International Inflation im Euroraum hoch wie nie

Die Inflation im Euroraum ist infolge des Ukraine-Krieges auf ein neues Rekordhoch gestiegen und bringt die EZB zusehends in die Bredouille. Dienstleistungen und Waren kosteten im März durchschnittlich 7,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, teilte das Statistikamt Eurostat am Freitag auf Basis einer ersten Schätzung mit.

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Inflation im Euroraum hoch wie nie

Die Inflation ist weit übers Ziel der EZB von 2 Prozent hinausgeschossen und bringt die weiter auf Niedrigzinskurs steuernden Währungshüter in Erklärungsnot.

Manche Experten zeigten sich alarmiert: "Jetzt kommt es darauf an, dass die EZB endlich den Fuß vom Gas nimmt. Ansonsten steigen die Inflationserwartungen weiter, und die hohe Inflation setzt sich dauerhaft fest", warnte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer.

Haupttreiber sind die stark gestiegenen Preise für Energie, die im Zuge des Ukraine-Kriegs noch weiter anzogen. Sie legten auf Jahressicht um 44,7 Prozent zu, nachdem es im Februar bereits 32,0 Prozent waren. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 7,8 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt sich auf kurze Sicht auf noch weiter steigende Verbraucherpreise im Euroraum ein. EZB-Vizechef Luis de Guindos rechnet erst in einigen Monaten mit dem Höhepunkt der Inflationswelle. In der zweiten Jahreshälfte soll sie sich dann abflachen.

Zugleich dürfte die Wirtschaft nach dem Ukraine-Schock vorerst nur noch vor sich hindümpeln, wenn der Spanier mit seiner Prognose Recht behält. Für das erste Quartal ist demnach nur ein geringes Wachstum zu erwarten und für das zweite Quartal ein Wert nahe null. Die EZB will im dritten Quartal ihre milliardenschweren Anleihenkäufe beenden, wenn es die Inflationsaussichten zulassen. Das Aus des Bond-Programms gilt als Vorstufe einer Zinserhöhung, die "einige Zeit" nach Ende der Anleihen-Zukäufe vollzogen werden soll. Einige Währungshüter drängen darauf, dass die Wende zügig eingeleitet wird. Der österreichische Notenbankchef Robert Holzmann brachte bereits den September als Termin für eine Zinswende ins Gespräch.

"Der Ukraine-Krieg und die Rückkehr der Coronapandemie in China werden den Preisdruck hochhalten, die Inflation wird zum Dauergast", prophezeit Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Bei einem Handelsembargo im Streit des Westens mit Russland wegen der Ukraine-Invasion stünden ein Inflations-GAU und eine heftige Rezession bevor, meint er: "Wegen trüber Konjunkturaussichten wird die EZB nicht mehr als Leitzinskosmetik wagen."

In Österreich dürfte die Inflationsrate im März laut Schnellschätzung der Statistik Austria mit 6,8 Prozent den höchsten Wert seit November 1981 erreicht haben. Gegenüber dem Vormonat Februar erhöhte sich der Verbraucherpreisindex (VPI) voraussichtlich um 2,0 Prozent. Haupttreiber bleiben die Energiepreise.

(apa/reuters/red)

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