Kommentare Corona und RICS

Ein Kommentar von Frank Brün

Mit dem Lockdown gelangte das sonst oft geschmähte Home-Office zu neuer Blüte. Es heißt, Home-Office sei wie Schulpflicht – nur schlimmer.

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Corona und RICS

RESILIENZ: Mit Corona wurde der Begriff auf dem Weg zum New-Normal häufiger gebraucht. Den Weg zur Erhaltung der „psychische[n] Widerstandskraft; Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen“ (Duden) haben alle unterschiedlich, auf ihre eigene Art, beschritten. Ein Freund spricht mit seinen Topfpflanzen, ein anderer dreht beim Arbeiten den Fernseher auf und ich spreche gerne mit unserer Katze. Eine Herausforderung war anfangs auch die Erhaltung von persönlichen Mindeststandards. Ein Kollege wollte diskutieren, ob es in Ordnung sei, beim Arbeiten den Schlafanzug anzubehalten oder möglicherweise ein Anruf des Chefs beim Gang auf die Keramikabteilung anzunehmen. Mit der Regelmäßigkeit von Zoom- und MS-Teams Online-Calls hat sich diese Frage schließlich erledigt. 

HOME-OFFICE: Mit dem Lockdown gelangte das sonst oft geschmähte Home-Office zu neuer Blüte. Es heißt, Home-Office sei wie Schulpflicht – nur schlimmer. Es gibt keine Entschuldigung mehr, nicht am Rechner zu sitzen. Webinare sind das neue großartige Medium zur Akquise. Es gab sogar welche als „After-Work“ für Weinfreunde. Nach der ersten Schockstarre sorgten Online-Meetings für Abwechslung, was jedoch durch den Blick von unten auf die Kollegen in ihre weit geöffneten Nasenlöcher nicht ganz mit dem Plausch am Caféautomaten im Pausenraum zu vergleichen ist. Ein Anblick, der in Erinnerung bleibt. In Zoom schaut meistens jeder auf die anderen herab. Mit leichtem Silberblick, weil er lieber die Qualität seines eigenen Konterfeis auf dem Bildschirm kontrolliert, als in die Kamera zu schauen. In Erinnerung bleibt auch die schlechte Tonübertragung, wenn bei den schicken InEar-Kopfhörern Bluetooth hakt oder die grausame Bildqualität, wenn die Kinder zeitgleich auf Netflix streamen. Unvergesslich auch bei Zoom die schönen Panoramahintergründe der Kollegen, die das Idyll vom Häuserl in Kärnten oder an der Donau bieten sollten, wenn auch das Gegenlicht leicht blendet. Die Angeber!

ANGLIZISMEN: Mit dem Einzug der weiteren Digitalisierung mehrte sich auch der Gebrauch von Anglizismen wie Home-Office, Webinar, Streamen oder Online-Meeting. Begriffe, die heute jeder 8-jährige erklären kann. Die etwas Älteren unter uns haben dank Lockdown vielleicht einen solchen daheim, den sie fragen können. Die deutsche Sprache hätte sonst so viel zu bieten, es braucht aber nicht immer Anglizismen: zum Beispiel das Wort Assetmanagementquartalsgesprächtelefontermin, so was gibt es nur bei uns. 

In einem viral gegangenen Video weist ein Herr für die deutsche Gesellschaft der Psychiater darauf hin, dass man zurzeit von Anrufen überschwemmt würde und dass es in Zeiten der Quarantäne völlig normal sei, wenn man mit Wänden, Blumen oder sonstigen Gegenständen spricht. Er bittet darum, erst anzurufen, wenn sie einem antworten. Meine Katze antwortet mir schon seit Jahren, also kein Grund zur Beunruhigung.

Foto: AdobeStock

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