig. Lediglich bei kleineren Finanzierungsrunden im Umfang von bis zu einer Million Euro waren mehrheitlich österreichische Geldgeber:innen beteiligt: So hatten hier immerhin 80 der 109 verzeichneten Investor:innen ihren Hauptsitz in Österreich. Die sechs größten Finanzierungsrunden des Jahres gingen gänzlich ohne österreichische Beteiligung auf Investorenseite über die Bühne.

„Während die Anschubfinanzierung in Österreich insbesondere über Business Angels hervorragend funktioniert, sind heimische Investor:innen bei Millioneninvestments außen vor, während insbesondere Venture Capital Fonds aus den USA und UK sich auf ihrer Einkaufstour Anteile an Österreichs Top-Start-ups sichern. Das positive Momentum des Start-up Ökosystems in Österreich muss genutzt werden, um dringend notwendige Anreize für Risikokapital-Investitionen von Privatpersonen und institutionellen Investor:innen auf den Weg zu bringen. Für den Wirtschaftsstandort ist es essenziell, dass wir diese innovativen Unternehmen, ihr intellektuelles Kapital und auch die hochqualifizierten Arbeitsplätze in Österreich halten. Die aktuelle Aufbruchstimmung ist auch hier punktuell bereits bemerkbar: 2021 wurden wieder größere Fonds in Österreich aufgelegt“, so Florian Haas, Leiter des Start-up-Ökosystems bei EY Österreich.
„Unsere heimischen Business Angels unterstützen Start-ups hervorragend bei der Frühphasenfinanzierung. Zusätzlich werden über die gut ausgeprägte Förderlandschaft weiteres Kapital und Ressourcen für junge Unternehmen zur Verfügung gestellt. Fehlende notwendige politische Rahmenbedingungen und Instrumente, wie z.B. steuerliche Erleichterungen für Investor:innen und ein Dachfonds, erschweren allerdings den Zugang zu Wachstumskapital in Österreich“, kommentiert Laura Egg, Managing Director der Austrian Angel Investors Association (AAIA).

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von Patrick Baldia 2 Minuten Lesezeit