ImmoVision 2022 Astrid Grantner

Wir fragen, Experten antworten - die Serie zum Jahresbeginn

ESG-Konformität ist ein Must-have, um investorentauglich zu sein. Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang auch der Umgang mit Bestandsobjekten. Hier spielt auch Covid-19 herein: Auswirkungen wie z.B. veränderter Flächenbedarf und neue Qualitätsansprüche werden erst in den nächsten Jahren wirklich spürbar werden.

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Astrid Grantner

Wie optimistisch bzw. wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr? Welche Assetklasse wird Investors Liebling?

Ich halte es grundsätzlich so, wie es Sir Karl Popper einfach und klar formuliert hat: „Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative.“ Und für uns im Bereich der Immobilienbewertung gibt es tatsächlich auch allen Grund für Optimismus. Wir konnten im vergangenen Jahr einige namhafte neue Bewertungsmandate dazugewinnen und sind sehr zuversichtlich, auch 2022 unsere Marktposition weiter auszubauen. Was die Frage der Assetklassen betrifft, erkennen wir klar Wohnen und Logistik weiterhin im Fokus der Investoren. Es zeigt sich aber auch, dass schon allein aufgrund des demographischen Wandels Health Care-Immobilien – und zwar in der gesamten Bandbreite der Immobilien, die mit Pflege und Gesundheit zu tun haben – eine zunehmend nachgefragte Assetklasse sind.

Die Preisentwicklung von Immobilien-Investments kannte über viele Jahre nur eine Richtung: Aufwärts. Was bedeuten ESG und COVID-19 für die Immobilienbewertung?

Die Preisentwicklung im Immobilienbereich wurde und wird ganz wesentlich von verschiedensten Einflussfaktoren getrieben, die weiterhin unverändert wirken bzw. sogar weiteren Druck auf die Preise ausüben. Denn neben dem weiterhin niedrigen Zinsniveau lässt nicht zuletzt die derzeit steigende Inflation viele Anleger in Immobilien investieren. Die Bedeutung der EU-Taxonomie-Verordnung ist im Immobiliensektor, bei Entwicklern, Finanzierern und Investoren längst angekommen. ESG-Konformität ist ein Must-have, um investorentauglich zu sein. Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang auch der Umgang mit Bestandsobjekten. Hier spielt auch Covid-19 herein: Auswirkungen wie z.B. veränderter Flächenbedarf und neue Qualitätsansprüche werden erst in den nächsten Jahren wirklich spürbar werden.

Werden Umwelt- und Pandemie-Risiken in Form höherer Risikoprämien stärker eingepreist werden? Rechnen Sie mit steigenden Zinsen?

Wir haben uns in den vergangenen Jahren bereits stark an das Niedrigzins-Umfeld „gewöhnt“. Nach dem Wirtschaftseinbruch durch die Corona-Krise kam es zu einem starken Wirtschaftswachstum im Jahr 2021, das laut Prognosen für 2022 sogar noch übertroffen werden soll. Gleichzeitig steigt die Inflation. In den USA werden daher für März erste Zinserhöhungen durch die Fed erwartet, die Bank of England hat den Leitzins bereits erhöht. Die EZB reagiert vorerst mit einem Zurückfahren der Anleihekäufe, eine Erhöhung des Leitzinses könnte wohl erst in der zweiten Jahreshälfte 2022 erfolgen. Dem gegenüber steht letztlich weiterhin der hohe Verschuldungsgrad der Länder in der EU, der durch Covid-19 weiter angestiegen ist.

Welche drei Themen werden die Immobilienwirtschaft 2022 am stärksten beeinflussen? Wo sehen Sie die zentralen Herausforderungen? Was wären mögliche Lösungsansätze?

Als die drei Top-Themen stehen Nachhaltigkeit, Kostendruck und – gerade im Dienstleistungsbereich – das Thema HR an erster Stelle. Nachhaltigkeit betrifft nicht nur einzelne Projekte, sondern jedes Unternehmen. Herausforderung wird es hier sein, Maßnahmen zu setzen, die gleichzeitig auch verträglich für die Unternehmen sind. Tempo und Wahl der Maßnahmen sind gut abzuwägen. Der Kostendruck im Bereich Baukosten, aber auch die Entwicklung der Grundstückspreise ist gerade in der Bewertung täglich sichtbar. Die Leistbarkeit des Wohnens wird so für Private durch die nunmehr strengeren Finanzierungsstandards noch weiter erschwert.

Last but not least beschäftigt das Thema HR sämtliche Branchen – nicht nur die Immobilienwirtschaft. Dabei geht es um Personalsuche, aber darüber hinaus ganz wesentlich um Entwicklungsmöglichkeiten, Perspektiven und Rahmenbedingungen, die die Unternehmen schaffen. EHL differenziert sich hier maßgeblich durch ein stark verankertes Wertegerüst.

Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen für 2022?

Wir wollen unsere positive Geschäftsentwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Kernstück ist dabei immer die Weiterentwicklung unseres Teams – sei es durch Weiterbildung, Zertifizierungen oder den Gewinn neuer Mitarbeiter, die uns durch ihre Expertise ergänzen. Nur so können wir unsere Kunden tatkräftig unterstützen. Wir werden als äußerst zuverlässiger und kompetenter Partner wahrgenommen. Und das spricht sich herum, das spüren wir.

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