Wohnen Raiffeisen Research: Schönwetterperiode am Immobilienmarkt geht zu Ende

Für 2022 wird in Österreich noch ein Preisanstieg von acht Prozent erwartet – Ab dem 2. Halbjahr soll der Preisauftrieb dann deutlich abflachen – Raiffeisen Bausparkasse verzeichnet Rekordfinanzierungsleistung

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„Die Zeiten, in denen fortgesetzte Preisanstiege kontinuierlichen Zinsrückgängen gegenüberstanden und damit die Leistbarkeit unterm Strich kaum gesunken ist, sind vorbei“, sagt Casper Engelen, Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research. Kurzfristig stehen die Vorzeichen jedoch auf eine Fortsetzung des preislichen Steigflugs. Im ersten Quartal hat das neue Jahr nahtlos dort angeknüpft, wo das alte aufgehört hat. Für das Gesamtjahr wird ein Preisanstieg von acht Prozent erwartet. 

Strengere Kreditvergabestandards und vor allem steigende Zinsen sind jedoch Faktoren, die ab etwa der zweiten Jahreshälfte für eine deutliche Abflachung des Preisauftriebs sprechen. Ob es künftig auch zu einer Vollbremsung oder gar dem Einlegen des Rückwärtsgangs kommt, hängt für Engelen maßgeblich davon ab, wie stark dem Immobilienmarkt der zinsseitige Gegenwind entgegenbläst. Zweifellos gelte: Das Zinsrisiko sei momentan das größte Risiko für den Immobilienmarkt. „Ein markanter Zinsanstieg könnte dem heimischen Immobilienzyklus ein Ende bereiten und eine Preiskorrektur auslösen“, so Engelen.

Der bisher angehaltene Immobilienboom ist deutlich in den Finanzierungen der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK) erkennbar. In den ersten fünf Monaten 2022 erreichten diese mit 781,1 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: 674,1 Millionen Euro) einen absoluten Rekordwert. Von Januar bis Mai gingen in der RBSK so viele Finanzierungsanfragen ein, wie sonst in einem sehr guten ganzen Geschäftsjahr zu verzeichnen sind. Allerdings geht auch Christian Vallant, Geschäftsführer der RBSK, von einem Einpendeln der Nachfrage im zweiten Halbjahr aus.

Erfreulich ist mit Hinblick auf den Klimaschutz und die Aufrechterhaltung einer hohen Wohn- und Lebensqualität der deutliche Anstieg von Finanzierungen für Um- und Zubau sowie Sanierung und Renovierung. Lag der Anteil zwischen 2019 und 2021 zwischen 6,8 und 6,2 Prozent bzw. 4,2 und 5,3 Prozent, folgte allein in den ersten fünf Monaten 2022 ein deutlicher Zuwachs: bei Zu-/Umbau betrug der Anteil 8,3 Prozent; bei Sanierung/Renovierung gar 9,9 Prozent. Deutlich angestiegen sind auch die durchschnittlichen Darlehenssummen, die für diese Zwecke verwendet wurden: Für Um- und Zubauten stieg sie auf 180.000 Euro, jene für Sanierung und Renovierung auf 99.000 Euro.

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