ImmoVision 2022 Karina Schunker

Wir fragen, Experten antworten - die Serie zum Jahresbeginn

Die gestiegenen Bau- und Grundstückskosten bieten keinen Spielraum für eine Konsolidierung der Preise. Auch das Thema ESG ist omnipräsent. Wir gehen davon aus, dass ESG-konforme Wohnimmobilien zukünftig stärker nachgefragt werden.

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Karina Schunker

Wie optimistisch bzw. wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr? Welche Assetklasse wird Investors Liebling?

Wohnimmobilien waren 2021 eine der gefragtesten Assetklassen, weshalb wir einen deutlichen Anstieg der Nachfrage wahrnehmen konnten und die Vermittlung von circa. 1.500 Wohnungen erfolgreich begleiten durften. Dieser Trend wird sich auch 2022 fortsetzen. Wir erwarten für dieses Jahr ein absolutes Hoch an fertiggestellten Wohnungen, die großteils in die Vermietung gelangen werden. Die hohe Nachfrage nach Mietwohnungen trifft somit auf ein vielfältiges Angebot. Im Eigentumsbereich erwarten wir weiterhin einen deutlichen Nachfrageüberhang.

Die Preisentwicklung von Immobilien-Investments kannte über viele Jahre nur eine Richtung: Aufwärts. Was bedeuten ESG und COVID-19 für die Immobilienbewertung?

Im Vergleich zu anderen Veranlagungsmöglichkeiten sind Investitionen in Wohnimmobilien auch während der Pandemie stabil und daher besonders beliebt. Durch die niedrigen Zinsen bei gleichzeitig steigender Inflation wird die Nachfrage zusätzlich befeuert. Die gestiegenen Bau- und Grundstückskosten bieten keinen Spielraum für eine Konsolidierung der Preise. Auch das Thema ESG ist omnipräsent. Wir gehen davon aus, dass ESG-konforme Wohnimmobilien zukünftig stärker nachgefragt werden.

Die EU-Taxonomie bzw. die noch stärkere Fokussierung auf ESG werden die Top-Immobilien noch gefragter machen. Dies wird auch dazu führen, dass ältere, nicht nachhaltige Immobilien verstärkt auf ESG-Anforderungen um- bzw. nachgerüstet und damit werthaltiger gemacht werden.

Werden Umwelt- und Pandemie-Risiken in Form höherer Risikoprämien stärker eingepreist werden? Rechnen Sie mit steigenden Zinsen?

Damit ist in Zukunft zu rechnen, weshalb zertifizierte Objekte noch stärker nachgefragt sein werden. Zurzeit nehmen wir keine Anzeichen wahr, dass die Zinsen ansteigen werden. Sollte die Inflation hoch bleiben, ist eine Reaktion der EZB nicht auszuschließen.

Welche drei Themen werden die Immobilienwirtschaft 2022 am stärksten beeinflussen? Wo sehen Sie die zentralen Herausforderungen? Was wären mögliche Lösungsansätze?

Ein großes Thema, welches uns 2022 begleiten wird, ist die Implementierung von ESG-Kriterien in der Immobilienbranche. Bei der Wohnungsvermittlung sehen wir die Einführung des Bestellerprinzips als besondere Herausforderung und erwarten in diesem Zusammenhang Veränderungen am Markt. Wir gehen davon aus, dass sich für den Endkunden das Wohnungsangebot verknappen wird und sich die Mieten, durch die Umlage der Maklerkosten, erhöhen. In diesem Zusammenhang ist somit eine verstärkte Transparenz bezüglich der Tätigkeit des Maklers wesentlich. Denn Mietwohnungssuchende werden auch weiterhin eine professionelle und qualitative Unterstützung von Experten bei der Immobiliensuche wünschen, trotz Entfall des Maklerhonorars. Leistbaren Wohnraum bei steigenden Baukosten und geringeren Flächenreserven vor allem in urbanen Gebieten zu schaffen, wird künftig noch schwieriger. Außerdem wird das Wohnungsangebot nach 2022 wieder zurückgehen, weshalb das Aktivieren bereits verbauter Flächen durch Umwidmungen neue Möglichkeiten bieten könnten.

Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen 2022?

Nach dem letzten, sehr starken Jahr 2021 möchten wir auch weiterhin mit einer hohen Professionalität und Qualität unsere Kunden servicieren. Dafür werden wir unsere Prozesse noch besser und effizienter gestalten, um dem Kunden einen noch schnelleren Service zu bieten. Damit möchten wir 2022 das Kerngeschäft und die starke Position der EHL Wohnen im Bereich Vermietung und Verkauf von Wohnimmobilien weiter ausbauen.

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