Kommentare Frisch von der Leber weg

Eine Kolumne von Lisa Grüner

Seit 2016 ist Herbert Friedl, für die gesamte technische Projektabwicklung und das technische Baumanagement bei Immobilienprojekten in Österreich und Deutschland verantwortlich.

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Frisch von der Leber weg

In meiner Lieblings-Vinothek am Rochusmarkt stehe ich immer vor dem gleichen Dilemma: Wo fang ich an, wo hör ich auf. Das umfasst einerseits die Gesprächsthemen, andererseits die große Auswahl an Weinen. Zu meinem heutigen Streifzug habe ich Herbert Friedl, Projektentwickler bei der Soravia-Gruppe und Geschäftsführer der SoReal eingeladen. Unsere lockere Plauderei über aktuelle Projekte beginnen wir mit einem Grünen Veltliner vom Weingut Pfeiffer aus Kleinwetzdorf. Gelbgrün, leicht und duftig mit angenehmer pfeffriger Würze zeigt er sich im Glas. Einen Meter Abstand müssen wir nicht mehr halten und auch keinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Der Kellner hingegen schon. Was uns gleich zu unserem ersten Thema bringt: Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Hotelbranche. Der Lockdown bescherte der Stadthotellerie im April einen schmerzlichen Nächtigungsrückgang um 98 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein großes Pech auch für die Pächter, die kurz vor der Krise oder mittendrinnen ein Hotel übernahmen. Üblicherweise wird für die ersten Monate eine pachtfreie Zeit vereinbart, um den Hotelbetrieb ins Rollen zu bringen, doch was nutzt das in einer Phase, wo so gar nichts rollt? Eben gar nichts. 

Voller Stolz hatte die Soravia-Gruppe im November 2019 das Amedia Hotel in Linz dem Betreiber übergeben, vier Monate bevor alles heruntergefahren wurde. Ein harter Schlag. Noch fordernder stellte sich der ­Übergabetermin des 7DaysPremium-Hotel an Plateno im ersten Quar­tal 2020 heraus. Dank COVID-19 verschob sich die Eröffnung des im neu errichteten Komplex, The Brick, befindliche Hotel auf Anfang Juli. Der ursprüngliche Fokus auf Bussinesskunden fällt ebenso flach. Es wird dauern bis sich die Übernachtungsrekorde am Standort Wien wiedereinstellen.  Geduld ist gefragt und Durchhaltevermögen. Reisen ist ein Grundbedürfnis geworden, 2021 kann ja vielleicht alles wieder so sein wie früher. Bis dahin, schlägt Friedl vor, sollte sich in diesem Sommer die Österreichwerbung auf die Österreicher konzentrieren und findet beim letzten Schluck Veltliner eine duftig-fruchtige Note nach Apfel und Melisse. Nie wieder wird es eine Zeit geben, Städte zu besichtigen, ohne sich durch Touristenmassen schieben zu müssen.

Ideen muss man haben

Das Sacher hat mit einer witzigen Marketingidee seine Zimmer gefüllt. Frühstück, Mittagessen und Dinner werden in den Suiten serviert, in einem Ambiente, das den Wienern normalerweise nicht zugänglich ist. Mindestkonsumation vorausgesetzt. Bei der Gastronomie sieht Friedl die Situation im Moment schwieriger. Bis alle Lokale wieder gut gefüllt sind, wird es dauern. Unterstützung durch Beihilfen oder Steuerentlastungen wären hier sicher hilfreich. Ich höre unterstützen, nehme es wörtlich und bestelle förderbereit einen Riesling vom Urban aus Wullersdorf. Der AWC-goldprämierte Wein schmeckt klassisch nach Weingartenpfirsich und Wiesenkräutern, ist voll vollmundig und erfrischend am Gaumen mit rassiger Säure und damit ein typischer Vertreter seiner Sorte. Unser Gespräch schweift von den Preisen für Wohnimmobilien hin zur besten Aussicht der Stadt. Atemberaubend sei der Blick von den TrIIIple-Towers, die gerade am Standort des ehemaligen Zollamts entstehen. Atemraubend finde ich dabei, dass der Preis der Wohnungen zum zweiten Mal erhöht wurde. Verknappung und hohe Nachfrage, erklärt Friedl die Hintergründe und ärgert sich im Nachhinein, dort nicht selbst eine Wohnung gekauft zu haben. Der erste Turm sei großteils verkauft, der zweite schon zu 75 Prozent verwertet und im dritten sind Studentenappartements geplant.

Erst wenn man im 24. Stock steht und die Aussicht auf Stadt und Schneeberg genießt, kann man die Attraktivität des Wohnens im Hochhaus spüren. Ganz besonders, erzählt Friedl stolz, sind die Pools mit Aussicht, ganz oben. Es sei das einzige Objekt in Wien mit Schwimmbädern in dieser Höhe. Nahversorger, Kindergärten und Büros machen die TrIIIple-Towers zu einer kleinen Stadt in der Stadt. Besonders wichtig ist, dass der Wert für Behaglichkeit passt. Zu diesem Thema passt ein guter Roter. Für das Fluchtachterl greifen wir zum „Lutz“, einem Zweigelt vom Weingut Weber aus Lutzmannsburg, ein weicher milder Wein mit viel Körper. Sehr stimmig, weils  hier grad sehr behaglich ist.   

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