Immobilien Bau Untreue-Prozess um Ex-Strabag-Mitarbeiter in Wiener Neustadt

Gruppenleiter soll Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von über 1 Mio. Euro genehmigt haben - Auch Geschenkannahme als Vorwurf - Fortsetzung im August

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Untreue-Prozess um Ex-Strabag-Mitarbeiter in Wiener Neustadt

Drei Ex-Mitarbeiter der Strabag haben sich am Donnerstag in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten müssen. Einem ehemaligen Gruppenleiter wird Untreue angelastet, er soll zahlreiche Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von mehr als 1 Mio. Euro genehmigt und so die Baufirma geschädigt haben. Auch Geschenkannahme soll eine Rolle gespielt haben. Die insgesamt fünf Angeklagten bekannten sich großteils nicht schuldig. Fortgesetzt wird das Verfahren am 23. August.

Konkret geht es im Schöffenverfahren neben Untreue auch um Geschenkannahme und Bestechung von Bediensteten oder Beauftragten. Als Tatzeitraum gilt März 2018 bis Juli 2021. Beim Erstangeklagten handelt es sich um einen einschlägig vorbestraften Türken, die vier weiteren Beschuldigten sind österreichische Staatsbürger.

Von den möglichen Scheinrechnungen umfasst waren großteils Eisenbiegeraufträge. Der zweitangeklagte ehemalige Gruppenleiter an einem Strabag-Standort soll die Dokumente laut Staatsanwaltschaft im internen Verwaltungsprogramm ohne wirtschaftliche Rechtfertigung freigegeben haben. Die beiden Subunternehmer - Erst- und Fünftangeklagter - haben die entsprechenden Leistungen demnach aber nie erbracht. Im Gegenzug sollen eine Uhr, Bargeld, Handys und eine Kaffeemaschine in einem Gesamtwert von etwa 13.000 bis 15.000 Euro an den 46-jährigen Zweitangeklagten gegangen sein.

Eine 56-Jährige soll als damalige Angestellte der Strabag die kaufmännische Freigabe für die Scheinrechnungen erteilt haben. "Es war ein Vier-Augen-Prinzip", skizzierte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsvortrag. Die Frau sei "laut der Verdachtslage eingeweiht" gewesen. Auch ein vorgesehener Sicherheitseinbehalt von zehn Prozent sei nicht erfolgt. Die 56-Jährige selbst bestritt die Vorwürfe.

Seitens der Strabag involviert gewesen sein soll auch noch der Drittangeklagte, der ein Handy und Bargeld angenommen haben dürfte. Der ebenfalls nicht mehr im Bauunternehmen beschäftigte Mann zeigte sich tatsachengeständig, die Übergabe sei rund um die Weihnachtszeit über die Bühne gegangen. Aufträge habe er jedoch generell keine vergeben können.

Vom 51-jährigen Erstangeklagten und dem 46 Jahre alten Fünftangeklagten wurden die Scheingeschäfte bestritten. Es habe jeweils eine Gegenleistung gegeben, lautete der Tenor der Subunternehmer-Vertreter, der Strabag sei auch kein Schaden entstanden.

Auch der zweitangeklagte ehemalige Gruppenleiter war sich keiner Schuld bewusst. Die Abrechnung habe stets den Vorgaben seiner Vorgesetzten entsprochen, diesen habe er auch die Bauvorhaben "monatlich zur Freigabe geschickt". Generell seien angefallene Rechnungen auch immer wieder quasi auf andere Baustellen geschrieben worden. Eine Uhr und einen Laptop habe er vom Erstangeklagten als Geschenke erhalten - zur Hochzeit und für seinen Sohn - "die anderen Sachen wurden von mir bezahlt", gab der Beschuldigte zu Protokoll.

Ins Rollen gebracht wurde die Causa von einem langjährigen Strabag-Mitarbeiter. Der Zeuge hatte eigenen Angaben zufolge beim Prüfen von an ihn übergebenen Rechnungen einen Unterschied gegenüber dem operativen Abrechnungssystem bemerkt. Die Unterlagen seien dann einem Vorgesetzten überreicht und von der Revision geprüft worden, die "diese Ungereimtheiten bestätigt" habe.

Es seien auf Baustellen "mehr Tonnagen an Eisen verlegt worden, als wir eigentlich geliefert haben", hielt ein weiterer Strabag-Mitarbeiter im Zeugenstand fest. Geortet wurden zudem Diskrepanzen hinsichtlich von Regiestunden. (apa)

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