Wohnen Haushaltsenergie im September um 54,5 Prozent teurer als im Vorjahr

Preiserhöhungen großer Versorger bei Strom, Gas und Fernwärme wirkten sich auf Energiepreisindex aus - Regional große Unterschiede - Auch Pellets, Heizöl und Diesel deutlich teurer

von 4 Minuten Lesezeit

Haushaltsenergie im September um 54,5 Prozent teurer als im Vorjahr

Die Preise für Haushaltsenergie sind im September gestiegen und waren um 54,5 Prozent höher als vor einem Jahr, geht aus dem Energiepreisindex der Österreichischen Energieagentur hervor. Auch Preiserhöhungen von großen Versorgern bei Strom, Gas und Fernwärme haben sich dabei ausgewirkt. Mit einer substanziellen Entspannung für Haushaltskunden ist laut Energieagentur kurzfristig nicht zu rechnen, allerdings trete ab Dezember die Strompreisbremse der Regierung in Kraft.

Im Vergleich zum Vormonat August war Haushaltsenergie um 10,7 Prozent teurer, das war der zweithöchste Anstieg nach März 2022 seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2022. Die Energiepreise haben damit nach einem leichten Rückgang im August ihren Aufwärtstrend wieder fortgesetzt und bleiben damit weiterhin der zentrale Treiber der Inflation. Fast die Hälfte der September-Inflationsrate von 10,5 Prozent könne direkt auf die Energiepreissteigerungen für Haushalte zurückgeführt werden, so die Energieagentur. Den größten Einfluss hätten dabei die Preise für Diesel, gefolgt von Strom und Gas. Der Anstieg bei Diesel sei mit rund 50 Prozent zwar niedriger als bei anderen Energieträgern, aufgrund der großen Bedeutung des Treibstoffes für den durchschnittlichen Verbraucher sei der Einfluss des Dieselpreises auf die allgemeine Teuerung aber bedeutend.

Superbenzin kostete im September um 30,5 Prozent mehr als im Jahr davor und um 5,6 Prozent weniger als im Vormonat. Der Benzinpreis ist damit im Monatsvergleich zum dritten Mal in Folge gefallen. Der Dieselpreis war um 52,7 Prozent höher als im September 2021 und stieg gegenüber August 2022 um 3,5 Prozent. Eine typische Tankfüllung von 50 Litern kostete heuer im September im Durchschnitt knapp unter 100 Euro. Diesel blieb damit weiterhin teurer als Superbenzin.

Der Preis für Heizöl stieg im Jahresvergleich um 105,3 Prozent und im Monatsvergleich um 2,5 Prozent.

Bei Strom, Gas und Fernwärme haben sich für viele Haushalte die mit Anfang September wirksamen Erhöhungen großer Energieversorger ausgewirkt. So haben Wien Energie und EVN die Strom- und Gaspreise angehoben. Es gebe aber große regionale Unterschiede, betont die Energieagentur.

Der Preis für Erdgas hat sich laut Energiepreisindex (EPI) im Jahresvergleich mit plus 113,5 Prozent verdoppelt. Im Vergleich zum Vormonat August war Gas um 28,1 Prozent teurer. Strom kostete um 36,8 Prozent mehr als vor einem Jahr und um 22,2 Prozent mehr als im Vormonat. Diese Preissteigerungen entsprächen im Großen und Ganzen den Entwicklungen auf den Großhandelsmärkten, allen voran auf den Gasmärkten.

Die Haushaltspreise für Fernwärme waren um 61,5 Prozent höher als im September vergangenen Jahres und um 35,9 Prozent höher als heuer im August. Fernwärmepreise unterscheiden sich laut Energieagentur jedoch regional gravierend, da die Preise maßgeblich von den eingesetzten Brennstoffen abhängen.

Holzpellets waren im September um 148,2 Prozent teurer als vor einem Jahr und kosteten um 25,8 Prozent mehr als im Vormonat August. Energieagentur-Expertin Karina Knaus erklärt dazu, dass es bei Pellets ein Lieferkapazitäten-Problem gebe, das die Logistik sowohl international als auch regional und lokal betreffe. Zudem könnte auch ein verändertes Kaufverhalten im Vergleich zu den Vorjahren eine Rolle spielen: Die Leute kaufen früher und in größeren Mengen. Auch die Inflation spiele eine Rolle - Stichwort Inflationseffekt, der eine Lagerhaltung aus ökonomischer Sicht attraktiv machen kann. Und schließlich werde die Pelletsnachfrage insgesamt größer. Eine detaillierte Einschätzung, welche Faktoren in welchem Ausmaß preistreibend wirken, sei aber mit den vorhandenen Daten nicht möglich.

Der Preis für Brennholz stieg um Jahresvergleich um 67,9 Prozent und im Monatsabstand um 10,3 Prozent.

Energieagentur-Geschäftsführer Franz Angerer warnt laut Pressemitteilung davor, auf die allerorts angebotenen elektrischen Heizlüfter als Ersatzheizsystem auszuweichen: "Kurzfristig eingesetzt kann ein Heizlüfter zwar Abhilfe gegen kalte Füße schaffen, aber Heizlüfter können keine Heizung ersetzen." Heizlüfter und auch andere elektrisch betriebene Heizgeräte benötigten sehr viel Strom und seien immer eine sehr teure Lösung. Jeder zusätzliche Heizlüfter verursache auch noch zusätzlichen Gasverbrauch in den Gaskraftwerken und konterkariere damit Bemühungen den Gasverbrauch zu drosseln. (apa)

Verwandte Artikel