Wohnen International Verband: Deutschen Wohnunternehmen droht Ruin durch Gaspreisschock

Laut Umfrage des Branchendachverbands ist mehr als jedes dritte sozial orientierte Wohnungsunternehmen durch die hohen Energiepreise von Insolvenz bedroht

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Mehr als jedes dritte sozial orientierte Wohnungsunternehmen ist nach einer Umfrage des Spitzenverbandes GdW durch die hohen Energiepreise von der Insolvenz bedroht. 38 Prozent der Unternehmen könnten die Gaspreissteigerungen nicht aus eigener Liquidität bewältigen und bräuchten staatliche Hilfen, erklärte der Branchendachverband von rund 3.000 vor allem genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsunternehmen am Mittwoch.

Diese bewirtschaften fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland. Existenzbedrohend könne die Situation für 22 Prozent dieser Wohnungsunternehmen werden. Besonders hoch sei der Anteil mit 39 Prozent in Ostdeutschland.

Verbandspräsident Axel Gedaschko warf der deutschen Regierung vor, es seien keine Regelungen zur wirksamen Entlastung der Unternehmen und ihrer Mieter in Sicht. "Wohnungsunternehmen sind bislang gerade vonseiten des Bundeswirtschaftsministeriums mit Steinen statt Brot abgespeist worden", sagte Gedaschko. Notwendig seien Bürgschaften von staatlicher Seite, "um die jetzt schon in ihrer Existenz bedrohten Wohnungsunternehmen zu retten und ihre Mieter mit vielfach niedrigen Einkommen ebenfalls vor dem finanziellen Ruin zu schützen".

Die für 2023 geplante Wohngeldreform sei richtig, reiche angesichts der dramatischen Lage aber nicht aus. "Es müssen deshalb sehr kurzfristig zeitlich befristete Entlastungen zur Begrenzung der Nebenkosten auf den Weg gebracht werden", sagte Gedaschko. Dringend notwendig sei eine pauschalierte und sozial gestaffelte Energiehilfe für einkommensschwächere Haushalte.

In einigen Regionen werde derzeit mit Heizkostensteigerungen um 200 bis 300 Prozent gerechnet. Wohnungsunternehmen sowie ihre Mieter im ländlichen Raum treffen die Preissprünge laut GdW besonders hart. Für eine Durchschnittswohnung mit 60 Quadratmetern müssten die Unternehmen mit teilweise über 1.600 Euro voraussichtlicher Jahreskosten bei den Energieversorgern in Vorleistung gehen. Zeitverzögert kämen damit auf die Mieter Nebenkosten zu, die sich auf die Höhe einer kompletten zusätzlichen Monatsmiete und mehr summierten.

In Wolfen in Sachsen-Anhalt etwa kämen jetzt schon zur sehr niedrigen Kaltmiete einer Wohnungsgenossenschaft von monatlich unter 300 Euro für 60 Quadratmeter monatliche Nebenkosten allein für Heizung und Warmwasser in Höhe von fast 750 Euro hinzu. Dort hätten sich die Preise beispielsweise für Fernwärme im Vergleich zum Oktober 2020 um fast 400 Prozent erhöht. (apa)

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