Positionen & Meinungen Die Bedeutung der Wiener Bauordnungsnovelle für die (Klima-)Zukunft der Stadt

Um den Klimawandel nicht weiter anzuheizen, sind tiefgreifende Änderungen unseres Wirtschaftssystems erforderlich.

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Die Bedeutung der Wiener Bauordnungsnovelle für die (Klima-)Zukunft der Stadt

Um den Klimawandel nicht weiter anzuheizen, sind tiefgreifende Änderungen unseres Wirtschaftssystems erforderlich. Das betrifft in besonderem Maß das Herstellen und Erhalten von Wohn-, Arbeits- und Lebensraum - unserer gebauten Umwelt. Die Dynamik der Entwicklung, insbesondere hinsichtlich der Energieversorgung, aber auch der Herstellung von Gebäuden, erfordert schnelles Handeln. Gleichzeitig stehen Planer und Immobilienwirtschaft jedoch vor dem Problem langer Verfahrensdauern und großen Stolpersteinen bei der Umsetzung innovativer Lösungen bei der Bewilligung von Neu-, Zu- und Umbauten.

Aus dem vergangenen Jahrhundert

Die Wiener Bauordnung ist in Österreich einzigartig, da sie gleichzeitig Raumordnungsgesetz ist. Damit kommt ihr eine besondere Bedeutung bei den Herausforderungen des Klimawandels zu. Ein Großteil der Wiener Flächenwidmungspläne stammt aus dem vergangenen Jahrhundert. Fragen der Energieversorgung, der Anpassung an den Klimawandel oder gar eines Beitrags zur Dekarbonisierung wurden damals nicht berücksichtigt. Eine klimafitte Zukunft des Lebensraums ist aber nur möglich, wenn die Bestandsstadt als Ressource betrachtet wird. Das erfordert neue städtebauliche Zugänge.

Um die erforderlichen Schritte zu setzen, müssen Flächenwidmung, Bauordnung und Verfahrenskultur so umgestaltet werden, dass Innovation und rasche Entscheidungen möglich sind. Dies wäre zum Beispiel durch eine geänderte Prüfkultur möglich, bei der sie sich auf Fragen der Nachbarschaftsrechte und hoheitliche Aspekte beschränkt. Derzeit berichten Bauherren und Planer aber von überschießenden Prüfungen, so dass Bauakte nicht abgeschlossen werden.

Politik soll also Ziele vorgeben

Ziele sollen und müssen in der Gesellschaft ausdiskutiert und politisch vorgegeben werden, nicht aber immer die Wege, wie diese erreicht werden. Derzeit regelt die Bauordnung aber häufig die Wege zur Zielerreichung, die aber mitunter - schon aus historischen Gründen - auf unterschiedlichen Zielvorgaben beruhen. So sind zum Beispiel Fassadenbegrünung oder Photovoltaikanlagen für Entwickler oft nicht umsetzbar. Die Politik soll also Ziele vorgeben, und bei der technischen Umsetzung mehr auf die Innovationskraft und Kreativität der Planer und der Wirtschaft vertrauen.

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