ImmoVision 2022 Karin Fuhrmann

Wir fragen, Experten antworten - die Serie zum Jahresbeginn

"Da die Inflation in der jüngeren Vergangenheit doch substantiell zugenommen hat und vom Zwei-Prozent-Ziel weit entfernt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu moderat steigenden Zinsen kommt, falls die EZB die Inflation nicht anderweitig in den Griff bekommt."

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Karin Fuhrmann

Wie optimistisch bzw. wie pessimistisch gehen Sie in das neue Jahr? Welche Assetklasse wird Investors Liebling?

Da ich ein optimistischer Mensch bin – trotz Omikron – sehr optimistisch. Die Impfungen und zunehmenden Immunisierungen werden ihre Wirkung zeigen, sodass auch die Pandemie im Lauf des Jahres 2022 in den Hintergrund treten sollte. Wohnen wird wohl als Assetklasse Investors Liebling bleiben.     

Die Preisentwicklung von Immobilien-Investments kannten über viele Jahre nur eine Richtung: Aufwärts. Was bedeuten ESG und COVID-19 für die Immobilienbewertung?

COVID-19 hat sicherlich im Jahr 2020 zu der einen oder anderen niedrigeren Bewertung geführt. Man konnte dies vor allem im Bewertungsergebnis der börsenotierten Gesellschaften erkennen. Da dank der staatlichen Förderungen doch viele Unternehmen die Pandemie bisher ganz gut gemeistert haben, wird dieser Effekt wohl in den Bilanzen 2021 geringer sein bzw. bereits wieder gänzlich eliminiert. ESG wird in den Bewertungen vor allem ältere Objekte etwas unter Druck bringen, da die Umweltanforderungen nicht so gut abgebildet sind, wie bei Neubauten, die bereits in der Planung besonderes Augenmerk auf die Klimaneutralität legen konnten. Hinzu kommt, dass entsprechend „grüne“ Immobilien von institutionellen Investoren mehr nachgefragt sein werden, was sich positiv auf den Wert und die Bewertung auswirkt. 

Werden Umwelt- und Pandemie-Risiken in Form höherer Risikoprämien stärker eingepreist werden? Rechnen Sie mit steigenden Zinsen?

Umwelt- und Pandemie-Risiken werden sicherlich ihren Niederschlag in den Risikoprämien finden. Die Frage nach steigenden Zinsen ist schwer zu beantworten. Da die Inflation in der jüngeren Vergangenheit doch substantiell zugenommen hat und vom Zwei-Prozent-Ziel weit entfernt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zu moderat steigenden Zinsen kommt, falls die EZB die Inflation nicht anderweitig in den Griff bekommt.

Welche drei Themen werden die Immobilienwirtschaft 2022 am stärksten beeinflussen? Wo sehen Sie die zentralen Herausforderungen? Was wären mögliche Lösungsansätze?

Klimaneutralität und Ressourcenschonung sind sicherlich Themen, die in der jüngeren Vergangenheit stark in den Fokus gerückt sind und auch bedeutsam bleiben werden. Die Immobilienentwickler haben sich darauf bereits recht gut eingestellt. Hier erwarte ich noch einen Innovationsschub. Die Frage nach dem Arbeitsplatz nach der Pandemie wird uns möglicherweise 2022 noch beschäftigen und flexible Lösungen von den Arbeitgebern verlangen. ·       

Ihre Pläne und Ziele für Ihr Unternehmen 2022?

Da mir die Themen ESG und auch erneuerbare Energien sehr am Herzen liegen, werde ich tatkräftig mitarbeiten, dass TPA hier das Beratungsangebot noch weiter ausbaut und es auch klein- und mittelständischen Unternehmen möglich sein wird, sich dem Thema mit vertretbarem Aufwand zu widmen.                                         

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