Positionen & Meinungen „Wir wollen nicht den einfachen Weg gehen.“

Daniel Reisenberger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Schindler Österreich, spricht im Interview mit dem ImmoFokus unter anderem über den Rückgang der Bautätigkeit, Strategien gegen den Fachkräftemangel und das Nachrüsten von Zinshäusern

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„Wir wollen nicht den  einfachen Weg gehen.“

Wie erleben Sie das schwierige Umfeld in der Bau- und Immobilienbranche?

Wir leben stark mit der Bauindustrie mit und der deutliche Rückgang der Bautätigkeit, den wir dort sehen, betrifft uns eins zu eins. Es wird noch eine gewisse Zeit brauchen, bis sich das System wieder eingeschwungen hat. Es geht ja nicht nur um Zinserhöhungen und Inflation, die Baugenehmigungen sind auch seit längerem rückläufig. Dazu kommen zentrale Herausforderungen wie nachhaltiges Bauen und weniger Bodenverbrauch. Das verändert die Bautätigkeit und das spüren wir.

Das klingt ernüchternd…

Ich bin mittelfristig optimistisch. Die Wirtschaft wird wieder schneller an Schwung gewinnen als die Zinsen sinken werden. Aber man darf nicht vergessen, dass wir innerhalb von nur 15 Monaten einen Euribor-Anstieg von unter null auf fast vier Prozent erlebt haben. Das hat es wohl noch nie zuvor gegeben. Ich gehe aber davon aus, dass sich das Umfeld mittelfristig verbessern wird. Es ist ja bekannt, dass für Wien ab 2025 eine Wohnungsknappheit prognostiziert wird. Der Bedarf ist also da.

Wie haben sich Ihre drei Geschäftssegmente zuletzt entwickelt?

Das am stärksten betroffene Segment ist der Wohnbau. Dafür sehen wir positive Gegenbewegungen in den Segmenten Industrie und „Public Transport“. Das kann zwar die Rückgänge im Wohnbau nicht ganz kompensieren, aber es ist gut, zwei weitere Standbeine zu haben, die sich gut entwickeln.

Ist der Fachkräftemangel ein Grund, weshalb Schindler verstärkt auf Fernüberwachung beziehungsweise Remote-Wartung setzt?

Nein, das ist unserem Pioniergeist geschuldet. Wir wollen hier immer einen Schritt voraus sein und unseren Kunden den besten Service bieten. Digitale Wartung erhöht die Verfügbarkeit unserer Anlagen um 30 Prozent. Ob ein Lift ausfällt oder reibungslos läuft, macht gerade für Hotels, Wohnhäuser, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen einen großen Unterschied. Der Nebeneffekt für die Klimabilanz: Anfahrten der Servicetechniker können optimiert und damit der CO2-Ausstoß reduziert werden.

Muss man diese „Predictive Maintenance“ den Kunden erklären? Auch was die Verrechnung betrifft?

Nein. Dass vorausschauend etwas behoben und damit eine Störung verhindert wird, kennen gerade Autobesitzer. Darüber hinaus können unsere top-qualifizierten Servicetechniker erklären, wann und wo nachgerüstet werden muss, damit kein Stillstand entsteht. Hat ein bestimmtes Teil den Status der Abnutzung erreicht, ist es klüger, vorausschauend tätig zu werden, bevor es zum Ausfall der Anlage kommt. Ein bestimmter Schaden wird von unserem Team bei Vollwartungsverträgen automatisch und im Rahmen des Service-Pakets behoben

Erlauben Sie mir einen kleinen Schwenk zu einem Thema, das Sie eingangs erwähnt haben: Nachhaltigkeit. Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang das größte Einsparpotenzial bei Gebäuden?

Die Modernisierung von Gebäuden bringt viel Einsparungspotenzial mit sich und ist nachhaltiger, als ein neues Stück Boden zu versiegeln. Beim Neubau müssen wir auf allen Ebenen mehr Qualität reinbringen. Wir brauchen hochwertige und langlebige Gebäude, die unterschiedliche Nutzungsarten zulassen. Ein gutes Beispiel sind die historischen Zinshäuser in der Innenstadt. Sie stehen seit mehr als hundert Jahren, sie sind schön und lebenswert und haben über die Jahrzehnte verschiedenste Nutzungen durchlaufen. Auf der anderen Seite gibt es Bürohäuser, die nach 20 Jahren in Betrieb bereits wieder abgerissen werden. Das ist mit einer Nachhaltigkeitsagenda nicht gut in Einklang zu bringen. 

Das vollständige Interview finden Sie in der Ausgabe 04/2023 des ImmoFokus Timeline (immo-timeline.at)  

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