Positionen & Meinungen Ziele genügen nicht, um den Klimawandel zu bremsen!

Ein Kommentar von Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder Wien

von 3 Minuten Lesezeit

Ziele genügen nicht, um den Klimawandel zu bremsen!

Was wir jetzt erleben, was wir an Ereignissen mitbekommen, die dem Klimawandel entspringen, und was zu tun wäre, wissen wir seit ungefähr 30 Jahren. Mittlerweile wird darüber diskutiert, welche Studien es konkret dazu gab und wer eine öffentliche Diskussion darüber vermieden oder verhindert hat. Aber so, wie wir Babyboomer über die Kernkraft Bescheid wussten und viele mit unterwegs waren, um die Inbetriebnahme von Zwentendorf zu verhindern, wussten wir um die klimaschädlichen Auswirkungen, die wir als Menschen verursachen.

Politik nicht allein verantwortlich

Wir haben jedoch die letzten dreißig Jahre kaum Initiativen gesetzt, um mit Maßnahmen und Veränderungen darauf zu reagieren. Wir können auch die Politiker, Stakeholder und Führungskräfte in der Wirtschaft dafür verantwortlich machen – und das sind sie auch, jedoch nicht alleine, sondern gemeinsam mit uns allen. Die Politiker können nur so viel beschließen und umsetzen, wie von der Bevölkerung mitgetragen wird. Das hat uns die Corona-Pandemie gezeigt. Es liegt also an uns allen, wie wir mit dem jetzigen, nicht mehr verschiebbaren Wissen um die Ereignisse rund um den Klimawandel umgehen und auch selbst überlegen, wie wir weitere Personen um uns herum überzeugen und selbst aktiv daran mitarbeiten, eine Trendwende einzuleiten.

Obwohl wir klare Prognosen über die weitere Entwicklung der Erderwärmung haben, verfolgen Autokraten ohne Rücksicht auf die Bevölkerung oder die Umwelt ihre persönlichen Ziele auch mit Krieg und Unterdrückung der eigenen oder fremder Bevölkerung. Auch Regierungen in demokratischen Ländern, auch in Europa, neigen dazu, den Klimawandel zu ignorieren, heben sogar schon gesetzte Maßnahmen wieder auf und fördern und beschließen klimaschädliche Maßnahmen. Noch dazu kommt bei dem steigenden Ausstoß an CO2-Äquivalenten, dass der Anteil von Österreich (2 Prozent) oder auch Europa (15 Prozent) an dem Ausstoß auch schon egal ist, denn eine Veränderung wird die Welt nicht retten können. Es ist wirklich aussichtslos und dennoch ist dies für die österreichische Seele in der Geschichte eine nicht ungewohnte Situation. Das können wir: Wenn nichts mehr geht oder es keinen (sichtbaren) Ausweg mehr gibt, trotzdem weitermachen, improvisieren, Erfindungen machen und auf dem Weg auch Lösungen finden, die uns den Umweltzielen näherbringen.

Nationale Gesetze fehlen

Den Immobilien sind 30 bis 40 Prozent des CO2-Ausstoßes zuzurechnen, für die Klimaneutralität sind in Österreich Investitionen in einer Größenordnung von circa 280 Milliarden Euro erforderlich, das sind 70 bis 80 Prozent der erforderlichen Klimamaßnahmen. 75 Prozent der Gebäude erfordern eine thermische Sanierung, ähnlich viele eine Umrüstung des Heiz- und Kühlsystems. Wir haben dafür die EU-Vorgaben, Stichwort „Green Deal“. Uns fehlen nationale Gesetze für die Umsetzung, allen voran das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz.

Es ist kein Thema für parteitaktisches Geplänkel, die politisch Verantwortlichen müssen dieses Gesetz wirklich rasch beschließen und wir als Gesellschaft müssen dies auch mit breiter Mehrheit einfordern. Wir arbeiten als Immobilientreuhänder in einer Schlüsselposition für Maßnahmen für die Klimaneutralität. Und auch wenn Österreich nur 2 Prozent und Europa 15 Prozent weltweit zum CO2-Ausstoß beiträgt – es macht mehr als Sinn, hier voranzugehen.

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