International FMA-Vorstand: Herausforderungen für Finanzmärkte kommen erst

"Die Beziehungen zwischen Real- und Finanzwirtschaft bestehen und sie werden jetzt getestet werden", so FMA-Vorstand Helmut Ettl.

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FMA-Vorstand: Herausforderungen für Finanzmärkte kommen erst

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs haben die konjunkturelle Entwicklung in Europa stark belastet. Probleme bei Lieferketten, Energie- und Rohstoffknappheiten, hohe Inflation und anziehende Zinsen lassen die Sorgen um eine Rezession immer größer werden. Die Vorstände der Finanzmarktaufsicht (FMA) sehen aber nicht nur auf die Realwirtschaft, sondern auch auf die Finanzwirtschaft große Herausforderungen erst zukommen.

FMA-Vorstand Helmut Ettl sieht die aktuelle Lage "zwiespältig". Die wirtschaftlichen Aussichten würden sich zunehmend eintrüben. "Europa kann sich Auswirkungen des Angriffskriegs in der Ukraine nicht entziehen," sagte Ettl am Dienstag bei der diesjährigen 13. FMA-Aufsichtskonferenz in Wien.

Allerdings zeige sich der Finanzmarkt bisher stabil. "Es ist gelungen die direkte Ansteckung des Finanzsektors zu verhindern", sagte auch FMA-Vorstand Eduard Müller. Wie lange das noch so ist, bleibe jedoch abzuwarten.

"Viele der Spuren werden wir erst in den nächsten Jahren sehen", so Müller weiter. Aus der Coronakrise habe man zwar gelernt, dass sich die europäische Zusammenarbeit und präventive Maßnahmen im Finanzsektor - wie das in der Pandemie erlassene Ausschüttungsverbot für Banken - bewährt hätten, durch die Sanktionen gegen Russland sei der Finanzsektor nun aber auch direkt von der Krise betroffen.

Weiters werden stärkere Zweit- und Drittrundeneffekte auf die Realwirtschaft erwartet als in der Coronakrise, in der auch die Staaten noch mit massiven Hilfspaketen für die Wirtschaft entgegengewirkt haben. Das könnte den Finanzsektor nun zunehmend belasten. "Die Beziehungen zwischen Real- und Finanzwirtschaft bestehen und sie werden jetzt getestet werden", so Ettl. "Es wird sich rasch herausstellen, wo wir Schwächen haben. Die, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, werden vor schwierigen Zeiten stehen".

Noch zeige sich der heimische Finanzmarkt aber robust. Die direkten Effekte des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen gegen Russland auf den heimischen Finanzmarkt seien verkraftbar. Auch ein Worst-Case-Szenario, in dem Banken komplette Tochter-Einheiten in der betroffenen Region abtrennen müssen, sei zwar "unangenehm, aber es bringt niemanden um", so Ettl. (apa)

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