Positionen & Meinungen Quartiersentwicklung als strategische Aufgabe

Ein Kommentar von Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter für Immobilien- und Standortmanagement der Flughafen Wien AG sowie Präsidiumsmitglied der ÖGNI und Mitglied bei IMMQ und RICS

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Quartiersentwicklung als strategische Aufgabe

Standort- und Quartiersentwicklungen sind hochstrategische und langfristige Planungsansätze, um eine integrierte Immobilienentwicklung und die Schaffung von dafür notwendigen Dienstleistungsangeboten zu gewährleisten. Das prioritäre Ziel dieser Entwicklungen ist, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der dort lebenden beziehungsweise arbeitenden Menschen nachhaltig zu verbessern und die Attraktivität des jeweiligen Standortes zu erhöhen.

Gerade die COVID-19-Krise hat nicht nur die Verletzbarkeit unserer Gesellschaften in mannigfacher Hinsicht aufgezeigt, sondern auch zu großen Umwälzungen in der Arbeitswelt geführt. Viele Entwicklungen, die bereits seit Jahren in der Immobilienbranche diskutiert wurden, haben in kürzester Zeit Einzug in unsere Büros und Arbeitsstätten gefunden. Home-Office, flexibles Arbeiten, ein Verschwinden der Grenzen von Arbeit und Freizeit durch die rasant fortschreitende Digitalisierung und viele weitere Veränderungen zwingen auch die Immobilienbranche zu einem Strategiewechsel hinsichtlich zukünftiger Projektentwicklungen.

Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt

Für diese Veränderungen und zukünftigen Herausforderungen können Quartiersentwicklungen als geeigneter Lösungsansatz gesehen werden. Gerade die holistische Betrachtungsweise dieser Entwicklungen, die weit über die Bebauung einer Einzelparzelle hinausdenkt, ja besonders die Kundenbedürfnisse eines ganzen Areals in den Mittelpunkt aller Bemühungen stellt, kann einen entscheidenden Unterschied darstellen. Notwendige und gesellschaftspolitisch geforderte Dienstleistungen wie Kindergärten, Sozialeinrichtungen et cetera, aber auch „klimafitte“ Grünräume und Begegnungszonen können bereits frühzeitig mitgedacht werden.

Quartiersentwicklungen können, neben den bereits genannten Vorteilen, auch als ideale Experimentierfelder für technische Innovationen und Nachhaltigkeit erkannt werden. Insbesondere dann, wenn eine (Neu-) Gestaltung eines Areals gesamtheitlich gesteuert ist. Das ermöglicht vielleicht auch die Etablierung von Innovationen, welche für sich (noch) nicht wirtschaftlich betrieben werden können, jedoch zum Gesamtnutzen der Bewohner und damit indirekt zu einer positiven wirtschaftlichen Betrachtung des Gebietes beitragen.

Für eine gelungene Entwicklung ist eine umfassende Kommunikation mit allen Betroffenen von höchster Bedeutung. Diese sollte sich aber keinesfalls in einer „bloßen“ Informationsweitergabe erschöpfen, sondern in einen anhaltenden „Dialog auf Augenhöhe“ münden. Die Gründung eines „Communityvereins“ kann, neben vielen weiteren Maßnahmen, als probates Mittel erkannt werden. Dies führt nicht nur zu einem besseren Verständnis und einer engeren Vernetzung aller Akteure, sondern unter anderem auch zu deutlich niedrigeren Fluktuationsraten bei Mietern, was wiederum zu verbesserten wirtschaftlichen Kennzahlen beitragen kann.

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