Wohnen EU-Risikorat sieht Überbewertungen am deutschen Immobilienmarkt

Die Preise für Wohnungen und Häuser steigen stark - Der EU-Risikorat sieht Grund zur Sorge in einigen Ländern und warnt in Deutschland vor Preisübertreibungen

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EU-Risikorat sieht Überbewertungen am deutschen Immobilienmarkt

Der EU-Risikorat ESRB warnt vor Überbewertungen am deutschen Immobilienmarkt und empfiehlt strengere Vorschriften der Aufseher. Es gebe einen Anstieg der Häuserpreise auf breiter Front - sowohl in Städten als auch in ländlichen Gegenden, warnte das Gremium am Freitag in Frankfurt. Schätzungen deuteten auf eine "hohe und wachsende Überbewertung" in Deutschland hin. 

In seinem Bericht sprach der Risikorat von starkem Preisanstieg, Zeichen sich lockernder Kreditvergabestandards und fehlenden Daten zu Immobiliendarlehen. Das Risiko für Deutschland stufte er als mittel ein. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen seien nur "teilweise angemessen und teilweise ausreichend", wurde bemängelte.

Der EU-Risikorat hatte die mittelfristige Anfälligkeit der Wohnimmobilienmärkte im Europäischen Wirtschaftsraum untersucht. Analysiert wurden alle EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen. Das Ergebnis zeige, dass Risiken für die Finanzstabilität aus dem Immobilienmarkt in einigen Staaten gewachsen seien. Meist seien die Häuserpreise und Überbewertungen gestiegen, während die Verschuldung der Haushalte in einigen Ländern zunehme. 

"Warnungen" des Risikorats wurden an Bulgarien, Kroatien, Ungarn, die Slowakei und Liechtenstein gesandt. "Empfehlungen" gingen an Österreich und Deutschland, die bereits 2016 bzw. 2019 Warnungen erhalten hatten. Schon damals hatte der EU-Risikorat Übertreibungen am deutschen Wohnungsmarkt verzeichnet. Die Überbewertung bezifferte er nun auf 19 bis 23 Prozent im ersten Quartal 2021. Der Risikorat empfahl unter anderem, die Grenzen beim Verhältnis von Kreditbetrag zum Verkehrswert von Immobilien neu zu diskutieren. 

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat bereits strengere Regeln für Geldhäuser auf den Weg gebracht. Sie hat verfügt, dass Deutschlands Banken als Vorsorge für mögliche Rückschläge etwa auf dem Immobilienmarkt in den nächsten zwölf Monaten einen zusätzlichen Kapitalpuffer ansparen müssen. Neu eingeführt werden soll zum 1. April ein zusätzlicher Puffer, der spezifisch Wohnimmobilienkredite absichert. (apa)


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